Früh übt sich der Magier
Autor: Heike Schülein
Ziegelerden, Montag, 12. November 2018
Am Samstag bot die VHS einen wahrhaft "zauberhaften" Kurs an. Der bekannte Zauberkünstler Fred Bossie brachte Kindern die ersten Tricks bei.
"Kann ich kurz 20 Euro haben?", fragt der kleine Zauberlehrling den pädagogischen Mitarbeiter der Volkshochschule (VHS), Johannes Hausmann, der den Geldschein vertrauensvoll in dessen Hände begibt. Der Junge legt den Geldschein in einen augenscheinlich leeren 0,2 Liter-Getränkepack, den er auf den Kopf stellt: Vom Geldschein fehlt sogleich jegliche Spur. Dafür fällt ein kleiner Zettel heraus mit der Aufschrift "Danke!".
Über vier Stunden lang verwandelte sich am Samstag der TSV-Turnraum der Alten Schule in Ziegelerden in eine Zauber-Werkstatt. Ein Dutzend junger Zauberkünstler lernte dort verblüffende Tricks mit alltäglichen Gegenständen wie Kartenspielen, Zauberseilen, kleinen Bechern, Zahnstochern oder Tüchern. Angelernt wurden die Nachwuchs-Magier von Fred Bossie, der seit über 30 Jahren als erfolgreicher Zauberkünstler auf der Bühne steht, gern gesehener Gast beispielweise in Kindergärten und Schulen ist und in seiner Heimat Ulm eine Zauberschule für Groß und Klein betreibt.
"Wie machst du das?", fragten die Kinder bei jedem Trick, den er ihnen vorführte. Die Auflösung gab es gleich danach: Schritt für Schritt zum Nachmachen, damit die Jungen und Mädchen daheim ihre Familie mit ihren Zauberstreichen beeindrucken können - und davon lernten sie jede Menge!
Das Verschwinden von Gegenständen, magisches Verknoten und anschließendes Entknoten von Seilen sowie Gedankenlesen des Gegenübers zählten dabei noch zu den harmloseren "Phänomenen", die die Zauberlehrlinge schon bald aus dem Eff-eff beherrschten. "Ganz wichtig: Erzählt und spielt eine spannende Geschichte zu eurem Trick. Sonst werden die tollsten Kunststücke schnell langweilig", betont Bossie. Es sei auch nicht schlimm, wenn mal etwas nicht gleich gelinge oder funktioniere. "Wir können schließlich nicht echt zaubern, sondern zeigen nur Kunststückchen. Eure Zuschauer wissen das ja", so der Zauberkünstler, der dann auch eine Fülle an phantasievollen Geschichten parat hatte.
Schon früh hat sich der professionelle Zauberer auf die Arbeit mit Kindern spezialisiert. So hat er 1983 die erste Zauberschule in Europa gegründet. Seine Zauberkurse erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit. "Zaubern ist über Spiel und Spaß hinaus pädagogisch wertvoll", zeigt er sich davon überzeugt, dass die Beschäftigung mit Zaubertricks nicht nur die Phantasie von Kindern anrege, sondern sie in ihrer Kreativität und ihrem Selbstvertrauen fördere. Zudem schule es Konzentration, Ausdauer, Durchhaltevermögen und Fingerfertigkeit.
Staunende Eltern
Tatsächlich gab es an diesem Tag viele strahlende Kinderaugen zu sehen - nämlich immer dann, wenn diesen ein neuer Zaubertrick erstmals gelang. Ihre neu erlernten Zauberkunststücke führten sie natürlich ihren staunenden Eltern, als diese sie abholten, gleich an Ort und Stelle vor. Damit sie nicht in Vergessenheit geraten, bekamen die erfolgreichen Zaubergesellen auch - neben ihrem Zauber-Diplom - eine Zauberbroschüre ausgehändigt mit Trickerklärungen, Hinweisen für die Darbietung sowie "vorführfertigen" Zaubertricks. Die Broschüre werden sie zuhause in einem Geheimversteck aufbewahren; lautet doch die wichtigste aller Zauberregeln: "Verrate niemals deine Tricks! Wenn jeder deine Tricks kennt, will sie niemand mehr sehen. Und was ist schon ein Zauberer ohne Publikum?"