Friedenswallfahrt nach Neuengrün mit Legendenspiel
Autor: Michael Wunder
Neuengrün, Sonntag, 06. Sept. 2015
Die 70. Friedenswallfahrt in Neuengrün fand mit dem Legendenspiel und Weihbischof Herwig Gössl als Festprediger statt. Die Veranstaltung am Samstagabend wurde durch den Regen beeinflusst. Trotzdem kamen viele Menschen nach Neuengrün. Wir haben eine Bilderstrecke vom Abend.
Der christliche Glaube vermittelt Hoffnung über diese Welt hinaus, er ermutigt zur Vergebung, zu Versöhnung und Neubeginn. Jesus Christus ist dabei unser Vorbild und unser Lehrer. Dies sagte der diesjährige Festprediger Weihbischof Herwig Gössl bei der 70. Friedenswallfahrt in Neuengrün.
Vor 70 Jahren, unmittelbar nach den entsetzlichen Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs, wurde zunächst die Heimkehrer-, die heutige Friedenswallfahrt eingeführt. Es galt, die Schrecken des Krieges aufzuklären und sich für den Frieden einzusetzen. Viele schmerzliche Erfahrungen gehörten damals zum traurigen Erfahrungsschatz der Menschen. Sie ließen es mit den Werten des Friedens und der Freiheit deutlich spüren.
Die Friedensboten
In den Anfangsjahren machten sich jährlich tausende Menschen nach Neuengrün zur Wallfahrt auf.
Zwischenzeitlich habe man sich an den Frieden gewöhnt, doch auch heute sei der Friede brüchig und gefährdet. Auch heute herrschen Krieg und Gewalt in zu vielen Ländern dieser Erde, und wir bekommen die Auswirkungen dieser Kämpfe immer deutlicher zu spüren, so der Bischof. "Jesus sendet uns als Friedensboten in der heutigen Zeit, wo viele Flüchtlinge auf der gesamten Erde unterwegs sind und auch hier bei uns die Verunsicherungen und Ängste wachsen. Es gilt Brücken zu bauen statt Mauern zu errichten. Auch bei uns gibt es Agitatoren, die Unfrieden säen und Menschen gegeneinander aufwiegeln", sagte der Weihbischof. Aller Unfriede, alle Kriege wüchsen aus der Angst. Wir alle seien verletzt von dem, was die Theologie Erb- oder Ursünde nenne. Deshalb sei die Friedenswallfahrt heute auch so wichtig wie vor 70 Jahren.
Sie führe uns deutlich vor Augen, wer der Herr des Lebens ist: Jesus Christus! In der engen Verbundenheit mit ihm könnten wir immer wieder die Angst überwinden, die uns lähme und gegenseitig aufbringe. Der Glaube an Jesus Christus und die enge Verbundenheit mit ihm sei ein wahres Friedenselixier, so Gössl.
Zur 70. Friedenswallfahrt konnte Heinz Hausmann nach der Abholung der Teilnehmer am Ortsrand eine stattliche Anzahl von Besuchern am Jugendheim zum Legendenspiel begrüßen. Das Stück mit Darstellern aus Neuengrün und Umgebung, geschrieben von Heimatdichter Andreas Bauer, wird alle fünf Jahre aufgeführt.
Das Legendenspiel
Heinz Hausmann erinnerte an die friedliche Deutsche Einheit vor 25 Jahren. Er überbrachte auch die Grüße des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Der Regieführer Rektor a. D.
Wolfgang Eidloth ging auf die Inhalte und die Aussagekraft des Stückes ein. Es sei nach wie vor zeitgemäß und verdeutliche, wie das Gnadenbild nach Neuengrün gekommen sei.Die 20 Darsteller zeigten schließlich, wie das Leben in der guten alten Zeit war. Die Bauern zogen als gut erzogene Christen durch die Dörfer. Skepsis kam auf, als ein geweihter Herr in Ordenstracht auf den "Schleichwegen" des Frankenwaldes unterwegs war. Bis eine junge Frau von zwei Männern überfallen wurde, glaubte man, dass die steinigen Bergwege vom Gaunerfolg gemieden werden. Nach der Festnahme der Gauner klärte sich auch recht schnell auf, wie die Marienstatue von Böhmen nach Neuengrün gekommen ist und was es mit dem Marienbild auf sich hat. Nach dem Legendenspiel, das zum Ende von einem Regenschauer überrascht wurde, zog man zum Gotteshaus, wo die Standartenübergabe stattfand.