Druckartikel: Haiku als sprachliches Ventil

Haiku als sprachliches Ventil


Autor: Lisa Kieslinger

Kronach, Mittwoch, 05. Juli 2017

Die Schüler der Berufsfachschule für Krankenpflege haben bei ihren Haikus Worte gefunden, die emotional berühren.
Lisa Welscher, Selma Neubauer und Tina Daum (von links) präsentieren ihre Gedichte bei der Ausstellungseröffnung.  Foto: Lisa Kieslinger


"Menschen pflegen ist Hingabe und Freude mit Wissen und Können", "Pflegekräfte sind manchmal wahre Helden in schwierigen Zeiten" oder "Nur Stress keine Zeit, für fürsorgliche Pflege. Tut im Herzen weh": Auf bunten Papieren stehen die Haikus, siebzehnsilbige Kurzgedichte, die aus Japan stammen, die Schülerinnen und Schüler der Kronacher Berufsfachschule für Krankenpflege geschrieben haben. Wenige Worte, die den Leser emotional berühren.

"Ich weiß noch, was es für Gesichter gab, als ich reinkam und sagte, dass wir Gedichte schreiben wollen", erzählt Ingo Cesaro, der die Literaturwerkstatt in der Kronacher Berufsfachschule für Krankenpflege bereits zum 54. Mal durchgeführt hat. Auch die jetzige Kursleiterin Maren Haslach-Häfner lernte bei Ingo Cesaro das Schreiben von Haikus. "Ich war selbst einer der ersten, die das Projekt als Schülerin mitgemacht hat", erzählt sie. Die Literaturwerkstatt ist fester Bestandteil des Stundenplans der Berufsfachschule im ersten Jahr. "Am Anfang waren wir alle ziemlich skeptisch", gibt Tina Daum im Gespräch nach der Ausstellungseröffnung offen zu. In so wenigen Worten etwas Sinnvolles auszudrücken, war für die Schülerinnen und Schüler besonders am Anfang eine sehr große Herausforderung.

Selma Neubauer und Tina Daum haben in ihren Haikus das Thema Nächstenliebe aufgegriffen. "Nächstenliebe ist in der Pflege aber auch im Alltag ein wichtiges Thema, das leider viel zu häufig unterschätzt wird", erklärt Selma Neubauer.


Mit Gedichten Sorgen verarbeiten

Lisa Welscher hat ihr Haiku nicht auf den Beruf bezogen. Sie hat sich für das Thema Liebe entschieden: "Ein Schmetterling fliegt, die Kirschblüte zartrosa, Traum deines Kusses." Lisa Welscher fiel es schwer, ihre Gedanken in kurzer Form zu Papier zu bringen, doch am Ende ist es ihr doch gelungen.

"Das Schreiben solcher Gedichte ist ein ideales Ventil, um seine Sorgen zu verarbeiten", meint Cesaro. Im Berufsalltag einer Krankenpflegerin komme es oft zu schwierigen Situationen, mit denen man klar kommen muss.
Schulleiter Mathias Lau bringt es auf den Punkt: "Krankenpfleger und Dichter haben einiges gemeinsam: Beide brauchen für ihren Beruf Herz, Hand und Verstand." Er sei froh darüber, dass der Kurs nun zum 54. Mal in der Berufsfachschule stattfinden konnte und die Galerie im Landratsamt nun schon zum 14. Mal die Haikus ausstellt. Darüber freut sich auch der weitere Stellvertreter des Landrats, Bernd Stegner, der die Begrüßung übernahm. Landrat Klaus Löffler ließ sich entschuldigen.

Für Ingo Cesaro ist die Galerie im Landratsamt schon Tradition. Aktuell denke er darüber nach, die Haikus auf den bunten Blättern auch im Eingangsbereich der Frankenwaldklinik aufzuhängen. Denn bereits der Poesiebaum, der vor zwei Wochen vor der Frankenwaldklinik bestückt wurde, komme bei den Besuchern sehr gut an. "Dabei sieht man, was Poesie alles bewirken kann", meint Cesaro.