Gerresheimer-Geschäftsführer Bernd Hörauf: Ein Leben für das Glas
Autor: Veronika Schadeck
Tettau, Montag, 29. Juni 2020
Nach 37 Jahren geht Bernd Hörauf, der Geschäftsführer von Gerresheimer Tettau, in den Ruhestand. Er lobt besonders den Zusammenhalt in der heimischen Glasindustrie und erklärt auch, worauf es bei einer erfolgreichen Unternehmensführung ankommt.
Wenn zum Monatsende Bernd Hörauf seinen Job als Geschäftsführer bei Gerresheimer Tettau aufgeben und in den Ruhestand eintreten wird, verlieren die Mitarbeiter und Tettauer eine Persönlichkeit, die für "ihr" Unternehmen gelebt hat. Einen, der mit viel Herzblut das Schiff "Gerresheimer Tettau" trotz mancher Herausforderungen auf Kurs hielt und somit über 500 Arbeitsplätze in der Region sicherte.
Er war auch einer, der zusammen mit seinen Glasmacherkollegen von Heinz-Glas und Wiegand-Glas sowie den Lokalpolitikern für den Erhalt und die Wettbewerbsfähigkeit der Glasindustrie am Rennsteig durch die Schaffung entsprechender politischer Rahmenbedingungen kämpfte - und somit auch für die Sicherung der Arbeitsplätze. Dabei ging es um Themen wie Dosenpfand, Emissionshandel oder mangelnde Infrastruktur.
Bei der Bewältigung der Energiewende wurde er - ebenso wie seine Mitstreiter von Carl-August Heinz und Wiegand-Glas und auch die lokalen Vertreter der Politik - nicht müde, die Situation der Glasbranche bei den Entscheidungsträgern in München, Berlin und Brüssel vorzutragen. "Dass man - obwohl man als Glasmacher im Wettbewerb zueinandersteht - an einem Strang zieht, war für mich eine wichtige Erfahrung, die durch die Persönlichkeiten der ,Glasmacher' geprägt ist", sagt er.
Es war keine Überraschung, dass Bernd Hörauf sich zuerst wegen eines Artikels sträubte. Er ist nämlich einer, der die Öffentlichkeit meidet und sich in Ruhe mit seinem Glas befassen will. Erst nach mehreren Anläufen willigte der 62-Jährige ein, über sein Leben als "Glasmacher" zu berichten.
Seit 37 Jahren ist er bei Gerresheimer Tettau. Seine Laufbahn startete er als Vertriebsleiter, seit Juni 2002 hatte er die Geschäftsleitung inne. Er sagt, er sei glücklich und dankbar, dies über so viele Jahre tun zu können - es hätte einfach "gepasst", sowohl bei den Tettauer Glashüttenwerken (so hieß Gerresheimer vor der Übernahme durch den Konzern) als dann auch bei Gerresheimer. Er meint, dass er sicher einer der Geschäftsführer mit der längsten "Verweildauer" in einem solchen Job sei, und das spreche für sich.
Eine Familientradition
Aber schon in seiner Kindheit war die "Gloshütt" ein Thema. Hörauf gehört der vierten Generation an, die mit der Produktion von Glas in der Alexanderhütte ihren Lebensunterhalt verdienen. "Schon mein Urgroßvater war Glasmacher." Demnach war auch sein beruflicher Weg vorgezeichnet. Das bedeutete, nach dem Abitur kamen für ihn nur drei Studienfächer in Frage: Elektrotechnik, Maschinenbau und Betriebswirtschaft. Alles Berufe für die Glasindustrie. Hörauf entschied sich für den kaufmännischen Weg.
Bereits mit 15 Jahren lernte er bei einem Ferienjob die Funktion einer Glasproduktionsmaschine (IS-Maschine) kennen. "Damals habe ich zwei Wochen lang Maschinenteile mit Benzin und einer Drahtbürste gereinigt", erzählt er. Im Laufe seines Berufslebens hat sich Hörauf vieles aneignen müssen. Er erinnert an Anfang der 90er Jahre, als sich nach der Übernahme der damaligen Tettauer Glashüttenwerke AG durch den Gerresheimer Konzern das Unternehmen im Management, mit einem erweiterten Produktportfolio, technischen Innovationen und Vertriebsstrukturen neu ausrichten musste. "Es war eine Riesenveränderung. Ein regionales Unternehmen gehörte plötzlich zu einem weltweit agierenden Konzern."