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Gastronomie Kronach: Viele Kunden - wenig Personal


Autor: Franziska Rieger

Kronach, Mittwoch, 30. August 2017

Viele Gastronomiebetriebe suchen händeringend nach Personal. Oft sind verkürzte Öffnungszeiten oder zusätzliche Ruhetage die Folge.
Carolina Ingallina (rechts) bedient gerne im Restaurant ihrer Eltern. Sie ist eine von drei Festangestellten.  Foto: Franziska Rieger


Der Magen knurrt, Mittagszeit ist Essenszeit. An einem Montag gestaltet sich die Suche nach einem geöffneten Restaurant jedoch schwierig. Bei vielen Gastronomiebetrieben in Kronach weist eine Tafel darauf hin: "Montag Ruhetag". Die Restaurants, die geöffnet haben, sind voll. So wie das "Da Franco" in der Oberen Stadt, ein Familienbetrieb. An Kunden mangelt es hier nicht. Dafür suchen die Betreiber händeringend nach Personal. "Wir haben versucht jemanden zu finden, aber es hat sich fast keiner gemeldet", erzählt Maria Ingallina, die Frau des Inhabers.

Drei Festangestellte und zwei Aushilfen arbeiten in der Pizzeria. Im Moment ist im "Da Franco" dienstags Ruhetag. Ändert sich an der Personalsituation nichts, wird es vielleicht bald einen zweiten Ruhetag in der Woche geben.

Dass die Lage im Gastrogewerbe im Moment nicht einfach ist, kann auch Andrea Luger, Bezirksvorsitzende Oberfranken des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (BHG), bestätigen. "Es ist sehr schwer Fachkräfte zu bekommen", betont Luger. Viele Betriebe hätten deshalb schon zwei Ruhetage einführen müssen. Mangelnde Kundschaft ist laut Luger keinesfalls der Grund für solche verkürzten Öffnungszeiten.

Ein Grund für den Fachkräftemangel in der Gastronomie seien die Arbeitszeiten. Die Arbeit am Wochenende schrecke viele ab. Aber: "Die Zeiten können auch reizvoll sein", sagt Luger. Beispielsweise wenn es Termine unter der Woche zu erledigen gebe.


Image muss verbessert werden

Worin Luger außerdem Handlungsbedarf sieht: Das Image der Branche muss wieder positiver werden. Der Beruf des Kochs sei beispielsweise viel zu negativ besetzt. So ist es laut Luger auch im Servicebereich. "Bedienen ist eine Dienstleistung. Die Wertigkeit dafür muss wieder nach oben gebracht werden", betont Luger.

Das betont auch Hans Rebhan, Vorsitzender des IHK-Gremiums Kronach und Vizepräsident der IHK für Oberfranken Bayreuth. Die Gastronomie müsse als Arbeitgeber attraktiver werden. Höhere Gehälter wären dafür laut Rebhan ein Anreiz. Dabei dürfe man nicht vergessen, dass gutes Personal Geld kostet, dieses aber auch Wert ist. "Der oberfränkische Kunde müsste dann aber auch bereit sein, etwas mehr für sein Essen oder sein Seidla zu bezahlen", betont Rebhan.

Einen qualifizierten Koch zu finden, bereitet den Gastronomiebetrieben in Deutschland besonders oft Probleme. Das kann auch Jörg Sonnenschein, Koch bei Wagners Hotel und Restaurant in Steinwiesen, bestätigen. Seit drei Jahren ist Sonnenschein dort neben zwei anderen Köchen Küchenchef. Seitdem habe es keine Bewerbungen gegeben. "Es kommt nichts mehr nach, weil die Erwartungen zu hoch sind", sagt Sonnenschein. Auch im Wagners suchen die Inhaber nach Kräften für den Service und für die Rezeption.

Der Beruf Koch zählt zu den Top Ten der unbesetzten Berufsausbildungsstellen, wie Matthias Klar, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg, mitteilt. Acht Stellen seien im Landkreis Kronach noch unbesetzt. Dabei bringe ein Beruf in der Gastronomie Vorteile mit sich.

Beispielsweise gebe es gute Aufstiegsmöglichkeiten auf der Karriereleiter oder eine gute Mobilität. "Eine Karriere vom Tellerwäscher zum Hoteldirektor ist tatsächlich möglich", sagt Klar.


Arbeitszeitgesetz ist unflexibel

Auf die vielfältigen Möglichkeiten in der Gastronomie verweist auch Claudia Bethke, Mitglied im IHK-Gremium Kronach. Bethke betreibt den Hotel-Gasthof "Wasserschloss" in Mitwitz. Für Bethke ist es ein Vorurteil, dass in der Gastronomie immer zu viel gearbeitet wird. Diese allgemeine Meinung müsse entkräftet werden.

Funktionieren könne das, indem Überstunden ausgeglichen werden können. Wird an einem Tag zu viel gearbeitet, dann müssen die Überstunden zeitnah abgebaut werden. Oder die Überstunden werden ausgezahlt. "Es muss ein Ausgleich geschaffen werden", betont Bethke. Es gebe immer einmal Tage, an denen mehr oder weniger los ist. Deshalb sei auch das Arbeitszeitgesetz zu unflexibel. Eine Tagesarbeitszeit von maximal zehn Stunden sei im Hotel- und Gaststättengewerbe nicht immer möglich.

Stehe beispielsweise eine Hochzeit an, muss Bethke zwei Schichten einplanen, weil mit einem langen Tag zu rechnen ist. Dadurch werde doppelt so viel Personal gebraucht. Sie plädiert daher für eine Höchstarbeitszeit von 48 Stunden pro Woche. Diese Lösung sei realistisch einzuhalten.