Gottesdienst in Hirschfeld: Glaube trotzt dem Absperrband
Autor: Veronika Schadeck
Hirschfeld, Montag, 11. Mai 2020
Nach mehrwöchiger Pause begrüßten die Geistlichen im Frankenwald wieder die Christen. Unter ihnen war auch FT-Mitarbeiterin Veronika Schadeck. Sie erlebte in Hirschfeld einen ungewohnten und doch berührenden Gottesdienst.
Es war wie bei jedem Gottesdienst - und doch war am Sonntag auch vieles anders. In der Hirschfelder Marienkirche fand nach acht Wochen Pause wieder ein Gottesdienst statt. Nur 50 Gläubige waren zugelassen. Es musste ja Abstand gewahrt werden.
"Ich freue mich, mit Euch wieder einen Gottesdienst feiern zu können", begrüßte Pfarrer Cyriac Chittukalam die Gläubigen. Seine Predigt stand ganz im Zeichen von Corona, von den damit verbundenen Veränderungen, von Einschnitten im Alltag, von Hoffnung und Zuversicht. "Euer Herz sei ohne Angst, lasst Euch nicht verwirren - lasst Euch nicht aus der Fassung bringen!", appellierte er an die Kirchenbesucher.
Über Ängste gesprochen
Der Geistliche sprach die Ängste vieler Menschen an und versuchte Mut zu machen. Wie wird diese Welt aussehen? Wird sich die Wirtschaft wieder erholen? Verliere ich meine Existenz? Was ist mit Klimaschutz, Artenvielfalt, den Flüchtlingsströmen? Kommt eine zweite Coronawelle? Es sei leicht gesagt, dass man ohne Ängste leben sollte. Dennoch, so Chittukalam, sollte einem bewusst sein: "Gegen Angst hilft nur eins, nämlich Vertrauen zu Gott und Zuversicht!" Es komme vor, dass sich manche Gegebenheiten zum Guten entwickeln. Auch für ihn sei es eine ungewöhnliche Situation, beteuerte er. Er befasse sich viel damit. So sei auch seine Predigt entstanden.
In den Fürbitten wurde an viele Aspekte gedacht: an die Entscheidungsträger in der Politik, an die Ärzte und Krankenpfleger, an überforderte Eltern, an Aggression und Gewalt, die es aufgrund der Ausgangsbeschränkungen in manchen Familien gibt. Es wurde dafür gebetet, dass sich die Menschen bald wieder ohne Beschränkungen treffen können, dass die Politik die richtigen Entscheidungen fällt und dass Gottesdienste wieder in gewohnter Weise stattfinden können.
Einen Gottesdienst zu besuchen, sei doch etwas anderes, als einen im Fernsehen mitzuerleben, sagte Carmen Fehn nach der Messe. Sie lobte die Besucher: Alle seien diszipliniert gewesen und hätten die Vorsichtsmaßnahmen eingehalten.
Man könne den Pfarrer zu seiner Predigt nur gratulieren, meinte Roswitha Kühr. Zudem freue sie sich, dass er trotz Corona und den Beschränkungen auch an die Mütter gedacht habe.
Ein etwas zwiespältiges Gefühl verspürte Pfarrgemeinderatsvorsitzende Loretta Herrmann. Vor allem am Freitagabend, als in der Kirche die Abstände markiert und Platzkarten an den Bänken angebracht wurden. Es fehle einfach der normale Gottesdienstablauf. Sie sei aber auch dankbar dafür, dass nun wieder Gottesdienste stattfinden können. Insgesamt "überwiegt die Freude!"