Halloween: Warum auf einer Gartenbank in Wilhelmsthal Vorsicht geboten ist
Autor: Marian Hamacher
Wilhelmsthal, Dienstag, 30. Oktober 2018
Gruselige Kostüme, blutverschmierte Gesichter: Am 31. Oktober ist wieder Halloween. Die Wilhelmsthalerin Sabrina de Groot hat sich auf den Tag besonders gut vorbereitet. Ein Besuch.
Wer auf Sabrina de Groots Gartenbank Platz nimmt, lebt gefährlich. Jedenfalls, wenn es sich dabei um ein Geschöpf handelt, das größtenteils aus Stroh besteht. Dabei fing alles so harmlos an: Aus einigen alten Klamotten und zahlreichen getrockneten gelben Halmen bastelte die inzwischen 38-jährige Wilhelmsthalerin eine Figur, die den Herbst über gemütlich in einen Kapuzenpullover eingemummelt und mit einer Flasche Bier ausgestattet, auf der Gartenbank verbringen durfte. "Das sah einfach schön aus, passte gut zur Jahreszeit. Doch dann kam Halloween und da dachte ich: ,Jetzt bring ich den einfach mal um'", sagt de Groot gut gelaunt - und muss selbst lachen, als sie merkt, was sie gerade gesagt hat.
Etwas anders drapiert und einen Ball in die Nähe des Schulterbereichs platziert, wurde der gemütliche Biertrinker flux zur kopflosen Leiche. "Das sah eigentlich ganz cool aus", erinnert sie sich zurück. "Das wollte ich jetzt größer aufziehen." Ihre "Mordlust" war geweckt.
Auch dieses Jahr hat de Groot wieder eifrig "gemordet". An einen Baumstamm gefesselt, sitzt etwa eine bemitleidenswerte Puppe in einem blauen Dirndl. Bemitleidenswert nicht etwa wegen des schon in die Jahre gekommenen Kleidungsstücks; vielmehr wegen ihres blutüberströmten Unterschenkels. Ihres abgetrennten Unterschenkels. Die Axt steckt noch im Rasen. Klar: Auch die junge Dirndl-Trägerin saß vor einigen Wochen noch weniger blutig auf der Gartenbank. "Wer der Mörder ist, bleibt ein bisschen der Fantasie der Besucher überlassen", erzählt de Groot.
In Form eines schaurig dreinschauenden Clowns und einer nicht wesentlich freundlicher wirkenden Gestalt in einem orangefarbenen Overall gibt sie zwei mögliche Täter vor. Es ist das inzwischen dritte Jahr, dass sie ihren etwa 2000 Quadratmeter großen Garten komplett auf Halloween trimmt. Zunächst nur verziert mit einigen Kürbissen, inzwischen nicht nur mit den Strohfiguren, sondern auch einem eigens angelegten Friedhof. Ein bis zwei Tage dauere es, ehe der Garten so aussieht, wie sie sich das vorgestellt hat, sagt de Groot.
Einen Halloween-Tick habe sie schon immer gehabt, und ihr Interesse aus dem von irischen Einwanderern nach Amerika gebrachten Brauch (siehe Infokasten) sei mindestens ebenso groß wie das an Horror-Filmen.
Bonbons mit Bildungsauftrag
;Damit liegt sie voll im Trend. Schon vor vier Jahren feierten laut einer Umfrage in Deutschland bereits drei von vier Familien Halloween. Ein Umstand, den Dorothea Richter kritisch betrachtet. "Wenn andere Leute einen Grusel-Kult feiern wollen, der kommerziell einfach unglaublich betrieben wird, kann ich es nicht ändern", sagt die Dekanin des evangelisch-lutherischen Dekanats Kronach-Ludwigsstadt. "Ich finde es auf jeden Fall nicht toll und kenne auch einige kleine Kinder, die sich tatsächlich fürchten."
Sie hat die Sorge, dass der 31. Oktober mehr mit Halloween als dem für die evangelische Kirche wichtigen Reformationstag verbunden wird. Wie wichtig den Gläubigen der Tag sei, habe sich vergangenes Jahr gezeigt, als der 500. Jahrestag der Reformation ein bundesweiter Feiertag war. "Da waren die evangelischen Kirchen voll wie an Weihnachten", sagt Richter, die schon gespannt ist, wie es in diesem Jahr werden wird.