Immer häufiger finden Frauen keine Hebamme. Um trotzdem alle Mütter im Wochenbett betreuen zu können, soll es bald eine offene Sprechstunde geben.
"Sie sind jetzt schon die fünfte Hebamme, bei der ich es versuche!" Ein Satz, den Cilly Volk und ihre Kolleginnen sinngemäß alle schon einmal am Telefon gehört haben. Und leider passiert es häufiger, dass sie der werdenden Mutter am anderen Hörer zum fünften Mal die gleiche Antwort erteilen müssen. Freiberufliche Hebammen müssen immer wieder Frauen abweisen, da ihnen schlichtweg die zeitlichen Kapazitäten fehlen.
Diese Frauen auch in Zukunft bestmöglich versorgen zu können, hat sich zuletzt auch der Landkreis Kronach als Ziel gesetzt. Gestern hat Landrat Klaus Löffler ein Maßnahmenpaket vorgestellt, das in enger Zusammenarbeit der Gesundheitsregion-Plus und den Kronacher Hebammen entstanden ist.
Und noch 2019 soll ein drängender Wunsch der Kolleginnen umgesetzt werden: Eine Wochenbettambulanz für den Landkreis. Finanziert wird die Maßnahme über das Bayerische Förderprogramm "Geburtshilfe in Bayern (siehe Infokasten).
Nachwuchs fehlt
Als sich Andrea Hahn, die federführend für die Gesundheitsregion am Projekt beteiligt war, 2018 dem Thema Hebammenversorgung annahm, muss eine erste Bestandsaufnahme ernüchternd gewesen sein.
Eine Befragung unter den freiberuflichen Hebammen zeigte folgendes Bild: Es gibt nur wenig Nachwuchs, die Altersstruktur unter den Hebammen ist eher hoch, der Landkreisnorden wird schlechter versorgt. Und vor allem: Die Hebammen müssen immer wieder Frauen alternativlos abweisen.
"Wir können nicht unbegrenzt Mütter annehmen - und da kommt es leider immer wieder vor, dass Frauen nach der Geburt keine Hebamme haben, die sie betreut", bedauert Karin Zapf. Ihre Kolleginnen berichten auch von Frauen, die bereits in den ersten Schwangerschaftswochen verzweifelt auf der Suche nach einer Hebamme sind - immer öfter ohne Erfolg, obwohl sie sich rechtzeitig um Betreuung bemüht hätten.
Offene Hebammensprechstunde
Damit aber alle Frauen im Wochenbett bei Bedarf den Rat einer Hebamme einholen können, soll eine Wochenbettambulanz ins Leben gerufen werden. Diese offene Hebammensprechstunde soll eine Anlaufstelle für Frauen sein, wenn keine Hebamme gesucht oder gefunden wurde oder die eigene Hebamme nicht verfügbar ist.