Gute Chancen für den Stausee der Wallenfelser Flößer
Autor: Friedwald Schedel
Wallenfels, Montag, 17. Februar 2014
Vielleicht schon nächstes Jahr können die Wallenfelser Flößer auf ein Staubecken mit 60 000 Kubikmetern Inhalt zurückgreifen. Wenn alles gut läuft, dann müssen sie bei Niedrigwasser keine Floßfahrt mehr absagen.
Seit September vergangenen Jahres, als Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bei einer Kabinettsausschusssitzung auf der Festung Rosenberg grünes Licht für den Bau eines Staubeckens gab, ist - von der Öffentlichkeit meist unbemerkt - sehr viel getan worden. Darauf verwies Bürgermeister Peter Hänel (FW) in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Es seien zwar noch keine konkreten Verhandlungen geführt worden, aber man habe bereits mit den Grundstückseigentümern der infrage kommenden drei Hektar Fläche gesprochen. Diese ständen dem Vorhaben nicht negativ gegenüber. Einen Schätzer habe man dabei hinzugezogen. Auch aus dem Wasserwirtschaftsamt sei Zustimmung zum Staubecken signalisiert worden. Ein Gespräch mit dem Regierungspräsidenten sei ebenfalls positiv verlaufen.
Die Flößer sind zufrieden
Am vergangenen Freitag habe er die Wallenfelser Flößer über den Stand der Dinge informiert. "Die waren recht zufrieden", sagte Hänel. "Da zu befürchten ist, dass die Probleme mit Niedrigwasser im Sommer in den nächsten Jahren nicht weniger werden, müssen wir bald für eine Lösung sorgen", drängte der Bürgermeister zur Eile. Mit einer Baugrunduntersuchung und einer Geländevermessung wolle man herausfinden, ob die ins Auge gefasste drei Hektar große Fläche zwischen Thiemitz und Schnappenhammer überhaupt geeignet ist. "Wir müssen wissen, ob das technisch geht und dann die Finanzierung sicherstellen", verdeutlichte Peter Hänel.
Drei Untersuchungsmethoden
Am Montag begannen bereits die Baugrunduntersuchungen durch drei Mitarbeiter des Ingenieurbüros Piewak aus Bayreuth. Die sind auf hydrogeologische Arbeiten spezialisiert. Thomas Röckel setzt dabei auf drei Faktoren, um beurteilen zu können, ob sich das drei Hektar große Gelände für ein Staubecken eignet: Er lässt mit dem Bagger Probelöcher ausheben, um zu sehen, wie die Bodenschichten verlaufen. Bei Rammsondierungen werden dünne Stahlstäbe in den Boden getrieben, um festzustellen, wie der Widerstand ist. Mit Rammkernsondierungen treibt man einen Bohrpfahl in den Boden, um Proben entnehmen zu können.
Wassertiefe von zwei Metern
Das, was Thomas Röckel an der ersten Grube sah, stimmte ihn optimistisch: Unter einer dicken Humusschicht befindet sich eine Lehmschicht. Darunter ist tragfähiger Kies, der von Grundwasser durchnässt ist. "So können wir beurteilen, ob das Material aus dem Becken für Damm und Abdichtung geeignet ist, oder ob das Material weggebracht werden muss und eine künstliche Dichtung rein muss", informierte Röckel. Er geht davon aus, dass auf den drei Hektar ein bis eineinhalb Meter tief Boden ausgebaggert werden muss. Schließlich brauche man eine durchschnittliche Wassertiefe von zwei Metern. Und das Wasser müsse natürlich auch in Richtung des Startplatzes der Flöße abfließen können. Angesichts der munter dahinplätschernden Wilden Rodach war Röckel relativ zuversichtlich, dass nur ein kleiner Damm errichtet werden muss und kein Fremdmaterial oder Materialaustausch nötig ist.
Der Verlauf der Wilden Rodach, die sich zwischen Fels und Schnappenhammer mehrmals unter der Bundesstraße durchschlängelt, kommt dem Vorhaben Staubecken sehr gelegen. Denn direkt oberhalb des Floßstartplatzes bei Schnappenhammer wäre kein Platz für ein Becken. Der Bach Thiemitz kommt aus dem Thiemitztal und fließt in die Wilde Rodach, die aus Richtung Schübelhammer/Fels kommt. Die Wilde Rodach fließt bei Thiemitz nach Norden, nach einer kurzen Strecke gleich wieder nach Süden, dann nach Westen parallel zur Bundesstraße, um kurz vor dem Floßteich Schnappenhammer wieder nach Norden abzubiegen. Nach dem Start der Floße geht's noch mal unter der Bundesstraße durch.
Der Lamitzspeicher 1992
Im Vergleich zum 1992 geplanten Lamitzspeicher nimmt sich das neue Staubecken eher bescheiden aus. Für den Lamitzsee standen 9,8 Millionen Mark "Leader-Mittel" bereit.
Das Gewässer sollte 1,5 Kilometer lang sein und einen 15 Meter hohen Damm haben. Insgesamt 500 000 Kubikmeter Wasser hätten im Lamitzspeicher Platz gehabt. Das Vorhaben wurde per Gerichtsbeschluss gekippt, weil eine seltene Pflanze im Staubereich gefunden wurde. Die Richter wollten erst eine Vegetationsperiode abwarten. So lange standen aber die Gelder nicht zur Verfügung. Diese verfielen und wurden anderweitig vergeben. Somit war das Vorhaben Lamitzspeicher "gestorben". Der große See hätte nicht nur für die Flößerei Nutzen gebracht, sondern im Sommer der Niedrigwasserauffüllung der Rodach gedient und im Frühjahr den Hochwasserschutz optimiert.