Fronleichnam sorgt für "Ginshaut"
Autor: Corinna Igler
Wallenfels, Mittwoch, 03. Juni 2015
Für die gläubige Katholikin Maria Stumpf ist der Feiertag nicht zum Ausschlafen da. Vielmehr ist Fronleichnam für die Wallenfelserin etwas ganz Besonderes. Immerhin ist das kirchliche Fest dort mit einem weltlichen Anlass verbunden.
Maria Stumpf unterstreicht ihr lautes und deutliches Nein mit einem entschiedenen Kopfschütteln. Einmal bei der Fronleichnamsprozession in Wallenfels zu fehlen, das komme ihr überhaupt nicht in den Sinn. "Des it des höchsta Fest in Wallnfels", erklärt sie, fast schon entsetzt, dass einem überhaupt dieser Gedanke kommt.
Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Nachbarn Dominik Weiß hängt sie Tücher an das Balkongeländer am Jugendheim. Die Vorbereitungen für das Fronleichnamsfest beginnen schon eine Woche vorher. Da werden die Fenster eigens noch einmal geputzt, die Straßen und Gehwege gekehrt und dann wird festlich geschmückt.
Dienstagabend in Wallenfels: Hier befestigen Männer kleine Fichten, genannt Maien, an der Hauswand, dort hängt ein anderer blau-weiße und gelb-weiße Fähnchen aus dem Fenster.
Für Weggezogene ein Muss
"Dou it in Wallnfels alles auf die Baa", weiß Maria Stumpf über das Fronleichnamsfest. Die gebürtige Wallenfelserin erklärt, dass dieses Fest mit einer langen Tradition verbunden ist. Doch in allererster Linie begeht sie es aus ihrem christlichen Glauben heraus. Fronleichnam in Wallenfels ist sowohl ein weltliches als auch ein kirchliches Fest, beides wird dabei miteinander verbunden. Das mache es auch so einzigartig.
Selbst Weggezogene, wie der Nailaer Bürgermeister, ein gebürtiger Wallenfelser, kämen an diesem Tag sowie zum Flurumgang am Sonntag nach Wallenfels. Maria Stumpf erinnert sich sogar an einen Husaren aus der Kompanie, der kurz vor Fronleichnam ins Krankenhaus gekommen war. Weil er aber unbedingt an Fronleichnam dabei sein wollte, verließ er, ohne Zustimmung der Ärzte, das Krankenhaus und war tatsächlich bei dem Hochfest in Wallenfels dabei, bis er hinterher wieder in die Klinik eingeliefert wurde.
Die Stumpfs sowie Nachbar Dominik Weiß sind stark eingebunden in das Fronleichnamsfest. Maria Stumpf, ihr Mann und ihre beiden Töchter sind Trommler beim Tambourzug. Schon am Abend vor Fronleichnam zieht dieser um 19 Uhr beim sogenannten Zapfenstreich, begleitet von Böllerschüssen, durch das Städtchen.
Flurumgang folgt am Sonntag
Genauso wie am nächsten Morgen: "Der erste Böllerschuss ist um 5 Uhr. Das ist das Wecken. Dann gibt es noch einen um 5.15 Uhr - Bereit sein. Der dritte Schuss um 5.30 Uhr bedeutet Antreten", erklärt Dominik Weiß, der selbst Böllerschütze ist. Und beim dritten Schuss marschieren wieder die Trommler durch den Ort, um die Bewohner zu wecken. Kein Wunder also, dass wohl kein Wallenfelser um Fronleichnam herumkommt. Immerhin "it des ganz schöö laut", weiß Maria Stumpf.
Nach Fronleichnam ist für die Stumpfs und die Wallenfelser vor dem Flurumgang. Der steht nämlich am Sonntag an. Und dabei schmücken die Trommler, zu denen die Stumpfs ja gehören, auch einen Altar, in der Ailastraße. Am Tag nach Fronleichnam haben Maria Stumpf und ihr Mann meistens Urlaub, holen sich Anregungen für das Schmücken des Trommleraltars und besorgen Blumen. Manchmal kommen da schon zwei Autoanhänger voll dafür zusammen - allerdings ausschließlich Wiesen- und Gartenblumen.
Zeitdruck am Sonntag
Am Sonntag früh herrscht im Hause Stumpf dann schon Zeitdruck, immerhin gilt es an diesem Morgen nicht nur den am Vorabend aufgestellten Altar zu schmücken und den Blumenteppich zu gestalten, sondern auch beim Antreten um 7.15 Uhr wieder mit dabei zu sein.
Vor 30 Jahren habe der Tambourzug diesen vierten Altar beim Flurumgang angeregt, um somit den Wallweg wiederherzustellen: "Ursprünglich ging die Flurprozession oben am alten Forsthaus, der jetzigen Universität, vorbei. Dann nahm man aber einige Zeit nur den unteren Weg. Jetzt gehen wir aber wieder den ursprünglichen Wallweg entlang", erklärt Maria Stumpf den Hintergrund.
An einen Ausfall dieser Prozession ist in Wallenfels ebenso wenig zu denken wie bei Fronleichnam: "Selbst wenn' s Backstaa rejngt, nicht. Donn geht' s nei de Kerng'."
Die Tücher - einst von Ministranten bemalt - sind aufgehängt. Wenn Maria Stumpf sie so betrachtet und dabei von den Prozessionen in Wallenfels erzählt, "läfft mi di Ginshaut auf. Des koh me goa niä beschreib, des muss me a mol gsäh hou."