Heute darf auch der Judenbacher Männerchor in Schauberg singen
Autor: red
Tettau, Freitag, 02. Januar 2015
In Schauberg ging die Grenze zum thüringischen Judenbach erst zum Jahreswechsel vor 25 Jahren auf. Seitdem gibt es auch für die singenden Männer aus dem thüringischen Ort kein Problem mehr, die Feste im Tettauer Ortsteil zu bereichern - so auch zur Gedenkfeier.
Für Hubert Steiner war es wie ein Déjà-vu. Denn nicht nur vor 25 Jahren kamen die beiden damaligen Bürgermeister aus Tettau und Judenbach auf ihn zu, um ihn um die Organisation einer kleinen Feierstunde zur Grenzöffnung zwischen den beiden Orten zu bitten.
Auch heuer haben ihn Peter Ebertsch, Bürgermeister in Tettau, und Albrecht Morgenroth (Bürgermeister von Judenbach) darum gebeten.
Das Läuten der Glocken aus dem Schauberger Gotteshaus eröffnete die Jubiläumsfeier anlässlich der 25-jährigen Grenzöffnung zwischen Schauberg und Judenbach. Eine Andacht und die Erinnerung an die Geschehnisse vor 25 Jahren standen im Mittelpunkt des offiziellen Festakts.
Steiner freute sich über den Auftritt des Männerchors Judenbach, den man 1985 zur 275-Jahrfeier nach Schauberg eingeladen hatte.
Erst am 13. und 14. Januar 1990 ermöglichte der neue Grenzübergang den regen Austausch. Seither gehöre der Männerchor zum "festen Inventar" bei Festen in Schauberg - genau wie der Musikverein Schauberg, der damals am Hirscheck ebenso dabei war.
Zu Silvester vor 25 Jahren fand die inoffizielle Grenzöffnung und einen Tag später, am 1. Januar 1990, die offizielle Grenzöffnung mit einer Andacht statt. Ausführlich berichtete Hubert Steiner von der Entwicklung der Grenzöffnung am Hirscheck bei Schauberg. Er sprach die Modalitäten an, die abgesprochen wurden und erzählte von den Begebenheiten, die sich dabei zugetragen hatten.
Heute frage er sich noch, wie man das damals in so kurzer Zeit geschafft habe, denn am Samstag den 30. Dezember habe man noch nicht gewusst, dass eine solche Feier durchgeführt werden soll.
Vergleich mit Flüchtlingen
Pastoralreferent Josef Grünbeck erinnerte vor dem idyllisch-winterlichen Hintergrund, dass auch die beiden Kirchen ihren Teil im Rahmen der Montagsdemonstrationen beigetragen hatten. Gott sei erfahrbar in den großen Ereignissen des Lebens und der persönlichen Lebensgeschichte jedes Einzelnen.
Pfarrerin Christine Wachter sprach Gedanken zur Jahreslosung "Nehmt einander an" und ging dabei auf die aktuelle Flüchtlingssituation ein. So wie man sich in Deutschland vor vielen Jahren gegenseitig angenommen habe, solle man den Flüchtlingen entgegenkommen. Sie erinnerte an die vielen Schicksale, welche die Menschen bewegten, ihre Heimat zu verlassen. Heute dürfe man dafür dankbar sein, dass viele Menschen und Familien vor 25 Jahren wieder zusammengeführt wurden.
Tettaus Bürgermeister Peter Ebertsch dankte dafür, an das zu erinnern, was vor 25 Jahren geschehen war. Mit dieser Andacht untermauere man die freundschaftliche Bande. Bei aller Freude dürfe man aber die zwölf Mauertoten, die es in dem Bereich von Schauberg gegeben hat, nicht vergessen. Die Jubiläumsfeier erinnere an Menschen, welche die Freiheit gesucht haben.
Judenbachs Bürgermeister Albrecht Morgenroth übermittelte die Thüringer Grüße zum Tag der Erinnerung und des Gedenkens. Er führte aus, dass er Ende der 50er Jahre noch in Schauberg gewesen sei und er dann über 30 Jahre warten musste, bis er wieder dorthin konnte. Ein Traum sei damit in Erfüllung, dorthin wieder zu gelangen, "woher die Glocke erschallte und die weißen Häuser stehen".
Erinnerung an die Grenzöffnung
Den Abschluss des offiziellen Teils bildete die Nationalhymne. Für die musikalische Ausgestaltung der Feierlichkeiten sorgten der Musikverein Schauberg unter der Leitung von Hans Becker und der Männerchor Judenbach unter der Leitung von Klaus Mechtold.
Eine ausgiebige Bild- und Pressetextausstellung erinnerte an die Zeit vor der Grenzziehung und den Verlauf und die Geschehnisse der letzten Jahrzehnte.