Gehen die Waldbauern im Frankenwald leer aus?
Autor: Veronika Schadeck
Steinbach am Wald, Dienstag, 10. März 2020
Weil die Wälder in den vergangenen Monaten arg in Mitleidenschaft gezogen wurden, hat die Staatsregierung ein Förderprogramm aufgelegt. Doch deren Richtlinien stellen sich für heimische Eigentümer problematisch dar.
Der Klimawandel und der Borkenkäfer schlagen in den heimischen Wäldern hart zu. Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall verursachten seit dem vergangenen Jahr enorme Schäden. Um diese finanziell etwas aufzufangen, greift seit dem 17. Februar die Neufassung des Waldförderprogramms "Waldföpr". Mit diesem will die Staatsregierung Waldbesitzer unterstützen, ihre vom Klimawandel bedrohten Wälder bis zum Jahre 2030 in stabile Mischwälder umzubauen. Rund 100 Millionen Euro werden für die nächsten vier Jahre bayernweit zur Verfügung gestellt.
Einige Waldbesitzer jedoch stehen dem angepassten Förderprogramm skeptisch gegenüber. Der Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Rennsteig (WBV), Georg Lindig, sagte am Freitagabend in der Jahreshauptversammlung, dass die heimischen Waldbesitzer keinen Nutzen aus dem Förderprogramm haben werden. Ein Anwesender bezeichnete das Programm als eine "Fehlförderung", die korrigiert werden müsste.
Der ursprüngliche Gedanken von "Waldföpr" hört sich eigentlich gut an. Wie der Revierleiter der Gemeinden Tettau, Steinbach, Ludwigsstadt und Teuschnitz, Martin Körlin, auf Anfrage erklärte, seien in den Richtlinien viele Forderungen der Waldbesitzer in Bezug auf Pflanzung und Pflege umgesetzt worden. Zudem sollen einige Waldflächen als Schutzwald ausgewiesen werden. Dadurch können Waldbesitzer auf zusätzliche Förderungen hoffen. Als Schutzwald gelten Hanglagen über 35 Grad sowie Hoch- und Kammlagen über 600 Meter. Bei der Pflanzung seien die Fördersätze teilweise mehr als verdoppelt worden, um den Waldumbau bayernweit voranzubringen. Und auch die insektizidfreie Bekämpfung der Borkenkäfer wurde geringfügig erhöht.
Bei den bisherigen Richtlinien, so erklärt Körling, seien bei der insektizidfreien Borkenkäferbekämpfung Teilbereiche gefördert worden. Das konnte beispielweise die Entrindung, das Hacken von Restholz oder das Beseitigung vom Brennholz aus dem Wald gewesen sein. Für jede einzelne Maßnahme konnte man Förderungen erhalten. Nach den neuen Richtlinien gebe es jetzt aber nur Förderungen, wenn der "Baum als Ganzes" verwertet wird. Denn die Staatsregierung vertrete die Auffassung, dass eine erfolgreiche Borkenbekämpfung nur in einer gesamten Lösung möglich sei. Und das sei in der Region schwierig. Denn innerhalb von sechs bis acht Wochen müssen die Waldbesitzer ihre Bäume fällen und abtransportieren lassen. Resthölzer, Brennholz und Nebensortimente müssen aus dem Wald. Entweder müsse dieses gehackt oder kleingeschnitten werden.
Wie Körlin einräumt, der am Rennsteig für rund 6000 Hektar private Waldflächen verantwortlich ist, werden derzeit aufgrund der aktuellen Lage Hunderte von Festmetern von holzverarbeitenden Betrieben nicht abgeholt. Wegen Mangels an Maschinen können Baumstämme nicht entrindet und das Restholz nicht gehackt werden. Beim Hackschnitzel sei der Markt gesättigt. Die Folge sei, dass das Holz an den Waldrändern gelagert werde. Hierbei sei eine Abstand zum Wald von mindestens 500 Metern einzuhalten. Solche Flächen seien aber äußerst rar in der Rennsteig-Region. Zudem müssen solche Hölzer auch entrindet werden. Dazu gebe es oberfrankenweit lediglich zwei Entrindungsmaschinen. Hinzu komme, dass Anträge immer vor einer Aktion gestellt werden müssten.
Maschinen anschaffen
"Das alles kann nicht funktionieren", betont Georg Lindig. Er als Waldbesitzer müsste sich ja sämtliche dafür benötigte Maschinen wie Lkw, Entrindungsmaschine etc. anschaffen, um den Zeitrahmen einhalten zu können. Und er ist überzeugt, dass die heimischen Waldbesitzer bei den geltenden Förderrichtlinien leer ausgehen werden.
Die Waldbesitzer haben es derzeit nicht einfach, betont auch der Seniorchef vom Wallenfelser Sägewerk Müller-Gei, Reinhard Müller-Gei. Er könne nicht für alle in der Branche sprechen, aber in seinem Familienunternehmen sei man bemüht, soweit wie möglich Holz von heimischen Wäldern zu beziehen. Jedoch stoße auch ein Sägewerksbesitzer an seine Kapazitäten und könne nicht unendliche Massen an Holz auf seinem Gelände lagern. Glücklicherweise habe die Baubranche noch eine gute Auftragslage zu verzeichnen. Probleme gebe es allerdings bei der Hackerschnitzel- und Zellstoffverwertung. Hier seien die Lager überfüllt.