Gampertbräu auf Rechtsrock-Festival? "Beweisfoto" sorgt im Internet für wütende Reaktionen
Autor: Marian Hamacher
Weißenbrunn, Montag, 08. Juli 2019
Nicht nur die Förster-Fans waren schockiert - auch die Weißenbrunner Brauerei selbst.
Eine unschönere Bildkomposition hätte sich Anette Höfner wohl kaum vorstellen können. In weißen Buchstaben prangt der traditionelle Gampertbräu-Schriftzug auf der Vorderseite eines Ausschankwagens. Soweit, so gewöhnlich. Problematisch wird es für die Geschäftsführerin der Weißenbrunner Brauerei allerdings durch das, was ein paar Meter davor zu sehen ist: Ein Banner der rechtsextremen Kleinpartei NPD, das an einem Bauzaun befestigt ist.
Ein Banner, in dessen Umgebung die wenigsten Firmen auftauchen wollen dürften. Ebenso wenig wie an dem Ort, den der Bauzaun eingrenzt - den des Rechtsrock-Festivals in der südthüringischen Kleinstadt Themar. "Wir sind aktuell noch ziemlich geschockt", sagt Höfner am Montag im Gespräch mit dem Fränkischen Tag.
Ein übliches Vorgehen
Am frühen Samstagabend machte das Foto auf dem sozialen Netzwerk Facebook die digitale Runde und tauchte rasch auch auf Höfners Bildschirm auf. "Gampertbräu heute auf dem Nazi-Rockfestival in Themar!", hatte ein Facebook-Nutzer über das Bild geschrieben, ehe er es veröffentlichte. "Schämt euch!!! Gebt Nazis keine Chance....! Und kein Bier!"
Aufgrund des Fotos sei ihr schnell klar gewesen, wer für den Ausschankwagen auf dem Festivalgelände verantwortlich sein muss, sagt Höfner und teilte dies entsprechend kurze Zeit später ebenfalls auf Facebook mit. "Wir, die Gampertbräu, haben nichts damit zu tun und distanzieren uns deutlich von solchen Veranstaltungen", schrieb sie auf der Seite ihrer Brauerei. "Der Wagen gehört einem Großhändler, welcher vor Jahren diesen Wagen beklebt bekommen hat."
Nazi-Konzert
In der Branche sei das ein übliches Vorgehen, erklärt die Geschäftsführerin. "Verschiedene Großhändler, mit denen wir zusammenarbeiten, fragen uns an, ob sie einen Aufdruck auf ihren Ausschankwagen haben können. Und im Regelfall stimmen wir dann auch zu." Schließlich handelt es sich um Werbung, die - einmal finanziert und angebracht - im besten Fall jahrelang auf den unterschiedlichsten Veranstaltungen der Region zu sehen ist. Das Problem: Im Zweifelsfall auch auf fragwürdigen. Denn vorschreiben könne eine Brauerei Großhändlern nicht, auf welchen Events sie ihr Bier nicht verkauft wissen möchte. "Ideal wäre es, wenn man vorher auf uns zukommen und fragen würde, ob man den Wagen dort aufstellen darf", so Höfner. "Aber es ist letztlich das Eigentum der Großhändler und sie können damit machen, was sie wollen."
Abgehakt ist das Wochenende für sie damit aber noch lange nicht. Nach der öffentlichen Distanzierung werde sie als nächsten Schritt das Gespräch mit dem Großhändler suchen und fragen, was sich dieser dabei gedacht hat. "Denn jeder in Oberfranken kennt ja eigentlich Themar", sagt Höfner. Sie kenne den Mann zwar nicht persönlich, aber so wie es ihr geschildert wurde, habe sich dieser "einfach nichts dabei gedacht, wo er seinen Wagen abstellt".