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Frankenwaldgruppe vor "Riesenaufgabe"


Autor: Veronika Schadeck

Kronach, Freitag, 15. April 2016

Der Wasserversorger soll saniert werden. In einer Versammlung informierte Vorsitzender Baumgärtner das weitere Vorgehen.
Schauberg als positives Beispiel: Dort werden Straßenbaumaßnahmen durchgeführt. Im Zuge dessen werden auch die Wasserleitungen neu verlegt. Aus Sicht der Frankenwaldgruppe ist diese Vorgehensweise sinnvoll. Foto: Archiv/Veronika Schadeck


Auf den Wasserversorger Frankenwaldgruppe (FWG), die daran beteiligten Gemeinden und die Wasserabnehmer kommen eine Menge an Herausforderungen zu. Das wurde am Freitag bei der Zweckverbandsversammlung in den Räumen der Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) deutlich.

Wie bereits berichtet, liegt bei der FWG ein von Ingenieurbüros errechneter Sanierungsstau in Höhe von insgesamt 65 Millionen Euro vor. Rund sieben Millionen Euro an Förderungen hat der Wasserzweckverband bisher für die Sanierung der Fernleitungen erhalten, für die 17 Millionen Euro veranschlagt sind. Das ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.


Ziel: Härtefall

Deshalb wollen Vorsitzender Jürgen Baumgärtner und die Verbandsräte als Härtefall anerkannt zu werden, um weitere Fördermittel in Millionenhöhe - angestrebt sind 50 Prozent der Kosten - für die Sanierung der maroden
Ortsnetze zu erhalten. Um hierfür eine Chance zu erhalten, muss der Wasserzweckverband in den nächsten vier Jahren 24 Millionen Euro verbauen.

Eine Riesenaufgabe, denn es müssen noch viele Hürden überwunden werden. Wie der Betriebsleiter der FWO, Günter Rehlein, erläuterte, habe man die Gesamtmaßnahme in drei Säulen, nämlich in die Sanierung der Fernleitungen, dazugehörige Bauwerke und Ortsnetze, gegliedert.

Bei den Fernleitungen seien die Planungen abgeschlossen, bei den Hochbehältern sind sie auf den Weg gebracht. Die Maßnahme "Fernleitungen" soll bis 2019 abgeschlossen sein. Anders bei den Ortsnetzen. Mit Ausnahme der Gemeinde Wilhelmsthal, der Tettauer Ortsteile Schauberg und Langenau ist hier noch vieles offen.


Die nächsten Schritte

Jürgen Baumgärtner erläuterte die nächsten Etappen. Er sprach von "24 Rohrbrüchen" im laufenden Jahr. Die Reparaturkosten hätten nahezu die Grund- und Wassergebühren für 2016 verschlungen. Baumgärtner sprach von engen Absprachen mit den Bürgermeistern und einer Prioritätenliste bezüglich Sanierungsmaßnahmen, die künftig durchgeführt werden müssen. Sinnvoll sei es, dass im Zuge des Baus von neuen Wasserleitungen auch Abwasser, Kanal und Straße mit in Angriff genommen werden. Dabei gibt es allerdings einen Haken, denn während Wasserleitungen im Zuständigkeitsbereich der FWG liegen, sind Abwasser, Kanal und Straße Aufgaben der Gemeinden beziehungsweise des Landkreises. "Es wird Stolpersteine geben," so Baumgärtner. Es werde demnach auf die Entscheidung der jeweiligen Gremien ankommen und darauf, ob die betroffenen Kommunen überhaupt finanziell in der Lage seien, die Infrastrukturmaßnahmen zu stemmen. Es mache aber wenig Sinn, eine Straße aufzureißen, nur die Wasserleitung zu verlegen, wenn auch andere verbaute Leitungen und die Trasse in die Jahre gekommen sind. "Es wird kompliziert werden, alle Versorger unter einem Hut zu bringen."

Deutlich brachte Baumgärtner auch zum Ausdruck, dass die FWG keine Maßnahmen für die Löschwasserbereitstellung der Gemeinden durchführt. Jedoch sei es angebracht, innerhalb der Ortsnetze einen Hydrantenring im Abstand von 300 Metern zu installieren, der 48 Kubikmeter Wasser in der Stunde gewährleistet. Dies begründete Baumgärtner damit, dass die FWG gesetzlich verpflichtet sei, einen gewissen Vorrat an Wasser bereitzustellen, um die Bevölkerung im Notfall mit Wasser versorgen zu können. Aber: "Wir werden die Hochbehälter wegen Löschwasser nicht überdimensionieren."

Weitere Themen waren die Investitionskostenbeiträge der Gemeinden und die Verbesserungsbeiträge, die die Verbraucher aufbringen müssen. Hier kam man überein, dass als Grundlage für die Investitionskotenbeiträge der Gemeinden die Einwohnerzahl vom 30. Juni 2015 als Maßstab dienen soll. Hier ist angedacht, dass die Kommune für jeden FWG-Verbraucher einmalig 780 Euro bezahlt. Die Höhe der Verbesserungsbeiträge, die die Verbraucher neben den laufenden Grund- und Wassergebühren werden aufbringen müssen (insgesamt sechs Millionen bis 2040), sollen nach den jeweiligen Grund- und Geschossflächen berechnet werden. Hier wird die FWG in den nächsten Wochen die entsprechenden Daten von den Gemeinden einholen.

Die rund zwei Millionen Euro, die in diesem Jahr in den Ausbau von Fernleitungen und Hochbehälter investiert werden, sollen vorerst durch Kassenkredite der zwei regionalen Banken aufgebracht werden.
In der Versammlung sollte auch der Geschäftsführer der FWG vorgestellt werden, dieser sagte jedoch aus "persönlichen Gründen" ab. Die Personalie und weitere Details gab Jürgen Baumgärtner in der öffentlichen Sitzung nicht bekannt.