Flyer bringt Unruhe in die Helios Klinik
Autor: Lisa Kieslinger
Kronach, Mittwoch, 04. Mai 2016
Die Frankenwaldklinik steht vor dem Aus: Das verkündete am Wochenende zumindest ein anonymes Flugblatt. "Ganz im Gegenteil", meint der Geschäftsführer.
Überrascht waren alle Anwesenden von dem anonymen Flugblatt, das am Freitag in der Lucas-Cranach-Stadt verteilt wurde. Allen voran Daniel Frische, Geschäftsführer der Helios Frankenwaldklinik, der sich anfangs ziemlich geärgert hat. "Meine Kinder jedoch noch mehr, da ich nicht mit ihnen ins Schwimmbad konnte. Aber nach einer Tafel Schokolade und einer Bionade war das für sie erledigt", erzählt Frische. Nicht so für ihn selbst. Noch am Sonntag wies der Geschäftsführer in einer Pressemitteilung alle dargelegten Vorwürfe zurück.
In dem Flugblatt ist die Rede von Pflegeabteilungen, die zusammengelegt wurden, um Gehälter zu sparen, Mitarbeitern, die genötigt wurden, neue Verträge zu unterschreiben, durch die sie dann weniger Gehalt bekommen. Und das alles für eine höhere Rendite. "Totaler Krampf", meint Betriebsratsvorsitzender, Manfred Burdich.
Frische räumt mit Gerüchten auf
Der Aspekt, dass Mitarbeiter angeblich unter Druck gesetzt wurden, trifft den Betriebsratsvorsitzenden, der seit gut 20 Jahren für die Belange seiner Mitarbeiter eintritt. "Wir begleiten die Kollegen zu Gesprächen mit dem Chef. Da hat es nie so etwas gegeben. Für mich ist dieses ganze Ding Unsinn." Im anonymen Flyer geht es brisant weiter: Die Klinik für Notfall- und Intensivmedizin sowie die Gastroenterologie sollen ersatzlos gestrichen werden. In der Pressemitteilung von Sonntag erklärt Frische, dass derzeit intern über eine Reihe von Maßnahmen gesprochen wird. Wie sich in der Pressekonferenz herausstellt, geht es genau um die beiden Abteilungen, die auch im anonymen Flugblatt angesprochen wurden. "Wir hatten schon alles für eine Veröffentlichung vorbereitet, mussten nur noch auf die Zustimmung des Betriebsrats warten und wurden dann von dem Flyer überrascht", meint Frische.
Die Kardiologie und Gastroenterologie werden ab dem 1. Juni unter der Leitung von Chefarzt Roy Hoffmann zusammengelegt. Ähnlich sieht es auch bei der Klinik für Notfall- und Intensivmedizin aus. Diese wird in einem Monat aufgelöst und die Bereiche neu zugeordnet. Die Notaufnahme wird der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie zugeordnet und die Intensivstation sowie Intermediate Care kommen zur Anästhesie dazu. Arbeitsplätze sollen durch die Umstrukturierung keine verloren gehen. "Es ist der Job des Betriebsrates, darauf zu achten, dass keiner unter die Räder kommt", meint Burdich.
Laut Flugblatt geschehen alle Umstrukturierungen jedoch gegen den Willen aller Beteiligten, sowohl Ärzte als auch Pflegepersonal. Direkt genannt ist dabei Uwe Fleischmann, Chefarzt der Anästhesie. "Wie der Schreiberling zu dieser Meinung kommt, ist mir rätselhaft. Ich stehe komplett hinter der Entscheidung", so Fleischmann. Er habe mit seinen Mitarbeitern geredet und keiner habe etwas dagegen.
Klare Strukturen sollen her
Das Modell der erst vor neun Monaten unter großem Jubel eröffneten Klinik für Notfall- und Intensivmedizin sei nicht mehr tragbar gewesen. "Viele verschiedene Verantwortlichkeiten waren nicht sinnvoll. Mit den Zusammenfassungen wollen wir eine saubere Struktur und eine bessere Qualität erreichen", meint Frische. Der anonyme Schreiber wirft den Klinik-Verantwortlichen vor, dass die Maßnahmen einzig und allein darauf ausgerichtet sind, die Rendite zu erhöhen. "Es ist klar, dass wir wirtschaftlich arbeiten müssen. Aber am Anfang steht immer die gute Medizin, denn nur dann können wir ein gutes Ergebnis erzielen", so der Geschäftsführer.
Das gute Ergebnis brauche man, um in neue Techniken und somit in die Zukunft der Frankenwaldklinik zu investieren. "Ich gebe zu, der Anspruch einer Rendite von 15 Prozent ist hoch, aber wir brauchen es, um zu bestehen", erklärt Frische. Andere Kliniken würden auch so wirtschaften.
Das anonyme Flugblatt bringt Unruhe in die Klinik. Besonders unter den Mitarbeitern sei das spürbar. "Sie sind enttäuscht und wütend, weil der Flyer ihre Arbeit diskreditiert", erzählt Burdich. Für ihn ist klar: Das Flugblatt spiegelt nicht die Meinung der Beschäftigten wieder. "Wahrscheinlich kommt er aus der Feder eines ehemaligen Mitarbeiters, der aus irgendwelchen Gründen enttäuscht ist", vermutet der Betriebsratsvorsitzende. Nachforschungen, wer hinter dem anonymen Schreiben steckt, will der Geschäftsführer nicht anstellen. Es sei vertane Zeit: "Ich nehme den Flyer eher als Anlass, zu kommunizieren und nicht nachzutreten."