Flößer standen im eisigen Wasser: Kein Job für "Weicheier"
Autor: Gerd Fleischmann
Kronach, Montag, 13. April 2020
Im Frankenwald lag früher oft noch im April der Schnee. Die Flößer standen beim Holztransport in eisigem Wasser. Es war ein gnadenloser Überlebenskampf.
Zu allen Zeiten war das Flößen im Frankenwald ein Knochenjob, der von den Männern alles abverlangte. Diese Beschäftigung glich mehr oder weniger einem gnadenlosen Überlebenskampf. Schließlich war das Leben der Flößer alles andere als lustig, denn die Wirklichkeit bot wenig Spielraum für Romantik. Ohne Rücksicht auf die Jahreszeiten verrichteten die Floßknechte - oft bei klirrender Kälte - ihre gefährliche Arbeit. Niemand fragte nach Eis und Schnee und "Weicheier" hatten da überhaupt keine Chance.
Der Holztransport in den oberen Talgründen zu den Flößerdörfern musste vor allem bei ausreichendem Wasser der Frankenwaldbäche erfolgen. Dagegen durfte in den unteren Talgründen erst nach dem 1. März geflößt werden. Schließlich lag in alten Zeiten bis Ostern noch genügend Schnee als Wasserreserve in den Wäldern.
Der eigentliche Transport der Stämme zu den Bächen konnte nur auf gefrorenem Boden - vor allem auf Schnee - erfolgen. Und das war für Mensch und Tier eine richtige Schinderei. Oft ging der Fußmarsch durch knietiefen Schnee und vier bis fünf Stunden brauchten die Männer, um an ihren eigentlichen Arbeitsplatz zu kommen.
Ein "Keiler" Brot
Ihre "Verpflegung" bestand aus einem "Keiler" Brot, den sie blank in der Joppentasche trugen. Es ging halt in alter Zeit bescheiden zu. Jeder war zufrieden, wenn er arbeiten konnte und durfte. Nur wer arbeitete, sicherte sich ein Existenzminium. Denn bei einem Unfall oder bei Krankheit gerieten die Floßknechte schnell in eine wirtschaftliche Isolierung beziehungsweise Schieflage.
Die Flößerunterstützungskasse in Neuses - ein soziales Dokument von enormer Bedeutung - spricht Bände, informiert über menschliche Katastrophen. Diese Zeiten, geprägt von sozialer Unsicherheit, kann sich heute bei der staatlichen Absicherung kaum jemand mehr vorstellen.
Mit den Kuppeln zu Tal
Am Lagerplatz in einer der oberen Talgründe wurden die Stämme zu Kuppeln zusammengefügt. In der Mitte lagen die längeren, fächerförmig nach außen die kürzeren Stämme. Die Giebel kamen nach vorne, wurden gerade ausgerichtet, das Joch darauf gelegt und mit den Schnallen und Spannkeilen verspannt. Die dicken Enden der Stämme wurden mit einer "Wieh" (gewundenes Fichtenstämmchen) lose zusammengehalten. Aufgrund der Bachenge war dies unbedingt erforderlich.
Im eiskalten Wasser, oft bis an den Bauch stehend, lenkten die Männer mit Geschick und Mut die Kuppeln zu Tal, führten sie durch die Wehre, verhinderten, dass sie an die Uferwände prallten. Und im Heimatort wurden die Stämme festgemacht.