TV-Hersteller Loewe: Eine letzte Entscheidung steht bevor
Autor: Marco Meißner, Marian Hamacher
Kronach, Freitag, 22. November 2019
Der Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach (CSU) will die Zukunft des insolventen TV-Geräteherstellers Loewe nicht im stillen Kämmerlein bestimmen lassen.
Hans Michelbach hat sich für den 26. November sicher ein dickes, rotes Kreuz in den Kalender gemacht. Dann vermutet oder besser befürchtet er, könnte eine weitreichende Entscheidung fallen: Wie geht es mit dem insolventen Kronacher Loewe-Unternehmen weiter? Vor der am Dienstag anstehenden Gläubigerversammlung ist ihm etwas Bange, weil aus seiner Sicht eine Lösung droht, die einen endgültigen Strich unter den Standort ziehen könnte. Das will er nicht einfach hinnehmen.
In einem kurzfristig am Freitag anberaumten Pressegespräch macht CSU-Bundestagsabgeordneter Michelbach deutlich, dass er bis zur letzten Minute um Loewe in Kronach kämpfen will. "Es ist möglich, es ist keine Fata Morgana! Es gibt einen Bewerber, der Kronach als Standort erhalten möchte!", stellt er klar. Die Rede ist vom chinesischen Elektronik-Riesen Hisense.
Zwei Bieter im Rennen
Das Unternehmen ist einer von zwei Bietern, die laut Michelbach noch im Rennen sind. Bei der Bewerbung der Chinesen handelt es sich nicht nur um eine Absichtsbekundung, sondern um ein ganz konkretes, schon sehr detailliert ausgearbeitetes Angebot. Mit einem kleinen Team möchte Hisense am Standort Kronach wieder in die Produktion einsteigen, die Marke Loewe als deutsches Unternehmen erhalten und zugleich seine Forschungsabteilung von Düsseldorf hierher verlagern.
"Hisense kann eine Wertschöpfung für Kronach erzeugen", betont Michelbach. Das habe das Unternehmen in einer "sehr guten Darstellung" vermittelt (siehe Infokasten). Es könne dazu beitragen, eine lange Tradition am Leben zu erhalten und "den fleißigen Arbeitnehmern, die sich immer für Loewe eingebracht haben", wieder eine Perspektive zu bieten. Michelbach selbst wolle jetzt, da es anscheinend Spitz auf Knopf steht, noch einmal alle Register ziehen. Loewe in Kronach - das dürfe nicht einfach in Schall und Rauch aufgehen.
Deshalb appelliert er an die Mitglieder der Gläubigerversammlung, allen voran an den Hauptgläubiger Riverrock, neben allen monetären Interessen nicht die soziale Verantwortung in der Entscheidung zu vergessen. Besitz verpflichte auch, rief er in Erinnerung.
Sollte sich das Gremium nämlich für den zweiten Bieter, ein polnisches Unternehmen, entscheiden, wäre das Aus für die Traditionsmarke in Kronach besiegelt. Zwar haben sich die Verantwortlichen dieser Firma nicht auf ein direktes Gespräch mit Michelbach eingelassen, doch hat er von deren Absichten erfahren. "Diese Firma hat klar erklärt, dass sie keinerlei Aktivitäten am Standort Kronach vorsieht", so der Abgeordnete. Das Gebot ziele auf die Marke ab und gegebenenfalls darauf, sich im Maschinenpark von Loewe zu bedienen.
An diesem Punkt spricht Michelbach noch ein mögliches Mittel an, um ein drohendes Ausschlachten von Loewe doch etwas auszubremsen. In Absprache mit der Stadt - laut dem Abgeordneten ziehe Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) ebenfalls die Hisense-Lösung vor - werde ein Rechtsmittel geprüft. Dabei dreht es sich um das so genannte Vermieterpfandrecht. Da der Grund und Boden des Loewe-Geländes der Stadt gehört, könnte dieses Mittel unter Umständen greifen. Sollte das von gerichtlicher Seite bestätigt werden, könnte ein Ausbau und Abtransport der Maschinen aus der Kronacher Fabrik erschwert werden.