Flößer sind Heimatpfleger im besten Sinne
Autor: Gerd Fleischmann
Unterrodach, Montag, 05. August 2019
Die Frankenwaldflößer wurden bei einem Festakt am Flößermuseum in Unterrodach mit dem Landeskundepreis 2019 ausgezeichnet.
Vor der Kulisse des Flößermuseums in Unterrodach sind die Floßvereine aus Wallenfels, Unterrodach, Neuses und Friesen in einem würdigen Rahmen mit dem Landeskundepreis 2019 - er ist mit 3000 Euro dotiert - ausgezeichnet worden. Alle zwei Jahre wird dieser Preis vom Arbeitskreis Landeskunde und Kulturlandschaft im Bayerischen Landesverein für Heimatpflege für herausragende Arbeiten und Leistungen, die der Kenntnis und Wahrung des natürlichen und kulturellen Erbes in Bayern dienen, verliehen.
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt im Beisein zahlreicher Ehrengäste durch die Flößermusikanten des TV Unterrodach unter der Stabführung von Walter Wich-Herrlein. In seiner emotional geprägten Laudatio ging Hauptkonservator Thomas Gunzelmann - er ist auch Vorsitzender des Arbeitskreises Landeskunde und Kulturlandschaft im Bayerischen Landesverein für Heimatpflege - auf die einstige enorme wirtschaftliche und soziale Bedeutung der Flößerei im Frankenwald ein.
Unter anderem zeigten der Vorsitzende der Deutschen Flößerei-Vereinigung, Martin Spreng aus dem Nordschwarzwald, Altlandrat und Ehrenflößer Heinz Köhler sowie Bezirksheimatpfleger Günter Dippold sowie MdL Martin Böhm Präsenz. Vertreten wurden die Kommunen durch Norbert Gräbner (Marktrodach), Angela Hofmann (Kronach), Jens Korn (Wallenfels), Egon Herrmann (Weißenbrunn) und Gregor Friedlein-Zech (Marktzeuln).
Der Vorsitzende des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, Landtagspräsident a. D. Johann Böhm, lobte das eindrucksvolle Engagement der Flößer mit den Vorständen Friedrich Fricke (Unterrodach), Andreas Buckreus (Wallenfels), Georg Geiger (Friesen) und Dieter Endres (Neuses). "Die Mitglieder der Frankenwald-Floßvereine haben mit ihrem langjährigen Einsatz, mit ihren Fähigkeiten und Talenten eindrucksvoll bewiesen, dass Heimatpflege Sinn hat, dass die Vermittlung von historischem Wissen und regionaler Kulturgeschichte nötig ist und erfolgreich gelingen kann. Menschen wie Sie haben mit ihrem Tun weit über die Gemeindegrenzen hinaus Wirkung erzeugt und nehmen unseren Dank heute zu recht entgegen", betonte Böhm.
Seit dem Ende der gewerblichen Flößerei gebe es heute mit zunehmender Verbreitung die touristische Flößerei. Mit Flößerfesten und Floßfahrten werden in der Öffentlichkeit das Wissen um die alte Handwerkstechnik wach gehalten und die Mitglieder der Vereine vermitteln die Flößerei als kulturelles Erbe an Schulen und Kindergärten. Dabei gehe es vor allem um Wertschätzung und Respekt für den Einfallsreichtum und die Fähigkeiten vergangener Generationen. Böhm: "Heimat entsteht immer dann, wenn ihre Bewohner sich ihrer nahen Welt annehmen, wenn sie ihr gemeinsames Leben im Gleichgewicht zwischen ökonomischem Handeln, schöpferischer Freude und sozialer Verantwortung selbst gestalten."
Die Glückwünsche des Landkreises überbrachte Landratsstellvertreter Gerhard Wunder aus Steinwiesen. Auch er würdigte die erfolgreiche Basisarbeit der Frankenwaldflößer. Anschaulich und publikumswirksam werde dieses historische Gewerbe, das acht Jahrhunderte die Kulturlandschaft der Region geprägt habe, durch Floßfahrten und durch museale Einrichtungen vermittelt. Zudem hätten sich die Floßvereine des Frankenwaldes aktiv an der denkmalkundlichen Erfassung der historischen Kulturlandschaft der Flößerei beteiligt, versicherte Gerhard Wunder. "Wir sind stolz auf unsere Flößer", betonte der stellvertretende Landrat. Eingangs hieß Bürgermeister Norbert Gräbner im Namen der Gemeinde Marktrodach die vielen Gäste zur Preisverleihung willkommen.
Die Frankenwaldflößer prägten die historische Kulturlandschaft mit
Ausführlich informierte Hauptkonservator Thomas Gunzelmann aus Zapfendorf in seiner 30-minütigen Laudatio über die 800-jährige Entwicklung der Flößerei im Frankenwald mit zuletzt 44 Floßteichen und 200 Kilometer floßbaren Bächen. Neben der Geschichte und Landschaft müsse vor allem der Blick auf die Menschen geworfen werden, die dieses Gewerbe ausübten und das sie prägte, denn die heutigen Preisträger seien teils in direkter Linie Nachfahren dieser Menschen, betonte der Laudator.