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Frankenwald ist Vorreiter in Sachen regenerativer Energie


Autor: Friedwald Schedel

Kronach, Freitag, 13. November 2015

Der Naturpark Frankenwald zeigt Touristen, wie man den Mix aus Biogas, Wind, Photovoltaik und Hackschnitzel richtig einsetzt. Für diese Interessenten gibt es auch die touristischen Highlights zu bestaunen. Die Mitarbeiter von Energievision Frankenwald informieren.
Martin Kastner (links) und Wolfgang Degelmann von Energievision Frankenwald sind stolz darauf, dass es im Naturpark Frankenwald so viele Bioenergiegemeinden gibt.  Foto: Friedwald Schedel


Vor wenigen Jahren war der Frankenwald noch ein weißer Fleck in Bayern, was den Einsatz von regenerativer Energie betraf, jetzt hat sich das grundlegend geändert. "Nirgends ist die Dichte höher als bei uns", freut sich Wolfgang Degelmann von Energievision Frankenwald. Das will man anderen zeigen, die in Sachen Energieeinsparung als Touristen kommen.

15 Energieguides führen diese Interessenten zu insgesamt 34 möglichen Stationen im Naturpark. Die ersten haben für drei Tage in der kommenden Woche gebucht: Eine Delegation aus Hajnówka (Ostpolen) samt Landrat, acht Bürgermeistern und Kreisräten will sich erläutern lassen, wie die Energiewende weg von fossilen Brennstoffen und hin zu erneuerbaren Energiequellen funktioniert. Dazu gibt es eine öffentliche Veranstaltung am Mittwoch um 15 Uhr in der Sparkasse in Kronach. Die Guides führen die Energie-Touristen auf Wunsch von Ort zu Ort, wo die dortigen Betreiber von ihren Erfahrungen berichten. "Man kann sich auch selbst die Anlagen ansehen, denn dort gibt es Schautafeln. Wir haben das so besucherfreundlich wie möglich gemacht", sagt Wolfgang Degelmann und blickt auf die Vorbereitungszeit von eineinhalb Jahren.


Maßgeschneiderte Konzepte

Energievision Frankenwald habe die verschiedenen Projekte begleitet, für jeden Ort das entsprechende Konzept maßgeschneidert, nach dem Willen der Bürger die Komponenten Biogas, Biomasse, Photovoltaik, Wind und Wasserkraft kombiniert. Ein solches Projekt dauert nach der Erfahrung von Wolfgang Degelmann und Martin Kastner von der Idee bis zur Umsetzung zwei Jahre, wobei eineinhalb Jahre Planungszeit und ein halbes Jahr Bauzeit erwartet werden.

Für ganz wichtig hält es Wolfgang Degelmann, in Sachen Energiewende die Bürger mit ins Boot zu holen. "Sie müssen von der Zuschauerrolle in die Beteiligtenrolle kommen, dann sind sie mit Begeisterung dabei", spricht er von vielen Erfahrungen. Die Frage sei, wer die Anlagen betreibe. "Wenn der Kunde selbst der Chef ist, mit im Aufsichtsrat sitzt, dann hat er eine ganz andere Denkweise", weiß Wolfgang Degelmann.

Einige Orte haben das Ziel, energieautark zu sein, sogar übererfüllt. Effelter, zum Beispiel. Wenn dort auf der Höhe die Sonne scheint, wird so viel Strom produziert, dass den die gut 300 Personen zählende Bevölkerung des Dorfes gar nicht selbst verbrauchen kann. Die Nachbarorte Tschirn und Lahm kriegen da, ganz ohne Bestellung, "grünen Strom" aus nächster Umgebung.


Musterbeispiel

Noch besser sieht die Energiebilanz für das gut 100 Bürger zählende Gössersdorf aus. Windkraft, Photovoltaik und Biogas sorgen für so viel Strom, dass die ganze Umgebung profitieren kann. Das Projekt "Energietourismus" werde durch Leader-Mittel, die Oberfrankenstiftung sowie die Landkreises Kronach, Hof, Bayreuth und Wunsiedel gefördert. Da man im Kreis Kronach nicht die gesamte Bandbreite zeigen könne, habe man auch Bioenergiegemeinden in den drei anderen Landkreisen mit ins Programm genommen, informierten Martin Kastner und Wolfgang Degelmann. "Wir merken aus Anfragen aus anderen Regionen, wie begeistert die von unseren Projekten sind, dass das eine Marktlücke ist", berichtet Degelmann. Ende dieses Jahres ist der Kreis Hof so weit, sich zu 70 Prozent mit regenerativer Energie zu versorgen. So weit soll der Kreis Kronach auch kommen.


Touristische Highlights

Natürlich steht für die Touristen, die sich für regenerative Energien entwickeln, auch die Besichtigung touristischer Highlights auf dem Programm. Und davon gibt es mit Schlössern und Burgen, Museen und Ausstellungen sowie weiteren Präsentationen für jeden Geschmack etwas.

Im Kreis Kronach gibt es sechs Bioenergiedörfer

Effelter Die Biogasanlage (130 kW) hat eine Jahresproduktion von 650 000 Kilowattstunden (kWh) Strom und 500 000 kWh Wärme, das Biomasseheizwerk verbraucht 1100 Schüttraummeter Hackschnitzel pro Jahr. In das Nahwärmenetz werden 1,3 Millionen kWh eingespeist. Die Photovoltaikanlage hat 325 kW, mit Wasserkraft werden drei kW erzeugt. Vermiedene CO 2 -Emissionen: 573 Tonnen.

Hirschfeld Ins Nahwärmenetz werden 1,62 Millionen kWh eingespeist, der Hackschnitzelbedarf liegt bei 2600 Schüttraummetern pro Jahr. Mit Photovoltaik werden 118 kW erzeugt, mit Wind 1800 kW. Vermiedene CO 2 -Emissionen: 981 Tonnen.

Nordhalben Hackschnitzelheizwerk mit 703 kW, 1,35 Millionen kWh pro Jahr eingespeiste Wärmemenge; 192 kW Photovoltaik; 649 kW Wasserkraft; vermiedene CO 2 -Emissionen: 1250 Tonnen.

Mitwitz Nahwärmenetz mit 6,3 Millionen kWh pro Jahr, zwei Hackschnitzelkessel mit 1500 kW Gesamtnennleistung, 8000 Schüttraummeter Hackschnitzelbedarf pro Jahr; Photovoltaik 1140 kW, Wasserkraft 96 kW; vermiedene CO 2 -Emissionen: 668 Tonnen.

Nagel Hackschnitzelheizwerk mit 330 kW, 450 Schüttraummeter Hackschnitzelbedarf; 500 000 kWh pro Jahr eingespeiste Wärmemenge; 40 kW Photovoltaik; Vermiedene CO 2 -Emissionen: 22 Tonnen.

Gössersdorf Die Biogasanlage produziert je zwei Millionen kWh Strom und Wärme pro Jahr. Das Biomasseheizwerk wird mit Pellets betrieben. Ins Nahwärmenetz werden 720 000 kWh pro Jahr eingespeist. Mit Photovoltaik werden 260 kW, mit Wind 1200 kW erzeugt. Vermiedene CO 2 -Emissionen: 2090 Tonnen.