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Floßfahrten auf der Wilden Rodach: Es darf wieder gekreischt werden


Autor: Gerd Fleischmann

Wallenfels, Sonntag, 28. Mai 2017

Zum Start der Floßsaison in Wallenfels hätten die Bedingungen nicht besser sein können. Dennoch hoffen die Organisatoren so schnell wie möglich auf Regen.
Fotos: Gerd Fleischmann


Das Wetter spielte mit: Ideale Temperaturen von 28 Grad herrschten in Schnappenhammer zum Saisonstart für die touristische Flößerei. Nach wie vor sind die Floßfahrten auf der Wilden Rodach ein absolutes Highlight im Frankenwald und die Nachfrage ungebrochen. Mittlerweile haben sich über 5000 Interessenten angemeldet. Vier Termine sind bereits ausgebucht.

Schon beim Start am Samstag wurden auf zwölf Floßböden 250 erwartungsfrohe Besucher auf die Reise geschickt. Allzu oft brauchen die Organisatoren das traumhafte Wetter dabei aber gar nicht, vielmehr warten sie sehnsüchtig auf Regen. Denn nur ausreichend Wasser ermöglicht das außergewöhnliche Freizeitvergnügen.
Die Zeiten haben sich geändert. Früher war die Flößerei ein überaus harter Broterwerb - heute ist sie eine Riesengaudi und ein absolutes Alleinstellungsmerkmal in Deutschland. Über Jahrhunderte transportierten mutige Männer aus Wallenfels auf ihren Flößen das Holz über die Rodach, den Main und den Rhein bis in die Niederlande. Doch das ist schon längst Geschichte. Allerdings haben auch heute noch die Touristen die Chance, die Flößerei hautnah zu erleben: Denn sechs spektakuläre Wehrdurchfahrten sorgen dafür, dass niemand trocken vom Floß steigt.


Mut angesungen

Die touristische Attraktion zog zum Auftakt vor allem junge Leute an, die das "feuchte Vergnügen" lautstark genossen. Ein besonderer Spaß ist der feucht-fröhliche Abschied aus dem Junggesellenleben. Zur Freude der beiden Vorsitzenden Andreas Buckreus und Andreas Weiß legten die Flößer einen Traumstart ohne Probleme hin. Schon vor dem Kontakt mit dem kühlen Nass sangen sich die Gäste regelrecht Mut an. Letztmals wird voraussichtlich am 27. August geflößt. Schließlich ist noch - falls eine Fahrt ausfällt - eine Woche später ein Ersatztermin vorgesehen.

Zum Auftakt hießen Buckreus und Bürgermeister Jens Korn die erwartungsfrohen Teilnehmer herzlich willkommen. Während Buckreus Regieanweisungen gab, dankte das Stadtoberhaupt den vielen Idealisten der Flößergemeinschaft für ihre Einsatzbereitschaft. Vor allem werde die Traditionspflege in Wallenfels hochgehalten, versicherte der Bürgermeister.

Für das Gelingen waren dann die Floßmeister Henry Stöcker sowie Tobias Weiß zusammen mit den 40 Aktiven verantwortlich. Nach dem Öffnen des Schnappenhammer-Wehres wurde das erste Floß mit einem größeren Abstand zu den anderen, jeweils 16 Meter langen Holzverbänden auf die turbulente Reise geschickt. Vom Floßteich bei Schnappenhammer bis zum Willi-Schreiber-Flößerhaus an der Wallenfelser Floßlände dauert die 5,6 Kilometer lange Fahrt ungefähr 40 Minuten. An den neuralgischen Punkten standen die Mitglieder der Wallenfelser Wasserwacht für den Ernstfall bereit.

Dem Saisonstart waren wochenlange Arbeitseinsätze vorausgegangen. Sechs neue Floße mussten zusammengebaut, die Ufer der Wilden Rodach gesäubert und die Wehre sowie die Staustufen auf der Strecke wieder in Schuss gebracht werden.

Noch an 14 Samstagen werden - falls das Wetter mitspielt - auf der Wilden Rodach die Wehre geöffnet. In wilder Fahrt geht es dann über Stromschnellen und Staustufen durch eine romantische Tallandschaft. Auch die akustischen Begleiterscheinungen haben es in sich, denn das sich tief ins Wasser bohrende Floß bietet keine andere Alternative, als mindestens bis zur Gürtellinie nass zu werden. Nach überstandenem Abenteuer freuten sich die Neu-Flößer über das Flößerdiplom, das sie aus den Händen der Flößersenioren und der Sachbearbeiterin der Stadt, Barbara Kremer-Kolb, entgegennehmen durften.