Heidi (7) hat den Kampf gegen ihren Hirntumor verloren
Autor: Veronika Schadeck
Steinbach am Wald, Freitag, 15. Juli 2016
Ein Hirntumor hat Heidi Förtsch aus dem Leben gerissen. In Erinnerung an sie findet am Montag in Steinbach ein besonderes Fußballspiel statt.
Das Wohnzimmer von Ulrike und Marco Förtsch ist gemütlich eingerichtet, in einem Teil liegt ein großer Sitzsack. "Darauf lag Heidi oft während ihrer Krankheit", erklärt Marco Förtsch. Vier Monate kämpfte ihre Tochter gegen eine besonders aggressive Form des Gehirnkrebses, den "Diffusen intrinsischen Ponsgliom (DIPG)" - vergeblich.
Mit nur sieben Jahren wurde Heidi Förtsch aus dem Leben gerissen. Am kommenden Montag, 18. Juli, findet nun auf dem Sportgelände des SC Steinbach ein Benefizspiel in Erinnerung an die kleine Heidi statt. Es treten Regionalligist SpVgg Bayreuth und eine Auswahlmannschaft von Kreisliga/Kreisklasse gegeneinander an. Anstoß ist um 18.45 Uhr.
Eltern ließen sich freistellen
Eigentlich gingen die Organisatoren der Fußball-Kreisspielleitung und letztlich auch das Ehepaar Förtsch davon aus, dass Heidi an diesem Tag noch leben würde. Mit dem Erlös des Spiels sollten die Eltern entlastet werden, nachdem sich Ulrike und Marco Förtsch für die Pflege ihrer Tochter hatten "freistellen" lassen. Letztendlich aber verlor Heidi mit nur sieben Jahren ihren Kampf gegen den bösartigen Hirntumor.
Kuscheltiere aufs Grab
Mehr als 95 Prozent der Betroffenen überleben das erste Jahr nach einer solchen Diagnose nicht - so auch die kleine Heidi. Trotz ihres Leidensweges klagte das tapfere Mädchen nie. Nur einmal - kurz nach der schrecklichen Diagnose - sagte sie: "Wenn ich gestorben bin, legt mir meine Kuscheltiere mit aufs Grab."Heidi war ein scheinbar gesundes und lebensfrohes Kind, das gern mit seinen Freunden im Freien herumtobte. Sie ging gern in den Kindergarten und seit September 2015 in die Schule. Sie lernte mit Begeisterung.
2015 fing alles an
"Ende Dezember 2015 fing es an", erzählt die Mutter. Heidi sah Doppelbilder, wollte nicht mehr zur Schule, fiel öfters vom Stuhl oder lief gegen den Türrahmen. Ein Augenarzt stellte Kurzsichtigkeit fest. Es hieß: "Sie braucht eine Brille." Nachdem man beim Augenarzt die Brillenstärke aufgrund einer Überreaktion auf die verabreichten Augentropfen nicht ermitteln konnte, folgte eine Überweisung in die Uni-Klinik nach Erlangen. Dort stellte man zunächst eine Lähmung des Augenmuskels fest. Ein MRT folgte - und damit die schreckliche Diagnose, erinnert sich Ulrike Förtsch. Die Krankheit schritt rasant voran. Innerhalb weniger Wochen verlernte Heidi zu laufen, zu sitzen. Bald konnte sie noch nicht einmal mehr einen Stift in Händen halten. "Mehr als hilflos zuschauen konnten wir nicht." Es sei für sie beide ein schrecklicher Tag gewesen, als die Ärzte ihnen mitteilten, dass Heidi sterben muss. "Unbegreiflich, unfassbar, völlig hilflos."
Pflege der Tochter
Der Alltag der Familie Förtsch änderte sich. Nahezu alles drehte sich um die Pflege ihrer Tochter - und das 24 Stunden am Tag. Es folgten Bestrahlungen, Krankenhausaufenthalte. Es musste jemand da sein, um bei Schmerzen beizustehen. Es musste jemand in der Nacht bei ihr sein, wenn Heidi aufgrund von Nebenwirkungen der Bestrahlungen und der Einnahme von Cortison nicht schlafen konnte. Es folgten zahlreiche Gespräche mit Ärzten, man lernte die Kinderpalliativmedizin kennen. Das Aussehen von Heidi veränderte sich durch die Medikamente rapide. "Sogar meine Großmutter hatte Heidi nach ein paar Wochen nicht mehr erkannt", erzählt die Mutter. Heidi gab aber auch in dieser schweren Phase ihren Eltern Kraft. Sie hatte immer ein bestimmtes Ritual, erzählt die Mutter. "Morgens im Supermarkt bummeln, mittags Bruder Nick vom Bahnhof abholen und abends in die Badewanne."In der Badewanne schlief sie schließlich vor sechs Wochen ein und wachte nicht mehr auf. Sie kam wieder nach Erlangen auf die Kinderonkologie. Dort schlief sie noch einen Tag, bevor sie endgültig aus dieser Welt schied.
Hoffnung
Die Stimme von Marco Förtsch gerät ins Stocken, als er an den Moment, als die Ärztin sagte: "Wir denken, Heidi hat sich nun auf die Reise gemacht." Manchmal, so Ulrike Förtsch, frage man sich, warum man all diese Behandlungen hat durchführen lassen. "Wir kannten doch die Sterberate." Sie gibt sich aber gleich selbst die Antwort: "Man hofft, dass man den Tod dadurch hinauszögern kann und dass während dieser Zeit die Forschung ein Heilmittel findet."Den Verlust von Heidi werden Marco und Ulrike Förtsch immer mit sich tragen. Sie lassen den Schmerz zu, weinen. Manchmal wird aber auch gelacht, so auch an diesem Abend, als Bilder vom Schützenfestumzug, vom Kindergarten und von der Einschulung gezeigt worden. Ulrike und Marco Förtsch erzählen, dass Heidi gerne bis zuletzt Freundinnen um sich hatte und unbedingt noch ihren Kindergeburtstag nachfeiern wollte.