Hepatitis A-Fälle in Küps: Eltern kritisieren Vorgehensweise
Autor: Marian Hamacher
Küps, Dienstag, 26. Januar 2016
Viele Betroffene, deren Sprösslinge den Kindergarten "Spatzennest" oder die Küpser Volksschule besuchen, sehen sich angesichts der Hepatitis-A-Fälle schlecht informiert. Sie hätten gerne persönlich und nicht erst über Briefe Genaueres erfahren.
Es ist eine Ausnahmesituation - für alle. Kinder, Eltern, Erzieher, Lehrer. Seit vergangenen Donnerstag der Verdacht auf eine Hepatitis-A-Infektion (Gelbsucht) im Oberlangenstadter Kindergarten "Spatzennest" sowie kurze Zeit später zwei weitere in der Klasse 3a der Küpser Volksschule gemeldet wurden, ist die Aufregung gerade bei Eltern groß. Noch größer, nachdem sich der Verdacht vorgestern in allen drei Fällen bestätigte.
Kritik an Informationspolitik
Der Kindergarten bleibt daher weiter geschlossen, sodass dessen kleine Besucher ebenso zu Hause bleiben müssen wie die Drittklässler. Einige Eltern fühlen sich mit ihren Sorgen offenbar allein gelassen. Ihr Unverständnis äußern sie unter anderem auf der Facebook-Seite des Fränkischen Tags Kronach über die Informationspolitik des Kindergartens sowie der Volksschule. Gleich mehrere User bemängeln, vom Kindergarten nicht telefonisch informiert worden zu sein. "Ich wurde nicht angerufen", schreibt eine Nutzerin. "Ich bin in Elternzeit, daher ist es für mich kein Problem, mich um meine Kinder zu kümmern. Aber andere müssen ja sehen, wie sie organisieren und planen."So geht es einem Vater, der sich in unserer Redaktion meldete, jedoch anonym bleiben möchte. Er habe Angst, dass seinem Kind ansonsten vom Träger des Kindergartens der Platz gekündigt werden könnte. Nur weil seine Frau kurzfristig unbezahlten Urlaub einlegen durfte, sei es möglich, sein Kind in den kommenden beiden Wochen zu betreuen. Denn nach der Impfung bestehen noch 14 Tage Quarantäne. Nur wenn bis dahin keine Symptome auftauchen, steht fest, dass das Kind nicht erkrankt ist - oder nicht mehr erkranken kann. Der Vater macht der evangelischen Kirchengemeinde Küps als Träger des Kindergartens Vorwürfe: "Die Leistung des Kindergartens finde ich unglaublich schlecht. Richtig katastrophal." Es gebe keine Zusammenarbeit mit den Eltern. Er hätte sich gewünscht, dass man alle Eltern angerufen und diese bei einem kurzfristig einberaumten Informationsabend umfassend informiert hätte.
Erst am Samstag habe er einen Brief vom Kindergarten erhalten, indem über Hepatitis A informiert und mitgeteilt wurde, dass die Einrichtung bis auf Weiteres geschlossen bleibe. Nähere Informationen kämen vom Gesundheitsamt. Dessen Arbeit lobt er dagegen ausdrücklich. "Die waren immer auf Zack, immer erreichbar und gaben Tipps, wie man sich verhalten soll oder worauf zu achten ist", sagt er. Das Pfarramt sei dagegen schwer erreichbar gewesen und habe auf Nachfragen zum Teil rüde reagiert.
Verständnis für Eltern
Pfarrer Friedrich Seegenschmied bittet um Verständnis. Wenn die Anweisung vom Gesundheitsamt komme, den Kindergarten zu schließen, müsse sofort gehandelt werden. "Ich kann die Eltern verstehen. Aber wir machen das ja nicht, um sie zu ärgern, sondern um die Kinder zu schützen", erklärt er. Nachdem er Mittwochnachmittag vom Kindergarten sowie dem Landratsamt über die Verdachtsfälle informiert wurde, sei es sein Ziel gewesen, auch die Eltern über die Maßnahmen schnellstmöglich in Kenntnis zu setzten. "Das geht am besten über das Regionalradio, das dann auch jede halbe Stunde darüber berichtet hat", sagt der Pfarrer. Die Adressen der Eltern habe er anschließend umgehend dem Gesundheitsamt zur Verfügung gestellt, damit dieses die Eltern genauer informieren kann. Der Brief an die Eltern sei dann nur der letzte Schritt in der Informationskette gewesen: "Das hat ja im Grunde auch alles gut funktioniert. Nur drei Eltern wussten nicht Bescheid, die am Donnerstag vor der Tür standen."
Diese öffnet sich für alle Kinder voraussichtlich wieder am 10. Februar. "Dann ist die Inkubationszeit vorbei. Der Brief, in dem wir darüber informieren, geht am Mittwoch raus", sagt Seegenschmied. Noch schneller könnten womöglich Kinder wieder betreut werden, die direkt am 21. oder 22. Januar geimpft wurden. "Da werden wir eine Lösung finden", verspricht der Pfarrer. Bevor er etwas Definitives sagen könne, müsse er aber noch mit den Betreuerinnen sprechen.
Ähnlichen Vorwürfen wie Seelenschmied ist auch Silvia Krüger, die Rektorin der Küpser Volksschule, ausgesetzt. "Wir haben am Freitag erst eine Information der Schule bekommen. Der absolute Witz", heißt es unter anderem auf der Facebook-Seite unserer Redaktion. "Dann bekommt man auch noch in der Schule gesagt, dass es nicht Aufgabe der Schule ist, die Eltern zu informieren."
Transparent und sauber
Krüger weist solche Vorwürfe entschieden zurück. "Ich bin überzeugt davon, keinen Fehler gemacht zu haben", sagt sie verärgert. "Wir arbeiten eng mit dem Gesundheitsamt zusammen. Da ist alles transparent und sauber gelaufen." Vergangenen Mittwoch habe die Schule einen Anruf bekommen, in dem zwei Kinder krank gemeldet wurden. "Da war aber noch nicht von Hepatitis A die Rede", betont Krüger. Davon habe sie erst einen Tag später durch das Gesundheitsamt erfahren. Die Eltern seien daraufhin umgehend informiert worden.Es ist eine Ausnahmesituation, die die Gemüter noch einige Zeit erhitzen dürfte - mindestens wohl solange, bis die Inkubationszeit endgültig vorbei ist.