Flößertradition wird in Neuses lebendig
Autor: Gerd Fleischmann
Neuses, Montag, 15. Sept. 2014
Der Kronacher Stadtteil Neuses steht am Samstag, 20. September, ganz im Zeichen der Flößerei. Der 170 Mitglieder zählende Flößerverein Neuses richtet unter der Leitung von Vorsitzendem Edgar Dunst das Kreisflößertreffen aus.
Die Flößervereine des Frankenwaldes treffen sich um 15 Uhr im Sportheim des SV Neuses. Für die musikalische Umrahmung sorgt die Flößerkapelle Neuses. Ebenfalls wird Wissenschaftler und Flößereiexperte Thomas Gunzelmann ein Kurzreferat über die Flößerei auf dem Main halten.
Die Neuseser haben stets bewiesen, dass ihnen die Aufrechterhaltung der uralten Flößertradition ein besonderes Herzensbedürfnis ist. Immerhin sind in Neuses in guten Zeiten diesem Broterwerb an die 150 Männer nachgegangen.
Der Flößerverein Neuses - Mitglied der Deutschen Flößereivereinigung - ist eine sehr aktive Gemeinschaft.
Das Angebot umfasst die Pflege der Flößerei mit Flößertradition, Mainfloß- und Frankenwaldkuppelbau, Traditionsfloßfahrten zur Kirchweih, Floßfahrten für "Jedermann" von Mai bis September sowie Beteiligung an kirchlichen und weltlichen Festen.
Erst zahlen, dass weiterflößen
Auf Grund der Erweiterung und Digitalisierung des Neuseser Heimatfilms von 1958 von Georg Gäßlein durch den Neukenrother Rainer Steiger sind weitere Impulse erfolgt. Schließlich hat sich auch der Bau der Flößerhütte, der rund 2000 freiwillige Stunden erforderte, als sehr hilfreich für die Vereinsaktivitäten erwiesen.
Hinsichtlich der Flößerei nahm Neuses einst einen hohen Stellenwert ein, denn bereits 1485 wird die Zollschere genannt. Sie war der Ausgangspunkt der vielen Flößer für die weiteren Floßfahrten zum Main.
Die Stauanlage bei der Neuseser Mühle war also das wichtigste Wehr für die Frankenwaldflößer. Sie war erste gemeinsame Zollstätte und zentraler Ort des Holzhandels.
Die Schere bestand aus mehreren verbundenen Böden, die quer über die Rodach gelegt, das Fahrwasser sperrten. Erst nach Entrichtung des Zolls wurde die Schere in der Mitte gelöst und die beiden Teile gegen die Ufer geschoben. Die Sperre wurde erst um 1900 beseitigt.
"In Gott's Noma"
An der Zollschere bereiteten sich die Flößer auf ihre lange und oft entbehrungsreiche Reise vor. Mit einem "in Gott's Noma" begann die Floßfahrt durch die Floßrinne des Zollwehrs. Die Besatzung stand dabei oft bis zum Bauch im oft eiskalten Wasser, wenn sich der Boden in den "Tümpfel" bohrte. Rodachabwärts ging es dann zum Main. Teilweise wurden bei Schwürbitz mehrere Böden zu Flößen zusammengebaut und bis in die Bamberger Gegend gebracht.
Bei Bischberg erfolgte dann der Zusammenbau der großen Mainfloße, die bis zu 160 Tonnen wogen. Diese so genannten "Würzburger Stücke" bestanden aus mehreren Floßböden, waren acht bis neun Meter breit und etwa 120 Meter lang. Auf diesen großen Floßen wurde eine Hütte mit Feuerstelle für die lange Fahrt errichtet.
Viele Jahrhunderte lang waren die Frankenwaldflößer für die Anwohner des Mains eine vertraute Erscheinung. Sie kamen zu Beginn des Frühjahrs, sobald das Eis auf dem Fluss getaut war, und flößten bis in den Spätherbst.
Die Flößerei nahm vor allem im 19. Jahrhundert in Neuses einen hohen wirtschaftlichen Stellenwert ein. Um 1820 wurden an der Zollschere an die 18000 Floßböden verzollt. Sicherlich werden am Wochenende in Neuses viele Gespräche um das unerschöpfliche Thema "Flößerei" kreisen, denn mit diesem Broterwerb sind urige Geschichten, aber auch so manche Tragödien verbunden.