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FOS-Schüler als Versuchskaninchen?


Autor: Veronika Schadeck

Ludwigsstadt, Mittwoch, 09. Juli 2014

Eltern der Schüler an der Fachoberschule in Ludwigsstadt erneuern ihre Kritik. Mit Veränderungen ist zu rechnen. Am Donnerstag gibt es eine Pressekonferenz.
Große Turbulenzen gibt es derzeit um die FOS am Rennsteig. Foto: Veronika Schadeck


Die Fachoberschule (FOS) am Rennsteig sorgt seit vergangener Woche für Schlagzeilen. Heute findet nun ein Pressegespräch mit Vertretern des Schulbetreibers Sabel, der Schulleitung, der Projektgruppe "FOS am Rennsteig" und Partnerunternehmen statt. Es soll eine Analyse der zurückliegenden Fachabiturprüfungen vorgelegt werden und die daraus abgeleiteten Maßnahmen bekannt gegeben werden.

Am Dienstagabend trafen sich in Kronach einige Eltern und Schüler der Abschlussklasse. Sie waren erstaunt, dass sie für Freitagabend und nicht zur Pressekonferenz am Donnerstag geladen sind. Es wurde nochmal der Unmut über die Prüfungsergebnisse zum Ausdruck gebracht. Es bestanden insgesamt nur fünf der 16 Schüler (drei davon nach der mündlichen Prüfung) ihr Fachabitur. Für die Eltern und für die Schüler, die ihr Ziel nicht erreicht haben, bedeutet der Misserfolg verlorene Zeit und mitunter eine Fehlinvestition.

90 Euro Schulgeld hätten sie entrichtet, teilweise über 1000 Euro für Nachhilfeunterricht ausgegeben. Am Ende sei alles umsonst gewesen.

Verfasst wurde von Eltern und Schülern eine Liste. Darauf ist von mangelnder Vermittlung des Lehrstoffes - Ausnahme Deutsche und Englisch - die Rede. Der Schulleiter sei nicht täglich anwesend und aufgrund seines zusätzlichen Amtes als Direktor in Saalfeld wohl überfordert gewesen. Wer in Mathematik dreimal über das Jahr verteilt seine Hausaufgabe vergessen hatte, sei mit einer "Sechs" bestraft worden. Es wird von mangelnden Unterlagen gesprochen und davon, dass schriftliche Abfragen auf Basis von Hausaufgaben erfolgten, die vorher nicht verbessert wurden. Auch über zusätzliche Prüfungsfächer an der FOS in Coburg sei man im Vorfeld nicht informiert worden.

Elftklässler bevorzugt?

Vertreten wird zudem die Auffassung, dass die Schüler der elften Klasse bevorzugt und besser gefördert würden. Zudem würden diese im Gegensatz zur älteren Jahrgangsstufe bereits in Wirtschaftsinformatik unterrichtet.

Bei der Zusammenkunft wurde mehrmals beklagt, dass Beschwerden nicht ernst genommen wurden. Es hieß immer, es sei alles weitergeleitet worden, passiert sei aber nichts. Bezüglich der Prüfungsdurchführung mutmaßten einige Eltern, dass die Coburger Fachoberschule bei den zusätzlichen Prüfungsfächern für externe Bewerber wie die aus Ludwigsstadt zu hohe Anforderungen gestellt hätten.

Die Prüfungsaufgaben für die Hauptfächer der FOS seien aus München gekommen, so der Schulleiter der Fachoberschule Coburg, Anton Staudigl. Die Aufgaben für externe Bewerber seien in Coburg zusammengestellt worden. Dabei habe man sich am Lehrplan für staatliche Fachoberschulen orientiert. Staatliche Schulen, so Staudigl, seien eben dem Lehrplan verpflichtet, private Schulen hätten da eigene pädagogische Konzepte. Die Frage sei, wie diese einer Überprüfung standhalten. Er sprach zudem von einer virtuellen FOS im Internet, wo man sich anhand von Prüfungsaufgaben auf das Fachabitur vorbereiten könne.

Trotz der aktuellen Entwicklung betonten die Eltern der Schüler allerdings auch: "Die FOS am Rennsteig ist ein gutes Projekt." Hervorgehoben wurde das Engagement der an der FOS beteiligten Unternehmen. Auch hätten Schüler - die Redeist von zwei - ohne das Fachabitur die Möglichkeit erhalten, über eine duale Berufsausbildung in einem der Partnerunternehmen die Fachhochschulreife zu erreichen. Es wurde aber auch die Frage in den Raum geworfen: "Waren wir Versuchskaninchen?"

Beschwerden weitergereicht

"Das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend und es wird strukturelle Veränderungen geben", erklärte der Projektleiter der FOS am Rennsteig, Timo Ehrhardt. Er wies darauf hin, dass Beschwerden weiter gereicht wurden. Er stellte aber auch klar, dass der Schulträger für den Schulbetrieb verantwortlich ist. Auf Grund der Beteiligung von Unternehmen sprach er von einer besonderen Struktur. Sicher sei, dass die Projektgruppe gewillt ist, die FOS am Rennsteig aufrechtzuerhalten. In Bezug auf die Veränderungen an der Schule und die zukünftige Ausrichtung wollte der Bürgermeister der Pressekonferenz nicht vorgreifen.

Schulgeld relativ niedrig

Was das Schulgeld betrifft, so erklärt Ehrhardt, dass der Betrag im Vergleich zu anderen Privatschulen relativ niedrig sei. Man solle nicht vergessen: Der Kontakt zu den Betrieben sei ein großer Vorteil und auch ein Alleinstellungsmerkmal. Der praxisbezogene Inhalt sei hervorragend vermittelt worden. Herausforderung werde es nun sein, das Vertrauen der Eltern zu gewinnen beziehungsweise zu erhalten, damit diese der FOS am Rennsteig weiterhin eine Chance geben werden.

Wie sehen das die Eltern? "Ich kann nur für mich sprechen. Im ersten Moment war ich aufgeregt, schließlich kursierten schon vor den schriftlichen Prüfungen Gerüchte. Jetzt aber bin ich entspannt", betont Maria Setale, deren Sohn die elfte Klasse besucht. Sie wolle nun das Gespräch am Donnerstag abwarten. Ihr sei zu Ohren gekommen, dass es Veränderungen geben wird. Wollte ihr Sohn nach Coburg in die zwölfte Klasse wechseln, müsste er sich zuvor in acht Fächern einer Aufnahmeprüfung unterziehen. Das will man natürlich vermeiden. "Wiederholen will er die elfte Klasse natürlich nicht.

Mit der staatlichen Anerkennung wird es nun zum Schuljahr 2015/2016 nichts, so der Pressesprecher des Kultusministeriums Ludwig Unger. Denn die Voraussetzungen, dass zwei Drittel der gemeldeten Schüler in zwei aufeinander folgenden Jahren ihr Fachabitur bestehen, hätten sich nicht erfüllt. Diese Messlatte für eine staatliche Anerkennung sei aus Qualitätsgründen bewusst so gesteckt. Sicherlich sei es für die Eltern eine herbe Enttäuschung, aber man sollte bedenken: "Die Schule wurde erst gegründet und sammelt Erfahrung."
Der Schulleiter der FOS am Rennsteig, Frank Kücholl, war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.