Druckartikel: "Für mich ist der Dialog sehr wichtig"

"Für mich ist der Dialog sehr wichtig"


Autor: Veronika Schadeck

Kronach, Freitag, 18. August 2017

Der Geschäftsführer der Helios-Frankenwaldklinik, Dr. Christian Kloeters, zieht ein Resümee über seine ersten Monate.
Dr. Christian Kloeters (39), der Geschäftsführer der Kronacher Helios-Klinik, steht zwischen Konzernleitung und seinen gut 600 Mitarbeitern. Foto: Veronika Schadeck


Seit 1. Januar 2017 führt Dr. Christian Kloeters die Helios-Frankenwaldklinik in Kronach. Im April nach 100 Tagen gab er sein erstes Interview. Damals sprach er über seine Visionen. Jetzt wollten wir wissen, was daraus geworden ist. "Ich bin zwar in der Helios-Frankenwaldklinik angekommen, aber in Kronach noch nicht!", zieht der Geschäftsführer Resümee. Dass er den Landkreis Kronach noch nicht erkunden konnte, begründet Kloeters vor allem mit seinen langen Arbeitszeiten in der Klinik. Allerdings: "Ich kenne die Restaurants in Kronach!"

Kloeters betonte beim Gespräch, dass er ein möglichst reelles Bild von der Klinik geben wolle. Er sprach von Herausforderungen, beispielsweise wenn es um die Gewinnung von Ärzten oder um Investitionen in Gebäude und Medizintechnik geht. Bei Letztgenannten muss immer die Konzernleitung in Berlin grünes Licht geben.

Motivation erhält er durch die positiven Ansätze, die er seit seiner Tätigkeit in Kronach verzeichnen kann. In diesem Zusammenhang spricht er unter anderem von Führungs- und Abteilungskräften, die er mit ins Boot holt, wenn es beispielsweise um Verbesserungsvorschläge, effizientere Prozesse oder um die Erstellung des Wirtschaftsplans für 2018 geht. "Das kommt an!" Es gehe darum, dass die verschiedenen Abteilungen mehr Verständnis füreinander entwickeln. "Für mich ist der Dialog sehr wichtig."

Der Facharzt für Radiologie und Betriebswirtschaftler steht zwischen Konzernleitung und seinen gut 600 Mitarbeitern in der Frankenwaldklinik. Es ist eine Rolle, die nicht immer einfach ist. Zum einen erwarten die Mitarbeiter, dass mehr Pflegepersonal eingestellt wird, zum anderen müssen auch die Zahlen stimmen. "Es ist wie eine Art Brücken bauen!" Wenn der Personalschlüssel angehoben wird, müssen an anderer Stelle Einsparungen vorgenommen werden, beispielsweise beim Materialeinkauf, bei den Energiekosten etc. Nicht zuletzt deshalb wurde auch ein betriebliches Vorschlagswesen eingeführt, dessen Auswertung Ende des Jahres durchgeführt werden soll.

Der 39-Jährige empfindet es als Vorteil, im Gesundheitswesen sowohl die medizinische als auch die betriebswirtschaftliche Seite zu kennen. Ein Mediziner habe vor allem den Patienten im Mittelpunkt, als Betriebswirtschaftler gehe es darum, den Fortbestand der Klinik zu sichern. Dieser hänge aber nicht nur von den Zahlen, sondern auch von einem qualifizierten Personal und zufriedenen Patienten ab. Ärzteprobleme gebe es in vielen Kliniken, weiß Kloeters aus Erfahrung. Beim Standort Kronach komme hinzu, dass Kronach sehr ländlich geprägt sei. Viele angehende Ärzte wollen ihren Lebensmittelpunkt aber in den Ballungsräumen. Hinzu komme der zunehmende Frauenanteil. Das sei ja begrüßenswert, denn "Frauen sind einfühlsamer!" Fakt sei aber auch, dass junge Ärztinnen zunehmend Familien gründen wollen. "Sie leben nicht mehr wie früher nur für den Arztberuf."


Zehn neue Stellen im Pflegebereich

Also müssen entsprechende Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geschaffen werden. Und: "Finden Sie jemanden, der eine Ärztin für ein Jahr Elternzeit vertritt...!" Erleichtert ist Kloeters, dass - seitdem er die Geschäftsführung übernommen hat -, über zehn neue Stellen im Pflegebereich geschaffen werden konnten. Seit dem 1. August ist auch die Information rund um die Uhr besetzt. Ein erster Ansprechpartner ist also Tag und Nacht vorhanden. In der Notaufnahme soll nun in den nächsten Wochen ein zusätzlicher, ein sogenannter Triageraum geschaffen werden. In diesem soll bei den Notfallpatienten eine erste Einschätzung vorgenommen und schnell über die weiteren Schritte entschieden werden. Ein an der Wand angebrachter Monitor soll bei den Patienten für mehr Transparenz sorgen. Kloeters verspricht sich damit Verkürzungen der Wartezeiten in der Notaufnahme.

Dass er nun Verstärkung in der Kardiologie, Anästhesie und mit dem Lichtenfelser Arzt Nils Wolter nun auch Verstärkung in der Orthopädie hat, stimmt ihn zuversichtlich. Als wichtig erachtet Kloeters auch den Kontakt zwischen den niedergelassenen Ärzten und der Frankenwaldklinik. Durchaus gebe es Anregungen, um das System zu verbessern. "Es kommt eben vieles im Leben auf die Kommunikation an!" Potenzial besteht allerdings noch in der Akzeptanz der Sprachkurse für ausländische Mitarbeiter und Ärzte der Frankenwaldklinik. Die Klinikspitze denkt darüber nach, die Teilnahme zur Pflicht werden zu lassen. Denn je besser die Verständigung unter den Kollegen und mit den Patienten sei, desto weniger Missverständnisse gebe es.


"Numerus Clausus müsste gelockert werden!"


Arztsuche Die Frankenwaldklinik ist wie so viele andere Krankenhäuser nahezu permanent auf der Suche nach guten Ärzten. Zwar versucht man nun mit Stipendien den einen oder anderen auf das Kronacher Krankenhaus aufmerksam zu machen, aber für Christian Kloeters steht fest: "Der Numerus Clausus müsste gelockert werden!"

Warteliste Der gebürtige Krefelder weiß, dass so mancher Abiturient gerne Medizin studieren würde, aber kein "Einser-Abitur" vorweisen kann. Er hat nun die Möglichkeit, sich auf eine Warteliste einschreiben zu lassen, im Ausland ein Medizinstudium in Angriff zu nehmen oder sich ein Medizinstudium zu "erklagen".

Motivation Der NC und die langen Wartezeiten nähmen jungen Menschen die Motivation, obwohl diese von ihrer Veranlagung und ihrer Einstellung her gute Ärzte abgeben würden. So manches Potenzial gehe damit verloren. Eine weitere Problematik sei, dass über 30 Prozent der angehenden Ärzte nach ihrem Medizinstudium einer anderen Tätigkeit nachgehen. vs


Professor Mönkemüller verlässt Klinik

Die Klinikleitung setzte im Herbst 2016 große Hoffnung auf Professor Dr. Klaus Mönkemüller. Er gilt als Experte der Gastroenterologie für Innere Medizin. Der 52-Jährige wurde mehrmals für seine wissenschaftlichen Tätigkeiten ausgezeichnet. Und nun geht er zum Ende des Monats.Es seien ausschließlich private und familiäre Gründe, beteuert der Gastroenterologe. Mönkemüller ist einer, der auf internationaler Ebene tätig war und nun seinen Lebensmittelpunkt in die Heimat seiner Familie in der Nähe von Bremen verlegen wird. Seine Hoffnungen, dass seine Gattin - ebenfalls Ärztin - nach Kronach kommt, hatten sich nicht erfüllt.


"Die Klinik ist besser als ihr Ruf"

Zieht er nun Resümee und denkt er über seine berufliche Laufbahn und seine Stationen an den verschiedenen Kliniken, wie beispielsweise in Tennessee, Memphis, Magdeburg nach, dann meint er: "Die Helios-Klinik in Kronach ist besser als ihr Ruf!" In diesem Zusammenhang erwähnt er unter anderem das Pflegepersonal, das sich in hohem Maße mit der Klinik identifiziert und sich stark für die Patienten einbringt. Die Versorgungskette funktioniert weitestgehend. Trotz einer strengen Budget-Politik wird eine qualitativ hochwertige Versorgung gewährleistet und es wird investiert. Mönkemüller spricht von Kleinigkeiten, die in der Frankenwaldklinik zwar selbstverständlich seien, aber nicht auf internationaler Ebene. Das fange schon damit an, dass an vielen Stellen Desinfizierungsständer angebracht sind und dass Mitarbeiter schnell bereit seien, bei einem Ausfall des Kollegen dessen Dienst zu übernehmen etc. vs