"Händlerin der Worte" wirbelt in Wilhelmsthal
Autor: Heike Schülein
Wilhelmsthal, Mittwoch, 13. März 2013
Melissa Schmidt baute ihren Marktstand als "Händlerin der Worte" in der Turnhalle Wilhelmsthal auf. Die Schüler lernten viel über Bedeutung von Wörtern. Vor allem, dass sie keine Schimpfwörter benutzen, oder andere Menschen mit Worten verletzen.
Es ist Markt. Der Stand der Markthändlerin mit ihrer leuchtend gelben Schürze und den aufgenähten großen Buchstaben ist aber nicht mit Obst oder Gemüse gefüllt. Beschützt von einem großen weiß-roten Marktschirm hat sie ein besonderes Angebot. Was gibt es da nicht alles zu kaufen: Wörter jeder Sorte, jeder Gelegenheit und für jeden Geldbeutel - höfliche Worte, tröstende Worte oder Fremdwörter.
"Schließlich", so sagt die quirlige Dame, "können Wörter stärker sein als alles andere". Sie selbst mag am liebsten "Worte, die zum guten Zusammenleben unter uns Menschen wichtig sind". Doch dann entdeckt sie, dass man ihr genau diese Worte aus einer Kiste gestohlen hat. Sie ist verzweifelt, denn sie hat keine anderen Begriffe mehr davon. In ihrer Not bittet sie die Jungen und Mädchen der Kronachtalschule ihr beim Wiederfinden dieser "guten Wörter" zu helfen.
Ein Musiktheaterstück
"Die Händlerin der Worte" ist ein Musiktheaterstück über Worte und Wörter - über kleine Worte, süße Worte, Worte, die verletzen und über die Schwierigkeit, mit Worten "etwas zu heilen". 1999 in Frankreich uraufgeführt, wurde "La marchande de mots"" bis heute über 2000-mal in Schulen und Theatern gespielt. Auch die Kinder in Wilhelmsthal ließen sich von der Wort-Entdeckungsreise der "Nimmerland Theaterproduktion" mitreißen, bei der es viel zu staunen und zu lachen gab. Während der Suche nach den verloren gegangenen Wörtern lernten sie "ganz nebenbei" die verschiedenen Arten von Wörtern kennen, die überall versteckt waren: in Schachteln und Kisten. Alle wurden sie von der Markthändlerin geöffnet - bis auf eine einzige - viel zu schwere - Kiste, die mit einer dicken Eisenkette verschlossen war. Nur zu gern hätten die Kinder einen Blick hineingeworfen. Doch die Kiste blieb zu. "Darin verbergen sich Schimpfwörter. Und Schimpfwörter bekommen bei mir nur die Heimwerker-Väter", erzählte die Wort-Jongleurin lachend. Wenn die Kinder doch einmal Grund zum Schimpfen hätten, sollten sie dabei zumindest kreativ sein. "Vergammelte Gurke, mein Schwein pfeift oder da spuckt das Lama" seien viel fantasiereicher als das, was die Erwachsenen von sich gäben.
Nachdenkliche Passagen
Obwohl der Spaßfaktor hoch war, hatte das Stück aber auch nachdenkliche Passagen und eine eindeutige Botschaft: "Wörter können verbinden, heilen, trösten, aber auch verletzen. Man muss sich vorher immer gut überlegen, was man sagt." Zur Verdeutlichung zeigte sie anhand einer Waage, wie schwer es ist, ein - schnell und unachtsam von sich gegebenes - beleidigendes Wort mit süßen Wörtern wieder aufzuwiegen. Als Ärztin verkleidet heilte sie das Wort Freundschaft, das in der Mitte auseinander gebrochen war. "Es gibt aber auch Wörter, bei denen ich nichts mehr machen kann - nämlich bei Lügen oder bei Versprechen, die gebrochen wurden", warnte sie die Kinder, die begeistert auch immer wieder in die lustigen Lieder einstimmten - beispielsweise in den Refrain vom Höflichkeitslied: "Denk daran, denk daran, sei gescheit: Weiter kommt man nur mit Höflichkeit."
Dargestellt wurde die "Händlerin der Worte" von Melissa Schmidt. "Ein Theaterstück allein zu bestreiten, ist keine leichte Aufgabe", räumte sie ein und fügte aber gleich hinzu: "Aber es macht auch unheimlich viel Spaß." Und diesen Spaß merkte man ihr deutlich an. Ein ums andere Mal fegte sie wie ein Wirbelwind über die Bühne, tanzte, schauspielerte, sang und jonglierte mit Wörtern was das Zeug hielt. Sie machte die Kinder neugierig, brachte sie zum Lachen, aber auch zum Nachdenken - und das alles in einer One-Woman-Show!