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Fremdländisch und doch begeisternd


Autor: Veronika Schadeck

Windheim, Montag, 23. Mai 2016

In Windheim stand der christliche Glaube in indischer Ausprägung bei einer "göttliche Liturgie der Thomas-Christen Indiens" im Blickpunkt.
Der stellvertretende Pfarrgemeinderatsvorsitzende Manfred Fehn (rechts) gratulierte Pfarrer Cyriac Chittukalam zu seiner Ernennung zum Administrator. Mit im Bild: Erzbischof Josef Perumthottom (links). Foto: Veronika Schadeck


Nicht nur bei den Windheimern, sondern auch bei Gläubigen aus dem Landkreis fand am Sonntag eine vom Pfarrer Cyriac Chittukalam und dem indischen Erzbischof Josef Perumthottom im syro-malabarischen Ritus konzelebrierte Messe großes Interesse. Die Pfarrkirche St. Nikolaus war dabei komplett gefüllt.

Die "göttliche Liturgie der Thomas-Christen Indiens" war anders als ein "gewöhnlicher Gottesdienst". Der Altar war mit Thomas-Kreuzen geschmückt, davor waren kleine indische Nationalflaggen angebracht. Die Lieder wurden von indischen Ordensschwestern in der Landesprache des südindischen Bundesstaates Kerala, nämlich in "Malayalam" gesungen. Und abschließend gab es die indische Nationalhymne "Jana Gana Mana".

Die farbenfroh bestickten, golddurchwirkten Umhänge erschienen orientalisch prachtvoll. Das Thomas-Kreuz ist mit mehreren Ornamenten stufig aufgebaut und fußt auf einer Lotosblüte.

Diese Blüte ist in der Religion der Hindus und Buddhisten ein heiliges Symbol. Sie soll zeigen, dass diese beiden Religionen den christlichen Glauben in Kerala tolerieren und menschlich akzeptieren. Mehr als gewohnt wurden die Ministranten in den Ablauf des Gottesdienstes einbezogen. Sie trugen die Lesungen vor und schwenkten so häufig das Thuribulum, das bald die Luft mit intensivem Weihrauchduft vermischt war.


Viel über Indien erfahren

Es wurde gebetet, es gab Wissenswertes über Indien zu hören und mitunter kam auch der Humor nicht zu kurz. So meinte Pfarrer Cyriac Chittukalam: "Es wollten noch indische Kollegen kommen; die sind noch unterwegs, der Frankenwald ist einfach zu weit weg."

Zog man ein Resümee des indischen Wochenendes im Pfarrverbund Rennsteig, so brachte Dekan Thomas Hauth dieses auf den Punkt. Es sprach von einer großartigen Idee, denn dadurch sei gezeigt worden, dass die "Kirche weltumfassend ist und verschiedene Völker und Kulturen verbindet".

Die Besucher waren durchweg begeistert. "Der Gottesdienst war fremdländisch. Mich beschlich ein Gefühl der Ehrfurcht", so der Kronacher Stadtrat Wolfgang Hümmer. Der Gottesdienst hat lange gedauert, stellte die Buchbacherin Carola Beez fest. Aber es habe sich gelohnt. Ihr hat gefallen, dass die Ministranten verstärkt in den Ablauf der Eucharistie eingebunden waren. Beeindruckt war sie, ebenso wie der stellvertretende Pfarrgemeinderatsvorsitzender aus Windheim, Manfred Fehn, vom Gesang der Ordensschwestern: "Es war, als hätten die Engel gesungen."


Eine große Ehre

Manfred Fehn nannte zu Beginn des Gottesdienstes den Besuch des indischen Erzbischofs eine "große Ehre". Dieser gab sich Mühe, die Predigt und die Gebete in deutscher Sprache vorzubringen - und das obwohl er einige Jahre kein Deutsch mehr gesprochen hatte.

Josef Perumthottom berichtete von seiner Erzdiözese, die im Jahr 1887 errichtet wurde. Sie setzt sich für die Armen ein, kämpft gegen die Ausbeutung von Kindern und darum, diesen Bildung zu vermitteln. "Wir stehen auf der Seite der Armen", betonte er. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in seiner Erzdiözese keinen Mangel an Priestern und Ordensleuten.

Deutlich kam während des Gottesdienstes zum Ausdruck, dass im syro-malabarischen Ritus mehr die Opfergabe Jesu am Kreuz, seine Auferstehung und Wiederkunft betont werden. Stark entfaltet sind die Lob- und die Danksagungen an die Dreifaltigkeit.


Zum Administrator ernannt

Manfred Fehn gratulierte Pfarrer Cyriac Chittukalam zu dessen Ernennung zum Administrator der Pfarreien Windheim und Buchbach durch Erzbischof Ludwig Schick. Im Anschluss an den Gottesdienst kostete der überwiegende Teil der Besucher das indische Essen, welches die indischen Ordensschwestern zubereitet hatten. Die lebhaften Gespräche in der Schulturnhalle waren für Pfarrer Cyriac und seine Mitstreiter eine Anerkennung für ihre Bemühungen, ein Stück Weltkirche in den Pfarrverbund Rennsteig zu bringen.

Das Wochenende startete bereits am Freitag mit Filmvorträgen im Jugendheim Hirschfeld. Am Samstag berichtete Pfarrer Cyriac in der Laurentiuskirche über sein Land. Essen und Getränke waren am Sonntagabend kostenlos. Es wurde um Spenden gebeten, die für ein Heim für Straßenkinder in Kerala Verwendungen finden sollen.