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Geologische Kostbarkeiten in Stockheim


Autor: Gerd Fleischmann

Stockheim, Donnerstag, 08. Sept. 2016

Der Geologe Georg Loth spannte einen Bogen vom Ozeanboden bis nach Stockheim und erläuterte die verschiedenen Gesteinsformationen.
Günther Scheler (rechts) vom Arbeitskreis "Bergbaumagazin" zeigt dem Diplom-Geologen Georg Loth (links) Stockheimer Steinkohle. Mit im Bild Fördervereinsvorsitzender Gerwin Eidloth (Mitte).  Foto: Gerd Fleischmann


Anlässlich der Bergbauausstellung "Schwarzes Gold II unter Stockheim und Neuhaus" in der Neukenrother Zecherhalle, die noch bis 16. September geöffnet ist - für die Schulen gibt es eine Verlängerung bis 23. September - nimmt auch die Geologie einen hohen Stellenwert bei der umfassenden bergbaulichen Präsentation ein. Aufgrund des besonderen Stellenwerts der örtlichen Steinkohle beteiligt sich Stockheim mit verschiedenen Aktivitäten am "Tag des Geotops 2016".

Zur Auftaktveranstaltung konnte als Referent Diplom-Geologe Georg Loth vom Bayerischen Landesamt für Umwelt gewonnen werden. Und er berichtete von einer Fülle von geologischen Kostbarkeiten.

Wie ist die Landschaft des Frankenwaldes entstanden? Und wie kam eigentlich die Kohle nach Stockheim? Diese und andere Fragen beantwortete der Vortrag "Vom Ozeanboden bis nach Stockheim - Zeugen der Erdgeschichte im Frankenwald". Der Diplom-Geologe bot eine informative, 600 Millionen Jahre dauernde Reise durch die Region. So spannte Georg Loth einen Bogen vom Südpol über längst verschwundene Meere, tropische Inseln und Wüsten bis zu riesigen Gebirgen. Und immer mitten drin: der Frankenwald.

Und das sind die Fakten: Landschaften scheinen uns unveränderlich und ewig. Doch eine genauere Betrachtung ihrer wohl dauerhaftesten Elemente, der Gesteine, korrigiert diesen Eindruck. Gerade sie zeigen uns, dass sich Landschaften stetig ändern. Ablagerungen, die in Seen und Meeren entstanden sind, finden sich heute auf den Gipfeln von Gebirgen. Gesteine enthalten Fossilien, Reste von Pflanzen und Tieren, die es heute nicht mehr gibt. Sie zeigen uns, dass sich das Leben über Hunderte von Jahrmillionen hinweg entwickelt hat. Vor allem der Frankenwald lädt zu einer erdgeschichtlich interessanten Reise ein.


Der Superkontinent Pangaea

Vor etwa 200 Millionen Jahren setzte mit der Kontinentalverschiebung ein gewaltiger Prozess ein: aus dem Superkontinent Pangaea entstanden Afrika, Amerika, Europa, Asien und Australien. Und dieser Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Die Folgeerscheinungen der Plattentektonik: Erdbeben und Vulkanausbrüche, die immer wieder für Vernichtung und Chaos, schließlich aber auch für einen Neubeginn, sorgen.

Mit der Kontinentalverschiebung wanderte das Stockheimer Kohlevorkommen in die nördliche Halbkugel. Irgendwann drückten gewaltige tektonische Kräfte die Kohlenschichten aus dem Schoß der Erde nach oben. Damit war es überhaupt erst möglich geworden, in Stockheim, Reitsch und Neuhaus die Kohle zu entdecken und abzubauen. Ein interessantes Überbleibsel aus der 400-jährigen Bergbaugeschichte ist nun das Stockheimer Steinkohlen-Geotop. Die Übergabe des Geo-Gütesiegels erfolgte 2008 durch den Vizepräsidenten des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Richard Fackler. Schließlich war in Stockheim Bayerns bedeutendster Steinkohlebergbau. Nur an wenigen Stellen wurde pflanzliches Material in Steinkohle umgewandelt, so auch in Erbendorf.

Georg Loth: Auf den ersten Blick dominieren Wälder und Wiesen einer lieblichen Mittelgebirgslandschaft. Auf den zweiten Blick offenbart der Frankenwald aber eine schier unüberschaubare Fülle an Felsen und alten Steinbrüchen." "Diese Geotope", so der Referent, "bereichern nicht nur die Landschaft, sie sind auch Zeugen der bewegten Erdgeschichte."

Unter anderem informierte der Diplom-Geologe über die Vulkanausbrüche im Höllental, über den roten Marmor bei Horwagen, über das rätselhafte Vulkangestein der Steinachklamm bei Stadtsteinach, über die Grauwacken des Unterkarbon bei Förtschendorf, über die Gebirgs-Faltungen in Nordhalben vor 325 Millionen Jahren sowie über den Schiefer von Lehesten.

Seit 2002 findet jedes Jahr am dritten Sonntag im September (und in seinem zeitlichen Umfeld) der bundesweite Tag des Geotops statt. Dabei werden von örtlichen Veranstaltern mit oftmals phantasievollen Aktionen Geotope, aber auch andere Geo-Einrichtungen der Öffentlichkeit präsentiert. Die Organisation vor Ort erfolgt dezentral durch Privatpersonen, Vereine, Museen und Kommunen.

In Bayern wird rund um den Tag des Geotops eine Vielzahl von besonders eindrucksvollen Naturschöpfungen wie Felsen, Höhlen und aufgeschlossene Schichtfolgen als unersetzliche Archive der Erdgeschichte vorgestellt.
Aufgrund der Bergbauausstellung bis 16. September in der Neukenrother Zecherhalle steht dabei als Beitrag zum "Tag des Geotops" die Steinkohle im Stockheim-Neuhaus-Reitscher Revier, die vor etwa 290 Millionen Jahren entstand, im Blickpunkt des Interesses.

Das Bayerische Landesamt für Umwelt unterstützt die Veranstalter und stellt eine Übersicht der Aktivitäten zum Tag des Geotops zusammen (www.lfu.bayern.de/geologie/veranstaltungen).


Geologisches Zusatzprogramm

Erläuterungen Am Sonntag, 11. September, wird in der Neukenrother Zecherhalle ein Zusatzprogramm mit dem Titel "Geologische Erläuterungen zu Kohle und Gestein" ab 14 Uhr durch Diplom-Geologen Friedrich Leitz aus Redwitz angeboten.

Proben Insbesondere wird er die Eigentümlichkeiten der Stockheimer Kohle behandeln. Zum Vergleich stehen auch einige Proben aus anderen Abbaugebieten, und zwar von Torf aus Niedersachsen bis Anthrazit von Donjezk, bereit.

Gesteine Besonderes Augenmerk wird Friedrich Leitz auf die Gesteine richten, die die Stockheimer Kohle begleiten und von aufmerksamen Wanderern selbst in der Landschaft gefunden werden können. Es seien hier nur die vulkanischen Porphyr-Gesteine und der Kohlensandstein mit seinen Pflanzenresten genannt. Eine Wiederholung der Erläuterungen ist um 15 Uhr eingeplant.