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Freischießen in Kronach: Parken kostet für alle gleich viel


Autor: Corinna Igler

Kronach, Montag, 01. Juli 2013

Dass Behinderte im vergangenen Jahr erstmals für das Parken beim Kronacher Freischießen zahlen mussten, sorgte für Aufruhr - nicht zuletzt, weil die doppelte Gebühr fällig wurde als für die etwas weiter entfernten Parkplätze. Heuer sollen alle gleichgestellt werden.
Behinderte parken heuer während des Freischießens zum gleichen Preis wie alle anderen Besucher. Foto: Archiv/Igler


Beim letztjährigen Freischießen sollten Rollstuhlfahrer & Co. fürs Parken zahlen. Fünf Euro wurden fällig - zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als der Lokalradiosender Radio Eins die Parkplätze sponserte. Heuer wird das anders sein. Dann sollen alle gleich viel zahlen. Zwei bis 2,50 Euro werden dann wohl fällig - für behinderte Festbesucher ebenso wie für alle anderen.

Behindertenparkplätze wurden schon immer auf dem Parkplatz direkt vor dem Schützenplatz ausgewiesen. Dort gibt es auch Dauerparkplätze für nicht behinderte Festbesucher. Und die zahlen für die elf Festtage 80 Euro, umgerechnet auf den Tag also knapp über sieben Euro.

Für die Behindertenparkplätze sollten im vergangenen Jahr pro Tag fünf Euro fällig werden - sehr zum Ärgernis der Behinderten beziehungsweise ihrer Angehöriger. "Wenn ich wenigstens nur die 2,50 Euro zahlen müsste, die für gewöhnliche Parkplätze rund um das Schützenfest-Areal anfallen. Aber sogar das Doppelte - das ist eine Frechheit", äußerte sich damals beispielsweise Sebastian Kotschenreuther, der im Rollstuhl sitzt.

Eingeschränkte Auswahl

Schließlich habe er ja nicht die Möglichkeit wie alle anderen, auf den günstigeren Parkplätzen, die zum Beispiel Richtung Seelach zur Verfügung stehen, zu parken. Erstens sei dies ziemlich weit und steil, und dann müsse man dort ja durch die Wiese, die als Parkplatz diene, was mit dem Rollstuhl nicht möglich sei. "Da braucht man einfach eine ebene, geteerte Fläche", erklärte Sebastian Kotschenreuther.

Heuer hat die Schützengesellschaft also eine Änderung beschlossen. "Es werden Behindertenparkplätze in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen - zu dem Preis wie auch der am weitesten entfernte Parkplatz, der vermietet wird", erklärt Schützenmeister Frank Jungkunz auf Nachfrage. Schließlich seien Rollstuhlfahrer darauf angewiesen, bis vor die Tür zu fahren.

Jungkunz bezeichnet das als fairen Kompromiss, schließlich könnten die Behinderten zu dem Preis, zu dem alle anderen zum Teil mehrere Hundert Meter weiter weg parken müssen, direkt vor dem Festplatz stehen.

Hohe Kosten

Für Nicht-Behinderte, die direkt vor dem Festplatz parken wollen, also dort, wo auch die Behindertenparkplätze sind, fällt aber nach wie vor eine höhere Gebühr an. Schließlich sind mit dem Parkplatz direkt vor dem Festplatz auch hohe Kosten verbunden. Fast 3000 Euro fallen während der elf Tage für die Schützengesellschaft dafür an, wie Jungkunz erklärt. Gedeckt werden diese Ausgaben bei Einnahmen von maximal 1500 Euro nicht.

Zwei Leute würden tagtäglich zum Teil mehr als zehn Stunden für die Organisation dieses Parkplatzes beschäftigt, so Jungkunz. Bei einem Stundenlohn von zehn Euro bedeute das Minimum 200 Euro an Kosten täglich.
Sollte ein Behinderter dort übrigens keinen Parkplatz mehr bekommen, bestünde auch die Möglichkeit, auf dem Platz zu halten, den Behinderten aussteigen zu lassen und dann auf einem der anderen Parkplätze, die einige Meter entfernt sind, zu parken, nennt Jungkunz eine Alternative, sollten alle Behindertenparkplätze belegt sein. Schließlich könne man nicht den ganzen Platz dafür vorhalten, weil es auch gewisse Auflagen gebe. So müssten auch Rettungsdienst und Polizei sowie ein Taxistand dort untergebracht werden.

Barrierefreie Toiletten

Eine weitere Neuerung auf dem Festplatz betrifft ebenfalls die Rollstuhlfahrer. Für sie gibt es ab sofort eine barrierefreie Toilettenanlage, die die Schützengesellschaft angeschafft hat.

Das Freischießen 2013 wird also ein großes Stück behindertenfreundlicher. Und darüber freut sich auch Sebastian Kotschenreuther. "Na, das ist doch mal ein Lob wert", sagt Kotschenreuther zur Anschaffung der barrierefreien Toilettenanlage. Auch, dass er fürs Parken künftig genauso viel zahlt wie jeder andere Freischießen-Besucher ist für ihn ok. "Es ist schon ein Erfolg, dass es nicht mehr kostet", sagt er - auch wenn er hinzufügt, dass er natürlich nicht die Möglichkeit habe, wie ein Nicht-Behinderter, an einer Stelle zu parken, wo es gar umsonst ist, und beispielsweise einen längeren Fußmarsch in Kauf zu nehmen.

Oft belegt

Heinrich Hannweber, dessen Tochter Nadine im Rollstuhl sitzt und der sich ebenfalls im vergangenen Jahr beklagt hatte, sagt, dass es nicht darum gehe, ob er zwei oder 2,50 Euro bezahlen müsse, sondern darum, dass die Behinderten-Parkplätze oft schon belegt seien. "Es müsste strikt getrennt werden, ob der Autofahrer selbst Rollstuhlfahrer ist und nirgendwo anders parken kann oder ob man die Möglichkeit hat, dort zu halten, jemanden aussteigen zu lassen und dann woanders zu parken."

Hermann Feuerpfeil, Behindertenbeauftragter des Landkreises ist froh, dass überhaupt Behindertenparkplätze zur Verfügung stehen. Zu den Gebühren stehe es ihm nicht zu, etwas zu sagen, aber er habe mit einem Vorstandsmitglied der Schützengesellschaft gesprochen und sich die Situation erklären lassen.

Sebastian Kotschenreuther freut sich jedenfalls schon aufs Freischießen 2013 - insbesondere wegen der Neuerungen für Behinderte. "Es gibt für mich keinen Grund, das Fest zu boykottieren", sagt er.