Frischer Wind bei Heinz-Glas in Kleintettau: Glasklare Visionen
Autor: Christian Pack
Tettau, Freitag, 24. März 2017
Seit Anfang 2017 ist Carletta Heinz bei Heinz-Glas Mitglied der Geschäftsführung. Die 33-Jährige will nicht nur das "Töchterchen vom Papa" sein.
Dass Carletta Heinz heute im Chefsessel der Firma Heinz-Glas sitzt, ist nicht allzu überraschend. Weil sich ihr Elternhaus auf dem Betriebsgelände in Kleintettau im Landkreis Kronach befand, spazierte die kleine Carletta auf dem Weg zur Schule täglich durch die Produktionshallen des Glasmacherbetriebs. "Ich wollte nie etwas anderes machen", sagt die heute 33-Jährige, die seit 2013 für das Unternehmen arbeitet und seit Anfang dieses Jahres Mitglied der Geschäftsführung ist.
Eine halbe Stunde ungezwungenes Plaudern reicht aus, um zu erkennen, dass es die junge Frau ernst meint. "Ich will unsere Familientradition fortführen", sagt sie voller Überzeugung. Die Belegschaft habe ihr den Einstieg leicht gemacht, sie habe von Anfang an neue Ideen einbringen können. "Ich war hier nie das kleine Töchterchen vom Papa." Wenig überraschend, dass sie ein "sehr verlockendes" Übernahmeangebot ausgeschlagen hat.
Nachhaltigkeit ist bei Carletta Heinz ein Stichwort, das ihr sehr am Herzen liegt. Und natürlich die Sicherung des Standortes unweit der Grenze zu Thüringen, wo gerade einmal 600 Menschen leben, aber täglich 500 000 Flakons für die Parfümindustrie produziert werden. Wie die von hier aus problemlos zu den Kunden gelangen? "Die Verkehrsanbindung ist eine Katastrophe. Ein Ausbau wäre mehr als nur wünschenswert."
Ein weiteres Problem: Fachkräfte in das beschauliche Kleintettau zu locken, ist nicht einfach. Viele Mitarbeiter wohnen in Bamberg, Kronach oder Coburg. "Das Pendeln ist aber nicht für jeden etwas", weiß die Diplomkauffrau. Zudem fänden sich immer weniger Menschen, die die körperlich anstrengende Arbeit machen wollen. "In der Produktion ist es laut, heiß und dreckig. Das muss man aushalten können", weiß die 33-Jährige. Glücklicherweise würden einige der türkisch-stämmigen Angestellten bereits in der dritten Generation im Betrieb verwurzelt sein.
Mit ihrem Mann in Nürnberg
Carletta Heinz selbst lebt mit ihrem Mann in Nürnberg, hier hat sie auch studiert. Einen Umzug in die Heimat ist für sie kein Thema, auch wenn sie mehrmals die Woche gerne hierher zurückkommt. "Die Natur ist toll. Nürnberg würde mir aber zu sehr fehlen und ich bin ja ständig in der Welt unterwegs." Heinz-Glas ist international aufgestellt, verfügt über 16 Standorte in zwölf Ländern rund um den Globus (unter anderem USA, Peru, Mumbai). Als Anbieter in der Herstellung und Veredelung von Glasflakons konzentriert man sich vor allem auf die Parfümindustrie. Hier entwickeln Großkunden wie L'Oreal oder Yves Saint Laurent ständig neue, exklusive Produkte. Und die Herstellung der einzigartigen Fläschchen hat sich das Heinz-Glas auf die Fahnen geschrieben. "Das kann nicht jeder", sagt die Chefin nicht ohne Stolz.