Für Viertklässler steht Übertritt an: Schule sollte nach Fähigkeiten gewählt werden
Autor: Alexander Löffler
Kronach, Mittwoch, 04. März 2015
Für viele Viertklässler steht ein Übertritt an eine weiterführende Schule bevor. Schulamtsdirektor Uwe Dörfer gibt Auskunft über die unterschiedlichen Möglichkeiten.
Viele Eltern werden sich in diesen Tagen Gedanken machen über die schulische Zukunft ihrer Kinder, die derzeit die vierte Klasse besuchen und die Voraussetzungen für eine weiterführende Schule erfüllen. Die Gymnasien und Realschulen bieten parallel dazu Veranstaltungen an, um über ihr Bildungsangebot zu informieren. Im Mai gibt es dann schließlich in den Grundschulen die Übertrittszeugnisse, die als wichtige Grundlage für eine Entscheidung der Eltern und ihrer Kinder dienen. Wir haben uns im Vorfeld mit Schulamtsdirektor Uwe Dörfer über das Thema "Übertritt" unterhalten.
Welche Fächer sind für den Übertritt nach der vierten Klasse entscheidend und welche Noten sind dafür erforderlich?
Uwe Dörfer: Für das Gymnasium wird mindestens eine Gesamtdurchschnittsnote aus Deutsch, Mathematik und Heimat- und Sachunterricht von 2,33 benötigt. Für die Realschule liegt die Durchschnittsnote aus den gleichen Fächern bei 2,66.
Sollte der Notendurchschnitt nicht erreicht sein, besteht dennoch die Möglichkeit, an eine weiterführende Schule zu wechseln. Welche Kriterien müssen dafür erfüllt sein?
Dafür muss auf Wunsch der Erziehungsberechtigten an einem dreitägigen Probeunterricht an der Realschule beziehungsweise am Gymnasium in Deutsch und Mathematik teilgenommen werden. Dieser findet in diesem Jahr vom 19. bis 21. Mai statt. Dabei werden einheitliche Aufgaben durch das Kultusministerium gestellt. Bestanden hat man dann, wenn in beiden Fächern die Noten 3/4 oder 4/3 erzielt werden. Bei der Notenkonstellation 4/4 entscheidet der Elternwille nach entsprechender Beratung.
Inwieweit sollten die Kinder in die Entscheidung um einen Schulwechsel eingebunden werden?
Die Leistungsvorgaben sind klar und stehen fest; Eltern sollten aber mit ihrem Kind ausführlich über einen Schulwechsel reden, dessen Meinung respektieren und eine gemeinsame Entscheidung treffen.
Wenn ein Kind nicht von Haus aus die erforderlichen Noten mitbringt, ist es dann überhaupt ratsam, einen solchen Schritt in Erwägung zu ziehen?
Man muss das immer individuell sehen. Dem Schüler wird dadurch letztlich eine zweite Möglichkeit des Übertritts ermöglicht.
Immer mehr Eltern schicken ihre Kinder zur Nachhilfe, um die schulischen Leistungen zu steigern. Wäre ein solcher Schritt bereits im Grundschulalter vertretbar, um ein Kind auf diesem Weg an eine weiterführende Schule zu bringen?
Grundsätzlich sollte ein Schüler den Übertritt ohne Nachhilfe schaffen, dann wird er auch in einer weiterführenden Schule zurechtkommen; leider werden Schüler dadurch oftmals noch mehr unter Druck gesetzt.
Apropos Nachhilfe: Es gibt Schüler an weiterführenden Schulen, die erhalten in mehreren Fächern Nachhilfe. Bis zu welchem Maße macht Nachhilfe denn Sinn?
Nachhilfe macht Sinn, wenn Schüler aus gesundheitlichen Gründen länger gefehlt haben. Ansonsten sollte ein Kind die Schulart besuchen, die seinen Begabungen und Fähigkeiten entspricht.
Sollte sich bereits frühzeitig abzeichnen, dass der Schritt an eine weiterführende Schule nicht richtig war, welche Möglichkeiten bestehen in solch einem Fall?
Der Schüler kann jederzeit auch während des Schuljahres in eine andere Schulart wechseln, zum Beispiel innerhalb der gleichen Jahrgangsstufe von der Realschule in die Mittelschule.
Kann man eigentlich auch noch später an eine weiterführende Schule wechseln?
Ja. Man kann zum Beispiel von der fünften Klasse Mittelschule in die fünfte Klasse des Gymnasiums oder der Realschule wechseln. Voraussetzung fürs Gymnasium ist ein Notendurchschnitt von 2,0 aus den Fächern Deutsch und Mathematik im Jahreszeugnis. Bei einem Wechsel an die Realschule ist ein Notendurchschnitt von 2,5 ausreichend. Ein Kind kann aber auch von der fünften Klasse Mittelschule in die sechste Jahrgangsstufe ans Gymnasium wechseln. Dafür ist allerdings eine Aufnahmeprüfung erforderlich. Bei einem Wechsel in die sechste Jahrgangsstufe an der Realschule wird ein Notendurchschnitt von 2,0 aus den Fächern Deutsch, Mathe und Englisch im Jahreszeugnis benötigt.
Die Übertrittsquote an die Gymnasien lag in den vergangenen Jahren im Landkreis Kronach unterm bayernweiten Durchschnitt, während die Quote an die Realschulen oft über dem Durchschnitt lag. Wie erklären Sie sich das?
Wir leben in einer ländlichen Region mit zum Teil sehr weiten Schulwegen zur Realschule und zum Gymnasium und unterschiedlichen Bildungsschichten. Während das Gymnasium mehr theorielastig ist, zeichnet sich die Mittelschule durch einen hohen Praxisanteil aus. Die Realschule liegt in etwa mittendrin und wird von Eltern gerne gewählt, nicht zuletzt auch aufgrund ihrer sechsjährigen Verweildauer.
In der Diskussion steht eine weiterführende Schule für den Norden. Würde eine solche Einrichtung zum Beispiel in Form eines Gymnasiums die Übertrittsquote steigern?
Aufgrund der demographischen Entwicklung - starker Geburtenrückgang in der Rennsteigregion von 46 Prozent in den letzten 15 Jahren - kann ich mir eine weiterführende Schule im nördlichen Landkreis nur schlecht vorstellen. Natürlich würde der eine oder andere Schüler dann die Schule vor Ort besuchen, so wie das auch in Städten der Fall ist, wo die Übertrittsquote wesentlich höher ist als auf dem Land. Letztendlich ist aber immer noch entscheidend, ob der Schüler überhaupt für ein Gymnasium geeignet ist. Und es darf nicht so weit kommen, dass Schüler aus dem Süden des Landkreises dann in den Norden fahren müssen, um ein Gymnasium zu füllen.