Druckartikel: Flexibilität ist ein großer Trumpf

Flexibilität ist ein großer Trumpf


Autor: Veronika Schadeck

Stockheim, Donnerstag, 04. Sept. 2014

Vor rund einem Jahr hat das Backhaus Müller seine Backstube von Friesen nach Stockheim ins dortige Industriegebiet verlegt. Durch einen Schicksalsschlag kam es zu zeitlichen Verzögerung.
Sie sind ein Team: Edith Müller mit ihren Söhnen Ulrich und Peter Müller. Foto: Veronika Schabeck


Auf Handarbeit legen Chefin Edith Müller und ihre beiden Söhne Ulrich und Peter großen Wert. Dennoch haben sie in den vergangenen zwei Jahren mehrere Hundertausend Euros in ihren neuen Produktionsstandort und in neue Maschinen investiert.

Bei einem Rundgang durch die neue, rund 800 Quadratmeter große Backstube wird der Spagat zwischen handwerklicher Tradition und Technik deutlich. Der Teig für Seelenspitzen, Salzstangen, Butterhörnchen etc. wird per Hand und mittels Knetmaschinen hergestellt. Die dafür benötigten Rezepturen sind im Computer gespeichert. "84 Grundrezepte haben wir während der Weihnachtsfeiertage erfasst", erklärt Peter Müller, der beim Backhaus Müller die kaufmännische Leitung hat.

Mittels einer automatischen Rollfläche wird der geknetete Teig ausgerollt.

In einem weiteren Produktionsgang werden sämtliche Unebenheiten des Teiges beseitigt und je nach Produkt in entsprechende Stücke geteilt.
Angegliedert an die Produktion ist eine zirka 400 Quadratmeter große Versandfläche. Von hier aus werden die Backwaren täglich in die aktuell noch 15 Filialen geliefert. Eine weitere wird demnächst in Steinbach am Wald hinzukommen.

"Die Kapazitäten reichten einfach nicht mehr aus", erklärt Edith Müller die Verlagerung ihrer Backstube. "Platzmäßig waren wir längst an unsere Grenzen gestoßen. Außerdem waren auch die Backöfen und Maschinenanlagen in die Jahre gekommen. Es standen Ersatzbeschaffungen an", ergänzt Peter Müller.

Umzug war für 2012 vorgesehen

Der Umzug war schon zum Jahreswechsel 2012 geplant. Dann, als plötzlich und völlig unerwartet Chef Adelbert Müller verstarb, mussten die Familie und auch die Belegschaft diesen Schicksalsschlag erst einmal verkraften. Bei all der Trauer war für die Witwe und deren Söhne klar: "Die Bäckerei wird im Sinne des Verstorbenen weitergeführt".

Ein anderer Grund für die hohen Investitionen sei auch gewesen, so Peter Müller, für die Belegschaft angenehmere Arbeitsbedingungen und attraktive Arbeitsplätze zu schaffen. Denn es werde immer schwieriger, qualifizierte und geeignete Leute für das Bäckerhandwerk zu gewinnen. "Uns liegt sehr viel daran, dass die Mitarbeiter Spaß am Arbeiten haben."

Gesundheitliche Aspekte

Deshalb wurden auch große, helle, lichtdurchflutete und klimatisierte Räume geschaffen. Es wurde der gesundheitliche Aspekt berücksichtigt. So sind die Produktionsräume nahezu frei von Mehlstaub.
Ausschlaggebend für die Wahl der Verlagerung nach Stockheim sei die Energiequelle Gas gewesen, erklärt Peter Müller. Die Gemeinde verfüge - im Gegensatz zu Friesen - über einen Gasanschluss.

Am neuen Standort wurde auf Energieeffizienz ein sehr großes Augenmerk gelegt. So wird beispielsweise das Warmwasser aus der Wärme der mit Gas beheizten Backöfen gewonnen.
Die Familie Müller ist überzeugt, dass das Bäckereihandwerk trotz Discounter und des damit verbundenen, harten Wettbewerbs auch weiterhin Zukunft haben wird. Denn, so Peter Müller, ein Familienbetrieb wie das Backhaus Müller könne schnell und flexibel auf Kundenwünsche reagieren. Weitere Vorteile seien die Qualität, der Nachweis der Rohstoffe, die umfangreiche Angebotspalette. Zudem könnten jeder Zeit auch Sonderwünsche erfüllt werden.

Zwar seien Discounter ernst zu nehmende Mitbewerber. Eine größere Herausforderung werde es aber künftig sein, die bürokratischen Hürden zu bewältigen und vor allem geeignete Auszubildende zu gewinnen. Nicht zuletzt deshalb will die Familie Müller an einem "Tag der offenen Backstube" am 13. September das Bäckerhandwerk vorstellen und auch die Attraktivität der Berufe Bäcker und Konditor unter Beweis stellen. "Wer weiß, vielleicht gewinnen wir dadurch neue Auszubildende".