Glaubensbekenntnis diesmal ohne Prozession
Autor: Heike Schülein
Kronach, Montag, 08. Juni 2020
Wegen Corona entfallen heuer im Landkreis die Fronleichnams-Prozessionen. Auch die Schweden-Prozession ist nicht möglich.
Gefeiert immer am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest, ist Fronleichnam - das Hochfest des Leibes und Blutes Christi - ein lebendiges Glaubensbekenntnis. Gleiches gilt für die immer am Sonntag darauf in Kronach begangene Schweden-Prozession, womit die Bevölkerung ein Gelöbnis aus dem 30-jährigen Krieg einhält. Beides muss heuer wegen der Corona-Pandemie ausfallen.
"Fronleichnam und der Schweden-Sonntag sind ganz besondere Ereignisse in Kronach", weiß Walter Lieb, der von 1955 bis 1997 das Amt des Mesners in der Pfarrei St. Johannes der Täufer in Kronach innehatte. Der Stellenwert zeige sich durch die Teilnahme von Vereinen und Hilfsorganisationen, Kommunion- und Kindergartenkindern, Behörden sowie Kommunalpolitikern sowie am liebevoll ausgestalteten Prozessionsweg mit kunstvoll verzierten Altären, Fahnen und Blumenschmuck.
Schulen waren stark vertreten
"Ich kann mich erinnern, dass wir manchmal bei sehr starkem Regen am ersten oder zweiten Altar in die Pfarrkirche umgekehrt sind. Aber ansonsten fanden die Prozessionen während meiner Zeit als Mesner immer statt", erzählt der 85-Jährige. Wenngleich er selbst schon seit einigen Jahren den Weg nicht mehr mitlaufen könne, bedauere er doch die coronabedingten Absagen sehr. Als Mesner seien die Festlichkeiten für ihn jedes Mal mit viel Arbeit verbunden gewesen - von der Vorbereitung bis zur Durchführung.
Der größte Unterschied zu heute sei die Teilnehmeranzahl, die früher deutlich höher gewesen sei. "Der Marktplatz war komplett voller Leute", erinnert er sich insbesondere an unzählige teilnehmende Schulkinder sämtlicher Jahrgangsstufen der Grund- und Volksschule, aber auch von Realschule und Gymnasium. Vor allem die Kommunionkinder und Firmlinge wurden durch das Tragen verschiedener Figuren, die sie am Tag zuvor schmückten, einbezogen. Begleitet wurden die Klassen von Lehrern oder Ordensschwestern.
Pfingstferien brachten eine Zäsur
"Mit der Einführung der Pfingstferien (1959) war es damit dann fast schlagartig vorbei", bedauert der ehemalige Mesner. Dieser erinnert sich noch gut daran, wie er und seine Frau die Figuren aufstellten und darauf gewartet hätten, dass die Schulklassen kommen und die Figuren schmücken. "Niemand kam, weil sich niemand darum gekümmert hatte. Wir haben dann noch schnell nachts die Figuren, die nicht mitgetragen wurden, aus der Kirche verschwinden lassen", schmunzelt Walter Lieb. Die Einführung der Ferien habe einen gravierenden Einschnitt in der Beteiligung dargestellt.
Seit 1893 nimmt der Rosenberg-Kindergarten teil, mittlerweile auch andere katholische Kindergärten, wird doch der dritte Altar zu Fronleichnam abwechselnd von verschiedenen Kindergärten inhaltlich ausgestaltet. Seitens der Vereine nehmen am längsten die Kolpingfamilie und die KAB teil, nämlich seit ihrer Gründung 1861 beziehungsweise 1900, sofern es ihnen in der Nazi-Zeit nicht verboten worden sei. Beide übernehmen alljährlich bei der Schweden-Prozession die Ausgestaltung des zweiten und dritten Altars auf der Festung.
Als sehr schön empfindet Walter Lieb den ökumenischen Aspekt, schließen sich doch viele evangelische Mitchristen den Prozessionen an. Der zweite Fronleichnams-Altar findet nahe der evangelischen Christuskirche statt. Der vierte Altar der Schweden-Prozession am Melchior-Otto-Platz wurde von der "Action 365" im Zeichen der Ökumene übernommen, was vor allem Kronachs Ehrenbürger Heinrich Schreiber ein großes Anliegen gewesen sei.