Gehülzer VdK-Ortsvorstand tritt zurück
Autor: Thomas Heuchling
Gehülz, Dienstag, 21. Januar 2014
Nach knapp neun Jahren gab es beim Gehülzer Ortsverband wieder eine Mitgliederversammlung. Trotz eines gelösten Rechtsstreits mit dem Landesverband ist der Vorstand zurückgetreten. Der Ortsverband geht somit in eine ungewisse Zukunft.
Eine Mitgliederversammlung eines VdK-Ortsverbandes findet in der Regel jedes Jahr statt. Nicht so beim Gehülzer Ortsverband. Dort konnte seit 2005, zum Ende des vergangenen Jahres, erstmalig wieder eine solche Versammlung stattfinden. Diese endete nicht etwa mit einem klaren Neustart, sondern mit dem Rücktritt des gesamten Vorstands.
Hintergrund dieser kuriosen Entwicklung waren ein Streit zwischen dem Ortsverband, mit seinem Vorsitzenden Hartmut Schnappauf, und dem VdK-Landesverband sowie die Unzufriedenheit des Vorstands mit aktuellen Entwicklungen beim bayerischen Sozialverband. Den juristischen Schlusspunkt in dieser seit Jahren schwelenden Auseinandersetzung setzte das Münchner Amtsgericht mit einem Vergleich bereits im September 2012.
Vergleich mit Landesverband
Die Klage des Gehülzer Ortsverbandes und seines Vorsitzenden richtete sich gegen eine im Jahr 2008 verhängte
Beim VdK-Landesverband in München hat Landesschatzmeister Konrad Gritschneder, das Verfahren gegen Schnappauf begleitet. Schriftlich teilte der Landesverband mit, dass im Vergleich, der am 10. September 2012 vor dem Amtsgericht in München geschlossen wurde, unter anderem folgende Punkte vereinbart worden seien: "Herr Schnappauf bekommt die Kontovollmacht für den Ortsverband, die ihm aufgrund unregelmäßiger Kassenführung entzogen worden war, wieder zurück." Dass es Unregelmäßigkeiten in der Kassenführung gegeben haben soll, widerspricht Schnappauf allerdings vehement. Auch in der Vergleichsvereinbarung sei davon nicht die Rede.
Der Landesverband erklärt in seiner Stellungnahme weiter, dass sich Schnappauf im Gegenzug verpflichtet habe, bis Ende 2012 eine Versammlung im Ortsverband einzuberufen und einen Vorstand wählen zu lassen.
Außerdem habe sich Schnappauf verpflichtet, alle noch fehlenden Belege des Ortsverbands-Kontos herauszugeben. Auslagen, die Schnappauf in der Zeit der Kontosperrung aus eigener Tasche gezahlt hat, habe er vom Landesverband überwiesen bekommen. Auch die vereinbarten offenen Belege habe Schnappauf beim Landesverband eingereicht.
Gerichtsvollzieher im Haus
An die im Vergleich vereinbarte Durchführung einer Versammlung des Ortsverbandes in 2012 habe sich Schnappauf allerdings nicht gehalten. Dazu heißt es: "Hier hat der VdK-Landesverband in der Zwischenzeit aber auf ein weiteres Eingreifen verzichtet."
In seinem Geschäftsbericht erhob Schnappauf einen weiteren Vorwurf und setzte den Besuch des Gerichtsvollzieher in seinem Haus in Verbindung mit der juristischen Auseinandersetzung mit dem VdK-Landesverband. Diesen Sachverhalt weißt der Landesverband in seiner Stellungnahme zurück. Der Besuch des Gerichtsvollziehers im Jahr 2007 habe mit der Auseinandersetzung mit dem Landesverband nichts zu tun. Hintergrund dieser Zwangsvollstreckung sei eine unzulässige Klage des Ortsverbands Gehülz (beziehungsweise von Hartmut Schnappauf) gegen den Kreisverband Kronach gewesen. Hierbei sei für Verfahrenskosten der Gerichtsvollzieher beauftragt worden.
Das Ergebnis der Gerichtsverhandlung vor dem Münchener Amtsgericht bewertete Hartmut Schnappauf als positiv. Es habe die Reputation des Vorstands wiederhergestellt. Die Vereinsarbeit konnte somit wieder aufgenommen werden. Schnappauf zieht zwei wichtige Ergebnisse aus den Entwicklungen der vergangenen Jahre. Positiv sei, durch die nicht stattgefundenen Vereinsaktivitäten, ein Vermögenszuwachs von rund 2000 Euro.
Negativ sei hingegen ein Rückgang der Mitglieder von 150 auf nur noch 60 Personen.
Einen direkten Zusammenhang zwischen den Verhältnissen in Gehülz in der Vergangenheit und dem Mitgliederschwund sieht VdK-Kreisgeschäftsführerin Anja Schmidt hingegen nicht. Es sei zwar möglich, dass da ein Zusammenhang bestehe, aber das seien nur Vermutungen. Zudem seien diese Personen nicht komplett aus dem VdK ausgetreten, sondern in andere Ortsverbände oder nach Kronach gewechselt, erklärt sie.
Unklarheiten nach dem Rücktritt
Sie konnte mit Hartmut Schnappauf noch nicht über die Ergebnisse der Mitgliederversammlung sprechen. "Wir wissen nur das der Vorstand zurückgetreten ist und wir einen neuen finden müssen", sagt Schmidt. Persönlich habe sie nie Probleme mit Schnappauf gehabt. "Die Ereignisse waren auch alle vor meiner Zeit", sagt sie.
Eine kommissarische Führung des Gehülzer Ortsverbandes durch Schnappauf sei für Schmidt fraglich. Nach den Unterlagen, die beim Landesverband eingegangen sind, besteht eine solche aber. Unabhängig davon, heißt es sowohl vom Landes- als auch vom Kreisverband, dass die Mitglieder des Gehülzer Ortsverbandes vom Kronacher Kreisverband solange mitbetreut werden, bis ein neuer Vorstand gewählt ist.
Gründe für den Rücktritt
Schnappauf nannte für den Rücktritt des gesamten Vorstands mehrere Gründe: Der fragwürdige Umgang des VdK-Bayern mit seinen ehrenamtlichen Mitgliedern und Gebührenerhöhungen von bis zu 60 Prozent, die es für sozial Schwächere schwierig mache, sich eine VdK-Mitgliedschaft zu leisten. Hinzu kommt, dass Neumitglieder zwei Jahresbeiträge im Voraus bezahlen müssten, um überhaupt Hilfe zu bekommen. Solchen Kostenerhöhungen stellte Schnappauf die momentane Rentensituation und die Altersarmut gegenüber, was diese Erhöhung schwer nachvollziehbar und auch vermittelbar mache.
Der VdK sei somit nicht mehr der Sozialverband früherer Zeiten, der kostengünstig Hilfe in der Not leistete und für den man sich bedenkenlos, auch ehrenamtlich, engagieren könne, erklärte Schnappauf kurz vor seinem Rücktritt. Auch von den anderen Versammlungsteilnehmern wollte sich niemand in den Vorstand wählen lassen. Ob es in Gehülz auch in Zukunft einen eigenständigen Ortsverband des VdK geben wird ist derzeit noch ungewiss.