Fünf Jahre USA stärkten die Liebe zu Franken
Autor: Alexander Löffler
Marktrodach, Montag, 04. November 2013
Hendrik Montag-Schwappacher lebte einige Jahre in den USA. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland sieht er vieles mit anderen Augen - und das nicht im negativen Sinne.
Während Hendrik Montag-Schwappacher durch Waldbuch spaziert, erzählt er von der intakten Dorfgemeinschaft, vom zum Aufenthaltsraum umgebauten Milchhäuschen, in dem die Einwohner gemeinsam feiern. Am Ortsrand von Waldbuch blickt er schließlich in Richtung Marktrodach und erfreut sich der herrlichen Landschaft: "Man hat hier so unglaublich vieles vor der Tür. Hier kann man sich wunderbar erholen, kann die Landschaft als Sportgerät nutzen", betont der 47-Jährige. Auf dem Weg zurück grüßt ein Kind. "Das ist toll", kommentiert Montag-Schwappacher. "Wo gibt es so was noch?"
Was für Einheimische selbstverständlich erscheinen mag, hat der 47-Jährige in den vergangenen Wochen erst richtig zu schätzen gelernt. Grund dafür ist ein fünfjähriger Auslandsaufenthalt in den USA, genauer gesagt in einem Vorort von San Diego im Bundesstaat Kalifornien.
Gutes Freizeit- und Kulturangebot
Mit der Entscheidung, zurück nach Deutschland zu gehen, sind die beiden ein großes Risiko eingegangen, denn seit ihrer Rückkehr im September sind beide auf der Suche nach Arbeit. "Wir würden sehr gerne hier bleiben, hier haben wir Familie", erklärt der 47-Jährige, der viele Jahre in Berlin oder Düsseldorf gelebt hat, sich durch seine aus Waldbuch stammende Frau jedoch im Frankenwald sehr heimisch fühlt. Er genießt die Traditionen, die hier von Dorfgemeinschaften hochgehalten werden, und kann eigentlich nicht nachvollziehen, warum die Region teilweise so schlecht geredet wird. "Das Freizeit- und Kulturangebot ist gut", spricht er beispielsweise ein Konzert in der Seibelsdorfer Kirche an, in der die Krönungsmesse Mozarts aufgeführt wurde. "Das war schön und faszinierend. Und die Musik war richtig gut", schwingt immer noch Begeisterung in der Stimme des 47-Jährigen mit.
Gleichzeitig verweist er darauf, dass das aus dem Fernsehen bekannte Kalifornien nicht immer mit dem der Realität übereinstimmt. Heruntergekommene Büros, überirdische verlaufende Strom- und Telefonleitungen sowie große Schlaglöcher seien an der Tagesordnung. Die Beschaffenheit der Straßen hier in Deutschland sei im positiven Sinne nicht vergleichbar. Und wenn hierzulande über die öffentlichen Verkehrsmittel geschimpft wird, ringt dies Montag-Schwappacher ein Lächeln ab: "Es funktioniert. In Kalifornien ist es viel umständlicher und teurer, mit der Bahn zu fahren. Öffentliche Verkehrsmittel spielen generell eine untergeordnete Rolle." Belegen kann dies der 47-Jährige an einem einfachen Beispiel: "Die nächste Bushaltestelle war fünf Kilometer entfernt von unserem Wohnort."
Jahreszeiten fehlen
Was das Klima betrifft, so klingt dies mit ganzjährig zwischen 20 und 35 Grad Celsius zunächst nach Urlaub. "Am Anfang war das auch so. Aber irgendwann vermisst man die Jahreszeiten. Acht Monate lang ist die Vegetation nur gelb-braun, weil das Wasser fehlt", erzählt Montag-Schwappacher und blickt aus dem Fenster: "Ich finde es so schön, wenn es mal regnet." Vom Herbst hat er bereits viele Bilder gemacht und sie seinen Freunden in den Staaten geschickt, für die diese Jahreszeit etwas völlig Unbekanntes ist.
Unbekannt und auch umständlich war dem 47-Jährigen der umfangreiche Papierkram, der in Kalifornien zu bewältigen war. "Wir mussten beispielsweise jedes Jahr zwei Steuererklärungen abgeben - eine für die Bundes- und eine für die Landessteuer." Generell seien Behördengänge zeitaufwendig gewesen. "Das Leben ist teilweise richtig umständlich", erklärt der 47-Jährige und erinnert sich auch an Werkstattbesuche mit seinem Auto: "Da ist es nicht etwa so, dass man hinfährt und einer macht alles. Da ist jeder spezialisiert; einer beult aus, der andere repariert den Auspuff."
Warum dies so ist, kann Montag-Schwappacher nicht erklären, erachtet das Leben in Deutschland aber wesentlich durchstrukturierter - ein Grund, weshalb er und seine Frau sich hier wohler fühlen. Heute weiß er dies mehr als je zuvor zu schätzen: "Man vergisst schnell, was einem gut tut. Es fällt erst auf, wenn man mal woanders war. Der Lebensstandard ist hier insgesamt recht hoch. Es funktioniert wahnsinnig viel sehr, sehr gut." Und wenn er jetzt noch einen Job in der Unternehmenskommunikation oder der IT-Branche findet, um dauerhaft in der Region bleiben zu können, wäre das Leben für ihn endgültig perfekt.