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Frau tötet zehn Hunde und sich selbst


Autor: Corinna Igler

Friesen, Dienstag, 12. Februar 2013

Im Kronacher Stadtteil Friesen kam es am Dienstag zu einem SEK-Einsatz. Wegen nicht artgerechter Tierhaltung sollten einer 49-Jährigen ihre Hunde weggenommen werden. Das wollte sie nicht zulassen.
Fotos: Corinna Igler


Kopfschüttelnd stehen die Nachbarn hinter dem Gartenzaun. An ihnen vorbei laufen Männer mit Schusswesten, Helmen und Gewehren - Einsatzkräfte des SEK. "So etwas bei uns", sagt eine Frau fassungslos, nachdem kurz vorher aus einem kleinen Haus Schüsse zu hören waren.

Um 9 Uhr am Dienstagmorgen klingeln Mitarbeiter des Veterinär- und des Ordnungsamtes des Landkreises, mit Verstärkung dreier Polizeibeamter, an der Tür der Bewohnerin. Wegen nicht artgerechter Haltung sollen der 49-Jährigen ihre 13 Hunde weggenommen werden. Die Frau öffnet zunächst die Tür, bittet um einige Minuten Aufschub und verschwindet dann unter einem Vorwand erneut im Haus.

Plötzlich hören die wartenden Beamten Schüsse. Beim Öffnen der Tür bietet sich ihnen ein grauenvoller Anblick: Die meisten Hunde liegen tot im Haus, lediglich zwei kommen lebend heraus. Auf die Rufe der Polizisten meldet sich niemand. Keiner weiß zu diesem Zeitpunkt, ob im Haus noch Gefahr droht. Die Beamten ziehen sich aus Sicherheitsgründen zurück, sperren das Gelände weiträumig ab und fordern weitere Polizeikräfte sowie Notarztteams an.

Gegen 11 Uhr rückt ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei aus Mittelfranken an. "Die haben die Ausbildung und vor allem auch die Ausrüstung", nennt der Kronacher Polizeichef Uwe Herrmann den Grund.
Einer der Polizisten positioniert sich mit einer Waffe am Dachfenster des gegenüber liegenden Hauses. Kurz vor Mittag greifen die Einsatzkräfte zu, um 12.30 Uhr ist der Einsatz beendet.

Die Männer und Frauen in Sicherheitswesten kommen zu ihren Fahrzeugen zurück, die Rettungskräfte des Bayerischen Roten Kreuzes gehen zunächst auf das Haus zu, dann wieder zurück. "Die Frau ist tot", lautet die Nachricht. Sie hat sich erschossen - ebenso wie zehn ihrer Hunde. Einen Australian Shepherd bringen die Einsatzkräfte zwar noch lebend aus dem Haus, doch er muss wegen seiner Verletzungen kurz darauf eingeschläfert werden.


Viele Spekulationen

"Die Situation in diesem Haus war uns seit längerem bekannt", sagt Landrat Oswald Marr, der zu seinen Mitarbeitern an den Tatort gekommen ist. "Es gab immer wieder Probleme; mehrere Hunde lebten auf engem Raum. Natürlich versucht man das zunächst im Guten zu regeln", so Marr. Doch irgendwann sei man nicht mehr herum gekommen, der Frau eine Frist zu setzen. "Sie hat immer wieder gesagt, sie sucht sich ein anderes Haus, aber es hat sich nichts getan. Dann gab es einen Bescheid. Gegen den hat sie geklagt, aber vor dem Verwaltungsgericht verloren. Letztlich folgte ein unanfechtbarer Bescheid; es wurde der Termin festgesetzt, und die Frau wusste auch davon", erklärt Marr die Vorgehensweise des Veterinär- und Ordnungsamtes und ergänzt: "Wegnahme von Tieren gibt es immer wieder mal, aber in dieser Dramatik habe ich noch keine erlebt."

Ob die Wegnahme ihrer Hunden der einzige Grund für die Tat der Frau war, darüber wird nach dem Vorfall viel diskutiert. Manche spekulieren, dass das wohl nur noch "das I-Tüpfelchen" gewesen sei. Es gibt Gerüchte, dass das Haus der Frau nach einer Versteigerung nur noch zur Hälfte gehört und sie familiäre Probleme gehabt habe. Letztlich seien die Hunde auch ihre Existenz gewesen; sie soll die Australian Shepherd schließlich gezüchtet haben.

Die Nachbarn beschreiben die Frau, die vor wenigen Jahren zugezogen ist, als freundlich. Wirklich eingebunden in die Dorfgemeinschaft war sie aber wohl nicht. Die Kripo Coburg hat die Ermittlungen vor Ort übernommen. Demnach war die 49-Jährige an diesem Vormittag alleine mit den Tieren im Haus.

Die Herkunft des benutzten Revolvers, der Tatablauf und mögliche Motive werden jetzt von Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Coburg geprüft.