Druckartikel: Großer Andrang bei Nacht der Kirchen in Kronach

Großer Andrang bei Nacht der Kirchen in Kronach


Autor: Heike Schülein

Kronach, Sonntag, 17. Mai 2015

Im Rahmen von "Kronach leuchtet" gab es am Freitag in der Kreisstadt wieder eine "Nacht der Kirchen". Die Gemeinschaftsaktion wartete mit einem vielseitigen Programm spiritueller, musikalischer und kultureller Art auf. Es kamen auch am Wochenende viele Besucher zu "Kronach leuchtet".
Die Theatergruppe der Realschule zeigte in der Christuskirche "Der kleine Prinz". Fotos: Heike Schülein


Neugierige, erwartungsvolle Menschen strömen in die Gotteshäuser. Einige sind im Innern nur in einen zarten Kerzenschein getaucht, in anderen schaffen farbige Lichteffekte eine geheimnisvolle und mystische Atmosphäre. Durch die offenen Kirchentüren dringt Musik - eine Einladung, die die Besucher gerne annehmen: Sie lassen die Hektik des Alltags hinter sich und den Lärm der Straßen im an diesem Abend proppenvollen Kronach.

Nach einem langen Tag in der Abenddämmerung in die Stille kommen, an der Schwelle zur Nacht bei sich selbst ankommen - die Atmosphäre bei der "Nacht der Kirchen" am Freitag war schier überwältigend. Musik, Psalmen, Gebete, Tänze, ein zauberhaftes Theaterstück, wunderbare Werke von Lucas Cranach, aber auch die beklemmende Schilderung von Asylbewerbern von ihren Erfahrungen in ihrem "neuen Leben" - es war gerade diese Mischung, dieser Einklang, die das Angebot der nächtlichen Begegnung mit spiritueller Kraft ins Innere, in die Seele gingen ließ und die dessen Zauber und Faszination ausmachte.


Portale geöffnet

Das Programm spiritueller, musikalischer und kultureller Art war auch in diesem Jahr groß. Eingeladen hatte der Kronacher Ökumene-Sachausschuss - bestehend aus Mitgliedern der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden und der Kommunität des Oblatenklosters sowie aus Mitgliedern der Freien Christengemeinde, die mit Gaststatus an den Sachausschuss-Treffen teilnahmen. Erneut hatten die Spitalkirche, die Christuskirche, die Stadtpfarrkirche, die Klosterkirche und die Kronacher Synagoge zu ungewöhnlicher Stunde ihre Portale geöffnet und alle Menschen eingeladen, an diesem Abend auch die Kirchenräume in einem besonderen Licht kennen zu lernen. Ab 20 Uhr bis in die Nachtstunden tauchten die Besucher in die einzigartige Atmosphäre der Kirchen ein. Bei Musik, Gesang, Gebet, Theater, Gesprächen und unzähligen Lichtern konnte jeder Kirche neu erleben und für sich selbst neu entdecken. Auch die Freie Christengemeinde Kronach beteiligte sich wieder an der langen Kirchennacht.

Die Ergriffenheit der Zuhörer war spürbar. So unterschiedlich die Angebote auch waren, gab es doch eine große Gemeinsamkeit: Die Vermittlung der frohen Botschaft und das Geliebt-Sein von Christus. Das musikalische Programm umfasste insbesondere moderne christliche Lieder. Die herzerfrischend aufspielende neue Jugendband "Joyfully" - mit Mitgliedern aus Fischbach und Kronach - sowie die Teuschnitzer Musikgruppe "Such a sing" luden zum Zuhören und Mitsingen ein.


Wichtige Bibelstellen

"Mit dem Herzen singen" - unter diesem Leitwort stellten die Musikgruppen "Vielstimmig" sowie "Flair" ihre Meditation und heilenden Lieder in der Synagoge, wo vorher bereits Maria Hausmann zu Inspirationen zur Bergpredigt sowie Tänzen eingeladen hatte. In der Stadtpfarrkirche erklang "Venezianische Musik und mehr", dargeboten vom Posaunenchor der Christuskirche Kronach mit ihrem Leiter, Dekanatskantor Marius Popp.

Mehrere prominente Persönlichkeiten waren auch heuer wieder der Einladung von Mathilde Hutzl gefolgt, um unter dem Motto "... Sie werden lachen, die Bibel" für sie wichtige Bibelstellen zu lesen und hierzu ihren biografischen Bezug zu erläutern. Dekanin Dorothea Richter und Regionaldekan Thomas Teuchgräber gestalteten einen Taizégottesdienst mit Liedern in der Christuskirche, während der BDKJ und die Evangelische Jugend Kronach in der Spitalkirche bei ihrem ökumenisches Jugendangebot "online mit Gott" waren. Ein beeindruckendes Erlebnis waren die biblischen Darstellungen von Lucas Cranach d. Ä. in der Stadtpfarrkirche, kunsthistorisch betrachtet vom Dipl.-Museologen Alexander Süß sowie musikalisch ausgestaltet von Rainer Endres an der Orgel.


Ort der Einkehr

Eine feierliche Stille lag über dem "Nächtlichen Erwachen" mit seinen "Schlaflosen Heiligen" in der Klosterkirche. Wie an den anderen Tagen bei "Kronach leuchtet" bot die St. Annakapelle unter dem Thema "Wofür ich dankbar bin ..." einen Ort der Einkehr.

Mit Musik, Geschichten, Videos sowie interessanten Gesprächen beteiligte sich die Freie Christengemeinde Kronach in ihrem Foyer in der Oberen Stadt am nächtlichen Event.




Beklemmende Atmosphäre

Fester Bestandteil der langen Kirchennacht ist die Theatergruppe der Realschule II, die unter Leitung von Thomas Hauptmann heuer mit ihrer hinreißenden Version des Klassikers "Der kleine Prinz" verzauberte.

"Heimat - wie fühlt sich das an?": Eine beklemmende, aber auch hoffnungsvolle Atmosphäre lag über der Spitalkirche, als dort ein Asylbewerber aus Syrien und seine beiden Töchter von ihren Erfahrungen, von Verlust, Angst, Fremde, Sicherheit und Sehnsucht sprachen - ein ganz wichtiger und bereichernder Programmpunkt, wollte man doch an dem Abend mit vielen unterschiedlichen Akzenten die Vielfalt der Kirche deutlich machen!

Bis in die Morgenstunden hinein waren in der Stadtpfarrkirche unter Leitung von Michaela Taube Musik mit Feuer und Schwung, vom Leben und Glauben mit "Con Brio" zu hören. Es war der innig-ergreifende Abschluss einer nächtlich gelebten Begegnung mit dem Glauben - tiefgründig, berührend, immer wieder anders und dabei stets authentisch. Mit den freiwilligen Spenden werden der Sozialladen und die Suppenküche in Kronach bedacht.