FT-Redakteurin macht den Selbstversuch: So lief der Corona-Test
Autor: Sandra Hackenberg
Kronach, Montag, 13. Juli 2020
Auch ohne Symptome darf sich jeder Bürger Bayerns kostenlos auf Covid-19 testen lassen. Wie das abläuft und warum das Ergebnis nicht wirklich aussagekräftig ist, erklären wir in unserem Selbstversuch.
Corona-Tests für jedermann - und das umsonst. Das hat unser Bayerischer Ministerpräsident vor zwei Wochen angekündigt. "Testen ist die Grundvoraussetzung für alles: um zu wissen, wer ist infiziert, um Infektionsketten zu ermitteln, diese dann auch letztlich zu verfolgen und brechen zu können", erklärte Markus Söder die Entscheidung, für die der Freistaat 272 Millionen Euro locker macht. Wer sich - auch ohne Symptome - testen lässt, soll innerhalb weniger Tage das Ergebnis bekommen.
Doch funktioniert das in der Praxis auch? Ich habe den Selbstversuch gemacht.
Ein wenig mulmig ist mir vor dem Anruf in der Hausarztpraxis meines Vertrauens schon. Nach einem Corona-Test zu fragen, obwohl ich keinerlei Symptome aufweise - wie wird wohl die Sprechstundenhilfe reagieren? Lacht sie mich aus oder herrscht sie mich an, dass sie für so einen Quatsch keine Zeit hat?
Zögerlich erkläre ich der Dame am anderen Ende der Leitung mein Anliegen, erzähle etwas von "Ich habe zwar keine Beschwerden, aber habe viel mit Menschen zu tun..." - Sie unterbricht mich: "Wie schnell brauchen Sie den Test? Reicht Ihnen morgen früh?" Sie verabschiedet sich mit dem Hinweis, dass ich auch ohne Symptome vor der Praxis warten soll, bis ich aufgerufen werde. Ich bin positiv überrascht und fühle mich durchaus ernst genommen.
Generell führen die Hausärzte die Corona-Tests durch, jedoch nicht alle. Vereinzelt kann es vorkommen, dass der eigene Hausarzt keine Tests anbietet. Das kann jeder Mediziner selbst entscheiden. Wer sich auf Corona testen lassen will, sollte in jedem Fall vorher anrufen und einen Termin vereinbaren, da die Corona-Tests in der Regel zu Zeiten stattfinden, zu denen keine anderen Patienten in der Praxis sind. Testet der Hausarzt nicht selbst, kann er an einen Kollegen weitervermitteln. Wer keinen Hausarzt hat, kann sich unter der Nummer 116 117 an den ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden.
Wir müssen draußen bleiben
Pünktlich warte ich am nächsten Tag vor der Praxis. Ich bin nicht die Einzige. Nach und nach gesellen sich weitere Patienten hinzu: eine junge Frau, ein Mann im Blaumann und eine ältere Dame. Während wir warten, beäugen wir uns in angemessenem Abstand aus dem Augenwinkel. Nach einer Dreiviertelstunde haben alle Patienten der regulären Sprechstunde die Praxis verlassen. Wir werden nacheinander reingerufen.
Es geht direkt ins Behandlungszimmer. Mein Hausarzt empfängt mich mit Maske, Kittel und Einweghandschuhen. Wo ich Platz nehmen soll, muss er mir nicht zeigen: Der Stuhl hinter einer leuchtend roten Bodenmarkierung springt mir sofort ins Auge. Der Mediziner erklärt mir, dass es sich bei dem klassischen Labortest um eine reine Momentaufnahme handelt: "Das Ergebnis sagt lediglich aus, ob Sie jetzt, in diesem Moment, mit dem Virus infiziert sind." Theoretisch sei es durchaus möglich, dass ich den Erreger bereits in mir trage und der Test trotzdem negativ ausfällt - die Inkubationszeit variiert zwischen zwei und 14 Tagen.