Druckartikel: Fundstück aus der Vergangenheit von Ludwigstadt

Fundstück aus der Vergangenheit von Ludwigstadt


Autor: red

Ludwigsstadt, Sonntag, 03. August 2014

Im 16. Jahrhundert war die Ludwigsstädter Saigerhütte führend in der Kupferverarbeitung. Ein Stück Kupfererz, das aus dieser Zeit stammt, konnte nun zur Untersuchung an die Ludwigsstädter Heimatkundler übergeben werden.
Ein wertvolles Fundstück kehrt heim: Gerhard Korn übergibt den Erzklumpen im Schiefermuseum Ludwigsstadt an Martin Weber. Foto: Oswald Freitag


Graubraun, etwa faustgroß, ein kantiger Klumpen - was auf den ersten Blick eher unscheinbar aussieht, ist ein echtes Stück Geschichte. Es zeugt von der Vergangenheit Ludwigsstadts als hochmodernes Zentrum der Kupfverarbeitung. Gefunden worden war das etwa ein Kilo schwere Stück Kupfererz schon vor längerer Zeit auf dem Gelände der ehemaligen Saigerhütte. Jetzt konnte es an an Martin Weber von der Geologisch-Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft Ludwigsstadt übergeben werden.


Spitzentechnologie anno 1480

Die Ludwigsstädter Saigerhütte entstand kurz nach 1480, betrieben anfangs von Leipziger, später von Nürnberger Handelsherren, die Geschäfte in ganz Europa machten. Sie war eine für die damalige Zeit hochmoderne Schmelzhütte mit einer neuen Spitzentechnologie, dem um 1450 in Nürnberg neu entwickelten sogenannten Saigerverfahren.

Mit diesem Trennverfahren konnten die Kupferschiefer besser ausgebeutet werden. Man konnte nunmehr das aus Kupferschiefer ausgeschmolzene und noch mit anderen Metallen vermengte Kupfer - das so genannte Schwarzkupfer - reinigen und gewann schmiedbares Garkupfer. Das Schwarzkupfer dafür kam aus dem Mansfelder-Eislebener Bergbaugebiet am Südostrand des Harzes.


Ende mit Dreißigjährigem Krieg

Weil zur weiteren Verarbeitung viel Energie in Form von Kohle nötig war, wurde es in die holzreichen Gegenden des Frankenwalds und des Thüringer Walds gebracht. Hier wurde das Material mit dem neuartigen Verfahren fertig verhüttet. Durch Zusetzen von Blei, das man unter anderem in England kaufte, konnte außerdem das darin enthaltene Silber gebunden und in einem weiteren Trennungsprozess gewonnen werden. Dies machte die ganze Sache wirtschaftlich sehr lukrativ. Mit den Wirren des dreißigjährigen Krieges kam allerdings das Ende der Ludwigsstädter Hütte. Später wurden auf dem Gelände ein Eisenhammer und eine Stahlfabrik errichtet.

Auch heute noch kann man dort zahlreiche Schlacke und Keramikstücke finden. Aber so ein herausragender Fund einer Kupfer-Legierung, wie die, die nun nach Ludwigsstadt zurückgekehrt ist, ist eine Seltenheit. Bislang befand sich das Fundstück im Besitz von Gerhard Korn, einem ehemaligen Ludwigsstädter, der in Coburg lebt. Der hatte es von seinem Vater geerbt, der es wiederum erhalten hatte, als sich der Ludwigsstädter Kulturbund auflöste, der sich nach dem zweiten Weltkrieg intensiv mit der Geschichte der Region befasst hatte und das Stück Erz vom Finder erhalten hatte. Im Rahmen des Besuchs einer Seniorengruppe im Ludwigstädter Schiefermuseum, den Gerhard Korn leitete, brachte er nun das Fundstück zurück nach Ludwigsstadt. Dort soll als nächstes die genaue Zusammensetzung des Erzklumpens, die noch nicht bekannt ist, untersucht werden.