Frankenwald-Wandermarathon 2017 - ein Erlebnisbericht über 44 beeindruckende Kilometer
Autor: Ronald Heck
Tettau, Sonntag, 28. Mai 2017
Der Frankenwald-Marathon führte 2017 durch die fränkische Rennsteigregion. InFranken.de hat die Teilnehmer auf ihrer außergewöhnlichen Wanderung begleitet.
Die Fußsohlen brennen auch noch einen Tag danach und die Unterschenkel-Muskeln schmerzen etwas. Am Samstag bin ich als Reporter beim sechsten Frankenwald-Wandermarathon mitgelaufen und begleitete 500 Wanderer, die knapp 44 Kilometer durch die fränkische Rennsteigregion unterwegs waren. Mein Fazit vorweg: Die Anstrengung war es wert - denn beim Wandern durch den nördlichen Landkreis Kronach gab es Vieles zu erleben und eine abwechslungsreiche Landschaft zu entdecken.
Los geht's mit Natur, Historie und Naschereien
Der Startschuss war um Punkt 7 Uhr vor der Festhalle in Tettau. Die Sonne strahlte schon am Morgen, es sollte ein heißer Sommertag werden. Geschlossen wanderten alle 500 Teilnehmer bergauf in den angenehm kühlen Wald. Auf schmalen Trampelpfaden ging es einzeln hintereinander weiter.
Hinter Büschen wartete die erste Überraschung: Eine Blasmusik-Kapelle begrüßte die Wanderer. Auf weichen und teils feuchten Wald- und Wiesenwegen ging es entlang des ehemaligen deutsch-deutschen Grenzstreifens.
Bei der ersten Getränkestation bekam dann jeder einen silbernen Becher. Während der gesamten Wanderung hörte man am Klappern der Behälter, die an den Taschen befestigt wurden, wo die anderen Wanderkollegen gerade sind.
Auf dem Kolonnenweg, wo früher die Fahrzeuge der Nationalen Volksarmee fuhren, erlebten die Wanderer eindrücklich, was die Teilung für die Region bedeutete. Der nächste Abschnitt führte durch schattige Wälder über den Märchenpfad hinunter nach Lauenstein. Am Skihang posierten die Wanderer für ein Foto mit mittelalterlichen Gestalten und der imposanten Burg im Hintergrund.
Weiter ging es dann bergab und die Läufer erreichten die Fischbachsmühle. Dort am tiefsten Punkt der Route gab es Pralinen zu naschen. Gestärkt ging es wieder hinauf Richtung Thünahof. Den Wanderern bot sich oben erneut ein weiter Ausblick auf die sattgrünen Wälder des Frankenwalds. Gegen 12.30 Uhr kam ich mit dem hinteren Mittelfeld in Ludwigsstadt an. Die Hälfte der Route war fast geschafft. Vor Ort empfingen die Turn-Mädels von der TSV Ludwigsstadt mit einer Laola die Marathon-Wanderer. Zum Mittag stärkten sich alle mit warmer Gulasch- und Gemüsesuppe.
Nach halber Strecke: Sommerhitze und Erholung
Direkt nach Ludwigsstadt musste der steilste Anstieg bewältigt werden. Die Füße wurden bereits schwer, auch die sommerlichen Temperaturen setzen den Wanderern zu. Das Thermometer stieg bis zu 26 Grad an. Kurz nach Kilometer 24 erreichten wir das Windrad in Lauenhain. Bei wolkenfreiem Himmel hatten die Wanderer einen Rundumblick über die weite Landschaft.
Der Abschnitt durch den Wald in Richtung Steinbach war dann eine willkommene Abkühlung von der Hitze. Durch eine Unterführung passierten wir die "Frankenwaldrampe", eine der steilsten Bahnabschnitte in Bayern. Die Berge aus aufgeschütteten Glasscherben kündigten an, dass wir in Steinbach am Wald, dem Standort von Wiegand-Glas, angekommen sind.
Nach einem erholsamen Zwischenstopp im neuen Tourismuszentrum wurde deutlich, dass die letzten Kilometer der schwierigste Teil der Wanderung sein werden. Meine Füße begannen weh zu tun, jeder Tritt wurde schwieriger, mein Wandertempo deutlich langsamer. Den meisten ging es ähnlich.
Als die Marathon-Wanderer am Ufer des Ölschnitzsees (Kilometer 33) vorbeiliefen, blickten nicht wenige neidisch auf die dort badenden Menschen. Im Wald lauerte anschließend ein ganz besonderes Highlight des Frankenwald-Wandermarathons, das unter den früheren Teilnehmern bereits Kult ist: Die "Frankenwald Weiber" besangen und neckten die vorbeilaufenden Wanderer und versorgten sie mit Bier, Schnaps und Essen. Der "blaue" Rennsteig, eine Alternativroute des bekannten Wanderwegs, läutete die Schlussetappe ein. Die Wanderer kamen an Hochlandrindern vorbei. Die hochgelegene Ebene um Tettau erinnerte einige an die schottischen Highlands.
Angekommen: Zu Fuß den Frankenwald kennengelernt
Die letzten - anstrengendsten - Kilometer führten über Forstwege durch den Wald. Meine Füße brannten, die Muskeln machten langsam schlapp. Doch das Ziel war bereits vor Augen: Die ersten Häuser von Tettau waren durch die Bäume zu erkennen. Ein steiler Wiesenweg mündete in die Ortschaft. Die Treppe hinunter vor die Tettauer Festhalle markierte das Ziel, wo die Wanderer feierlich empfangen wurden.
Wer mit dem Gedanken spielt, den Wandermarathon selbst einmal mitzulaufen, sollte wissen, dass es anstrengend ist und die Füße danach schmerzen können. Aber das Event ist auch eine beeindruckende Möglichkeit Landschaft, Kultur und Geschichte des Frankenwalds kennenzulernen.
Stimmen zum Wandermarathon 2017: Ehepaar aus Marktleugast war das erste Mal dabei
Alfred Föhn aus Marktleugast ist heuer erstmals beim Frankenwald-Wandermarathon dabei gewesen. Der 49-Jährige wollte es vor allem seinem Sohn zeigen, dass er die Herausforderung annimmt und die 44 Kilometer schaffen kann. Nach rund 13 Stunden überquert Alfred Föhn die Ziellinie in Tettau.
"Ich fand den Wandermarathon sehr gut", fällt sein Fazit aus. Er überlegt bereits kommendes Jahr wieder mitzumachen. "Das nächste Mal, wenn ich mitlaufe, dann müsste ich davor ein bisschen mehr trainieren, weil es doch anstrengend war", so Föhn. Vor allem der Anstieg bei Lauenstein habe ihn gefordert. An dieser Stelle habe der 49-Jährige gemerkt, dass ihm etwas die Kondition fehlte. Doch Aufgeben kam für ihn nicht infrage und er habe zu sich gesagt: "Alfred, es ist egal wann du ankommst, die Hauptsache ist, du kommst an!"
Auch seiner Frau Alexandra hat der Wandermarathon sehr gut gefallen. "Also er zeigt schon die Grenzen auf. Ab Kilometer 30 muss man sich dann schon überwinden weiterzugehen", sagt die 47-Jährige und fügt hinzu: "Die Wanderung war ganz abwechslungsreich und das Rundum-Paket war gelungen."
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Organisation über mehrere Gemeinden hinweg
Die Gesamtstrecke, die die Teilnehmer des sechsten Frankenwald-Wandermarathons gelaufen sind, war rund 43, 7 Kilometer lang. Sie haben auf der Rundtour von Tettau nach Lichtenhain, Lauenstein, Ludwigsstadt, Steinbach am Wald und zurück rund 1150 Höhenmeter überwunden.
Entlang der Strecke gab es regelmäßig Stationen, an denen sich die Wanderer erholen, essen, trinken oder etwas erleben konnten. An insgesamt 15 Verpflegungsstationen gab es Wasser, andere Getränke, Essen, Obst oder kleine Snacks. An 22 Erlebnisstationen konnten die Läufer Halt machen: Dort wurde unter anderem Musik gespielt, etwas dargeboten oder über Wissenswertes aus der Region informiert. Viele verschiedene Interessensgruppen, Vereine und Verbände waren entlang der Strecke vertreten. Für die Versorgung und die Sicherung der Wanderer waren unter anderem das Bayerische Rote Kreuz, die Bergwacht und unterschiedliche Feuerwehren im Einsatz.
"Es hat alles geklappt. Ein paar Kleinigkeiten sind immer noch zu verbessern. Aber es war eine tolle Stimmung. Auch die Teilnehmer sind super zufrieden", lautet das Fazit des Haupt-Organisators Markus Franz. Jeder Wandermarathon sei anders. "Letztes Jahr war es Kulmbach mit einer Stadt als Partner. Hier haben wir verschiedene Gemeinden. Da musst du dann mit fünf Bürgermeistern sprechen", so der Geschäftsführer vom Frankenwald Tourismus Service Center.