Funde zeigen: Kronach ist 250 Jahre älter
Autor: Redaktion
Kronach, Mittwoch, 20. November 2019
Gregor Förtsch präsentierte beim Verein 1000 Jahre Kronach e.V. die Ergebnisse seiner archäologischen Forschungen.
Die Stadt Kronach ist nicht so alt wie bisher angenommen. Die Geschichte Kronachs allerdings ist viel älter als bisher geglaubt - Mit diesen Thesen fesselte Gregor Förtsch die auf Einladung des Vereins 1000 Jahre Kronach e. V. erschienenen Besucher im übervollen Vortragsraum des "s'Antla". Und die Spannung hielt bis zum Ende seines Vortrags, denn der Referent, Hobbyarchäologe aus Stockheim und seit 35 Jahren ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Landesamt für Denkmalpflege, erklärte in klarer Diktion die Ergebnisse seiner archäologischen Forschungen Schritt für Schritt und präsentierte entsprechendes Bildmaterial.
Zwei Nachrichten sind es, an die bisher das Alter der Stadt sowie der Festung Rosenberg geknüpft wird, erläuterte Förtsch die Ausgangslage. Die bisher als älteste angesehene Nachricht entstammt der Chronik Bischofs Thietmar von Merseburg, die auf das Jahr 1003 zurückgeht und eine "urbs crana" erwähnt.
Eine zweite Nachricht, die der Lebensgeschichte Bischofs Otto I. von Bamberg entnommen ist, berichtet von einem "steinernen Haus und einem Turm", der bei Kronach erbaut worden sein soll.
Für beide Nachrichten fehlte bisher jegliche Bestätigung durch archäologische Ausgrabungsergebnisse. Um einen Nachweis für das Alter der Stadt zu erhalten, führte die Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Lehrstuhl für das Mittelalter und die Neuzeit, von 1987 bis 2009, in allen Bereichen der oberen Stadt sowie in der Festung Rosenberg umfangreiche archäologische Untersuchungen durch. Sie alle belegen aufgrund der Fundstücke, dass weder die Stadt Kronach noch die Festung Rosenberg so alt sein können wie bisher angenommen. Denn es datieren die ältesten der überall in der oberen Stadt und im Bereich der Festung geborgenen Fundstücke in das späte Mittelalter beziehungsweise in die Neuzeit, also etwa in das 13. bis 15. Jahrhundert. Belege für die "urbs crana" sowie das "steinerne Haus" konnten somit hier nirgends festgestellt werden.
Schlüssige Beweisführung
Dagegen finden sich, so der Referent, in einer 1989 von ihm entdeckten Siedlung zwischen Friesen und Birkach die gesuchten Objekte. Vielleicht hatte man bisher nur an der falschen Stelle gesucht. Die Siedlung entdeckte der Hobbyarchäologe bei einer routinemäßigen Feldbegehung. Die ältesten dabei aufgelesenen Fundstücke datieren in das 8./9. Jahrhundert. Dort, an einem kleinen Pass, kann die "urbs crana" nachgewiesen werden. Bei zwei riesigen, steinernen Fundamenten, die zweifellos zu einer Turmburg gehören und in das 12. Jahrhundert datieren, handelt es sich um das von Bischof Otto I. um 1122 erbaute "steinerne Haus und den Turm". Im 12. Jahrhundert muss diese Siedlung eine zentrale Bedeutung für den Bereich des heutigen Landkreises besessen haben.
Die Zeit der Städtegründungen bescherte allerdings der Siedlung auf dem Zenit ihrer Geschichte das Ende. Die zwischenzeitlich zu einem Marktort herangewachsene Siedlung wurde an einen anderen Platz, etwa drei Kilometer südlich, auf den Sporn des Rosenberges, dem Gelände der heutigen Stadt, verlegt. Den prominenten Namen sowie das Marktrecht nahmen die Bürger mit in die neu entstandene Stadt.
Der Referent brachte Belege dafür, dass Kronach tatsächlich eine geplante Stadt ist und nicht, wie bisher angenommen, aus einem Kern, der "urbs crana", entstanden sein kann. Ähnlich verhält es sich mit dem "Steinernen Haus und dem Turm", die nicht der Ursprung der Festung Rosenberg sind. Der Fundplatz liefert allerdings eindeutige Belege dafür, dass es die "urbs crana" tatsächlich gab. Damit kann nun die Nachricht aus dem Jahr 1003 belegt werden.