Druckartikel: Gaucks Besuch im Kreis Kronach hat eine eigene Dimension

Gaucks Besuch im Kreis Kronach hat eine eigene Dimension


Autor: Marco Meißner

Kronach, Mittwoch, 13. April 2016

Am Freitag,15. April, wird Bundespräsident Joachim Gauck in den Landkreis Kronach reisen. Die Vorbereitung ist Präzisionsarbeit.
Bundespräsident Joachim Gauck kommt am Freitag in den Landkreis Kronach. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa


Seit 17 Jahren ist Stefan Schneider Sprecher des Landratsamtes. In dieser Zeit hat er viele hochrangige Politiker im Landkreis begrüßen und ihre Aufenthalte planen dürfen. Der Besuch des Bundespräsidenten Joachim Gauck am Freitag stellt ihn jedoch vor ungeahnte Herausforderungen.

"Ich war erstmal etwas irritiert beim Anruf des Bundespräsidialamtes", erinnert sich Schneider an das erste Gespräch am 23. Februar. Gleich danach habe er in Berlin zurückgerufen. Er wollte sichergehen, dass sich niemand einen Scherz erlaubt. "Es hat sich aber schnell herausgestellt, dass es wirklich so ist."


Ein besonderes Erlebnis

Die Vorfreude ist Schneider ins Gesicht geschrieben. "Das ist für mich etwas ganz Besonderes", freut er sich auf den Gast aus Berlin. Für die Region sei dieser Besuch schon ein gewisser Ritterschlag.
Das sehe auch Landrat Oswald Marr (SPD) so, der dem Bundespräsidialamt das Landratsamt als örtlichen Mitorganisator angeboten hat. "Der Landrat ist natürlich interessiert daran, dass wir den Auftrag, den wir übernommen haben, auch ordentlich erledigen", geht Schneider darauf ein, dass eine hohe Messlatte anliegt.

Das Landratsamt hält zwar vor Ort die Fäden in der Hand, doch für das Gastspiel in Kronach und Neufang ist das Bundespräsidialamt federführend. Dort ist auch die Entscheidung getroffen worden, den Landkreis Kronach als eine von drei Regionen in Deutschland zum Thema "Erhaltung der Lebensqualität jenseits der Ballungszentren" auszuwählen. Der gewünschte Programmablauf mit den zu besichtigenden Orten ist ebenfalls in Berlin exakt festgelegt worden. Und das Korsett für Gaucks Gastspiel ist ganz eng gezurrt.


Präzise Planung

"Das Protokoll überlässt nichts dem Zufall", erklärt Schneider die ganz konkreten Vorstellungen und Vorgaben des Bundespräsidialamtes. Bereits beim ersten Gespräch sind die weiteren Abläufe festgelegt worden, die Schneider seit Wochen auf Trab halten. Am 2./3. März war dann eine größere Abordnung im Landkreis zu Gast. Bis dahin galt es, die Kontakte vor Ort zu knüpfen und dann die Ansprechpartner vorzustellen. Das hat das Landratsamt übernommen, weil "wir die Akteure und Gegebenheiten kennen", so Schneider. "Die Leute vom Bundespräsidialamt haben den Ablauf danach strukturiert und in täglichen Gesprächen immer weiter konkretisiert."
Anfangs habe man beispielsweise überlegt, auch in den nördlichen Landkreis zu gehen, geht Schneider auf die Planungen ein. Das sei letztlich an den Fahrtstrecken gescheitert. Bei solchen Entscheidungen habe das Bundespräsidialamt immer das letzte Wort. Das gelte auch für kleinste Details. Alles geschehe in Rücksprache mit den Verantwortlichen in Berlin.

Schneider lobt, dass die Kontaktpersonen dort alles Leute seien, mit denen man sprechen könne. Es herrsche eine sehr gute Zusammenarbeit. Nur Bauchentscheidungen dürfe man nicht erwarten, denn im Bundespräsidialamt werde der Termin mit einer beeindruckenden Akribie vorbereitet. Am heutigen Donnerstag werde die Strecke daher auch noch einmal abgefahren. Dann werde es einen letzten Feinschliff geben.

Auf Seiten der eingeladenen Bürger spürt Schneider derweil eine gewisse Anspannung. "Das ist ja schon etwas Herausragendes", hat er dafür Verständnis. Ihm und seinen Kollegen geht es nicht anders: "Wir haben schon viele Besuche geplant, zum Beispiel von Seehofer oder Beckstein. Aber in dieser Dimension und dieser vom Protokoll her großen Präzision - das ist schon eine ganz neue Erfahrung."


Das Programm im Überblick

Bundespräsident Joachim Gauck hat bei seinem Besuch ein straffes, minutiös geplantes Programm zwischen 11 und 18 Uhr zu bewältigen. Acht Stationen wird er in Kronach und Neufang besuchen, sich an jeder mit einem speziellen Thema befassen. Dieses Programm ist geplant:

Kronach, Lucas-Cranach-Schule: Wie entwickelt sich die Schullandschaft im Landkreis, wie die Schülerzahl? Gauck möchte erfahren, wie man im ländlichen Raum auf diesen Wandel reagiert. Weiter wird auch über das Mobilitätskonzept gesprochen.

Kronach, Mehrgenerationenhaus: Was verbirgt sich hinter dieser Einrichtung? Der Bundespräsident will mehr über die MGH-Struktur erfahren.

Kronach, BRK-Seniorenhaus: Das Thema "Lebensqualität für Generationen" steht beim Besuch im Seniorenhaus ebenso auf der Tagesordnung wie das Musterbeispiel Seniorengemeinschaft Stadt und Landkreis Kronach sowie die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum.

Neufang, Firma Kotschenreuther: Der Bundespräsident interessiert sich dafür, wie sich eine so hoch spezialisierte Firma erfolgreich im ländlichen Raum ansiedeln kann und es schafft, ihren Bedarf an Arbeitskräften zu decken.

Neufang, Musikheim: Die Neufanger Dorfgemeinschaft gilt als mustergültig. So hat sie es unter anderem geschafft, das Musikheim vor dem Verfall zu bewahren. "Das zeigt, was Gemeinschaftssinn kann", erklärt Stefan Schneider, warum sich das Bundespräsidialamt vermutlich gerade für Neufang entschieden hat. Neben dem Thema "Eigeninitiative" kommt dort zudem der Breitbandausbau zur Sprache.

Neufang, Ortsrundgang: Der Bundespräsident wird sich bei einem Spaziergang durch Neufang mit den verschiedenen Maßnahmen der Dorferneuerung befassen.

Neufang, Feuerwehr: Im Zuge des Dorfrundgangs wird Joachim Gauck die Jugendfeuerwehr besuchen. Dort will er mit den jungen Menschen darüber sprechen, was ihr Antrieb ist, sich ehrenamtlich einzubringen. "In Berlin ist die Situation mit unseren Jugendfeuerwehren nicht vergleichbar", stellt Schneider fest.

Neufang, Feststoudl: Zum Abschluss seines Aufenthalts wird der Bundespräsident bei einem Bürgerempfang sprechen. 200 geladene Gäste werden anwesend sein. 28 (bis gestern angemeldete) Journalisten begleiten Gauck.