Verkleidete Kinder, die an ihrer Tür "Süßes oder Saueres" verlangen, werde sie aber dennoch eine Kleinigkeit in die Hand drücken - sofern sie zu Hause ist. "Vielleicht Luther-Bonbons, wie es schon andere Pfarrer getan haben, und ihnen dann erzählen, dass wir an diesem Tag auch noch etwas anderes feiern."
Ein Zusatzgeschäft
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Dass sich immer mehr Personen auf klingelnde Kinder einstellen, bemerkt auch die heimische Wirtschaft. Neben den Süßwaren steige seit vier oder fünf Jahren zudem die Zahl der verkauften Grusel-Kostüme oder Masken. "Das macht sich dann im Umsatz schon bemerkbar", sagt Jochen Friedrich, der Geschäftsführer des Kronacher Kaufhauses Weka. Auch Keramik-Kürbisse und ähnliche Deko-Produkte seien mehr und mehr gefragt. "Das ist wie der Kindertag zum 1. Juni ein Zusatzgeschäft, das sich immer mehr entwickelt", erzählt Friedrich.
Freilich hat auch Sabrina de Groot schon ordentlich die Kassen klingeln lassen. Zwischen 300 und 400 Euro sollen es alleine in diesem Jahr gewesen sein. Dabei bleiben wird es sicher nicht. Schließlich soll 2019 auch der Teich ins Halloween-Konzept eingebunden werden. Wie genau weiß sie noch nicht. Doch welche Figur auch immer kommendes Jahr auf der Gartenbank Platz nehmen wird. Man sollte sie warnen.
Von Irland über Amerika zurück nach Europa: Die wichtigsten Fakten über Halloween
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Bedeutung: Das Wort "Halloween" bezeichnet an sich nichts anderes als den Abend vor Allerheiligen. Aus der englischen Schreibweise "All Hallows'Eve" wurde mit der Zeit erst das verknappte "Hallowe'en" und letztlich "Halloween".
Herkunft: Lange Zeit wurde Halloween nur in katholisch gebliebenen Gebieten der britischen Inseln gefeiert. Während die anglikanische Kirche die Reformation feierte, begingen vor allem die Iren mit Halloween eine Art Gegenfest. Als im 19. Jahrhundert zahlreiche Iren nach Amerika auswanderten, brachten sie auch ihren Brauch mit in die Vereinigten Staaten und Kanada und bauten ihn aus. Weil auch andere Gruppen Gefallen an dem Fest fanden, entwickelte es sich in Nordamerika mit den Jahrzehnten zu einem wichtigen Volksfest. Seit etwa 1995 findet der Brauch über den Umweg USA wieder zurück nach Europa.
Kürbis: Vor vielen Häusern stehen zu Halloween Kürbisse mit geschnitzten Fratzen. Im Inneren leuchtet eine Kerze. Dieser Brauch geht auf eine irische Sage um Jack Oldfield zurück. Nach seinem Tod landete dieser in der stockdunklen und kalten Zwischenwelt. Aus Mitleid schenkte ihm der Teufel glühende Kohle. Diese steckte Jack in eine ausgehöhlte Rübe und nutzte sie als Laterne. Damit zieht er jedes Jahr an Allerheiligen durch die Dunkelheit. Weil es in Amerika aber keine Rüben gab, halfen sich die irischen Einwanderer einfach mit einem Kürbis aus. Seitdem werden Kürbisse in der Nacht vor Allerheiligen vor die Häuser gestellt, um böse Geister fernzuhalten.
Wirtschaftsfaktor: Vor allem auf zwei Wirtschaftszweige hat der Brauch Auswirkungen: die Kostümhersteller und die Süßwarenindustrie. 2014 gaben die Deutschen 14 Tage vor Halloween pro Woche noch rund 140 Millionen Euro für Süßigkeiten aus, errechnete das Marktforschungsunternehmen Nielsen. In der Halloween-Woche sei der Umsatz dann um 17 Prozent auf rund 164 Millionen Euro gestiegen.
Noch höher sind die Umsatzzahlen bei den Kostümherstellern. In den vergangenen Jahren seien es im Schnitt etwa 28 Millionen Euro gewesen, teilt die Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwarenindustrie mit. Die Erwartungen für die laufende Saison seien aber noch höher. "Wir stellen eine rege Nachfrage fest", sagt Volker Schmid, der Geschäftsführer der Fachgruppe. Längst sei Halloween neben der Karnevals- und Fastnachts-Periode zu einem zweiten wirtschaftlichen Standbein geworden.
Pro-Kommentar von Christoph Wiedemann: Ein Hauch Nostalgie
Wenn es um Halloween geht, schwelge ich in Nostalgie. Vor rund 15 Jahren habe ich mich mit meinen Freunden - und einigen Eltern - auf ungeahnte Pfade begeben: Wir sind durch die Straßen gezogen und haben Süßigkeiten gesammelt. Im Nachhinein haben wir erfahren, dass wir ausschließlich bei Bekannten unserer Eltern geklingelt hatten - und die wurden vorgewarnt. Trotzdem hatten wir Blut geleckt. Schon im nächsten Jahr spukten wir wieder durch unser Dorf. Diesmal von Haus zu Haus - ohne Vorwarnung. Und es hat funktioniert: wir hatten Taschen voller Süßigkeiten. Das bekamen dann andere Kinder und Generationen mit, so dass unser Dorf schon bald von Untoten aller Art heimgesucht wurde. Meine Eltern sind heute sogar enttäuscht, wenn kein Kind mehr klingelt. Halloween gehört mittlerweile dazu. Verkleiden, Feiern und Spaß haben. Und wer erinnert sich nicht gerne an solche Nächte?
Kontra-Kommentar von Matthias Einwag: Die Untaten der Untoten
Fasching im Herbst ist eine lustige Sache für Kinder. Ich will gar nicht moralinsauer räsonieren, dass dieser angeblich keltische Brauch über die USA zu uns kam und hierzulande keine gewachsene Tradition besitzt. Wer sich gern mit Skeletthemden, Totenkopfmaske und Filmblut ausstaffieren will, bitteschön! Aaaber: Mit Halloween wird viel Schindluder getrieben. Jahr für Jahr sind die Polizeiberichte voll von den Untaten der Untoten. Da werden Hausfassaden mit Ketchup beschmiert (Süßes oder Saures!), Türschlösser verklebt und dergleichen Sachbeschädigungen mehr. Natürlich, könnten Sie nun anführen, das gibt's in der Silvesternacht auch. Dennoch sollten jene, die sich zu Halloween einen Spaß gönnen, dies nicht auf Kosten anderer tun. Wie weit Halloween etwas mit Allerheiligen und Allerseelen zu tun hat, bleibt sowieso dahingestellt, denn mit einem Totengedenken hat der oberflächliche Schabernack ohnehin nichts zu tun.