Festspiele: Leistner übt Kritik nach seinem Aus
Autor: Alexander Löffler
Kronach, Mittwoch, 22. Juni 2016
Einige Monate nach dem Ende der Faust-Festspiele in Kronach sorgen Äußerungen von Daniel Leistner für Wirbel.
Daniel Leistner als ehemaliger Leiter der Faust-Festspiele und die Stadt Kronach gehen seit dem vergangenen Jahr getrennte Wege. Dass diese Trennung nicht einvernehmlich verlief, ist ein offenes Geheimnis. Und dennoch hatten beide Parteien für sich beschlossen, in der Öffentlichkeit nicht weiter über diese Angelegenheit sprechen zu wollen, vor allem nicht negativ - bis jetzt.
Nun veröffentlichte der "Nordbayerische Kurier" über Daniel Leistner und sein künftiges Projekt der neuen Faust-Festspiele in Pegnitz einen Artikel, in dem dieser nun doch verärgert zurückblickt. Die Gründe für die Trennung seien demnach keine echten gewesen - und auch ein Defizit habe es nie gegeben. Letztlich sei es Tourismus-Chefin Kerstin Löw gewesen, die gegen Leistner Stimmung gemacht habe.
Am Telefon wehrt sich Leistner, dass die Faust-Festspiele in Kronach nicht mehr funktioniert hätten. Der Etat in Höhe von 300 000 Euro sei durch Sponsorengelder abgedeckt gewesen. "Die wurden auch immer eingespielt", geht Leistner auf seinen Wirtschaftsplan ein, der aus seiner Sicht eingehalten wurde. Das angebliche Defizit von 100 000 Euro habe aus einem Verteilungsschlüssel resultiert, der es dem Tourismusbetrieb der Stadt Kronach ermöglicht habe, internen Aufwand des Personals auf die Faust-Festspiele umzulegen. "Rein rechnerisch ist das möglich und auch legitim, aber dieses Defizit hat als solches nie existiert. Und das ärgert mich. Da fühle ich mich auch in meiner Ehre gekränkt", betont Leistner, für den die Faust-Festspiele bis zuletzt funktioniert haben. Er spricht von 13 500 zahlenden Besuchern, die laut seines Wissens 2015 noch registriert worden seien. "Das ist doch kein Grund, um die Festspiele abzusagen?", fragt Leistner, der im Übrigen in Pegnitz wohl auf viele Schauspieler aus der Kronacher Zeit wird zurückgreifen können.
Eine Reaktion von Kronachs Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein ließ am Mittwoch nicht lange auf sich warten. "Es ist nicht richtig, dass die Festspiele keinen Verlust erwirtschafteten. Die Aufnahme der eigenen Betriebskosten für das Projekt Festspiele in die Aufwands- und Ertragsberechnung ist betriebswirtschaftlich völlig korrekt. Wären diese Leistungen nicht aus eigenen Ressourcen erbracht worden, hätten sie von externen Dienstleistern eingekauft werden müssen. Aber auch ohne diese Kosten haben die Einnahmen die Ausgaben in einigen Jahren nicht gedeckt", heißt es in einer Stellungnahme.
Als falsch bezeichnet der Bürgermeister die Darstellung, dass es persönliche Differenzen zwischen Kerstin Löw und Daniel Leistner gegeben habe. Leistner sei vielmehr nicht bereit gewesen, von seinem Konzept abzuweichen und sich für Neuerungen zu öffnen. "Deshalb war der Stadtrat mehrheitlich überzeugt, dass eine Weiterentwicklung mit Herrn Leistner nicht möglich ist."
Laut Beiergrößlein sei außerdem nie davon die Rede gewesen, dass die Stadt keine lokalen Schauspieler mehr einsetzen möchte. Vielmehr wirkten bei den Rosenberg-Festspielen 2016 wieder mehr als 35 Kronacher mit. Daniel Leistner spielte hingegen mit dem Gedanken, gar keine Profischauspieler mehr zu verpflichten. "Genau das aber hält die Stadt für unabdingbar."
Eingehend auf die von Leistner genannten Zahlen, spricht Beiergrößlein im Übrigen von 12 300 Besuchern in 2015. Dies sei den Aufzeichnungen des Tourismusbetriebs zu entnehmen. Zusammenfassend spricht der Bürgermeister von einem schlechten Stil von Leistner, im Nachgang nur die anderen öffentlich dafür verantwortlich zu machen, dass sein Vertrag nicht verlängert wurde. "Dazu hat er schon maßgeblich selbst beigetragen. Trotzdem wünsche ich ihm viel Erfolg für sein neues Wirken in Pegnitz. Vielleicht trägt der Wechsel dazu bei, aus eigenen Fehlern zu lernen."
Zu den Ausführungen Beiergrößleins wollte sich Daniel Leistner nicht mehr äußern. Nur so viel: "Ich hege keinen Groll in Richtung Kronach und ich habe der Stadt finanziell nie geschadet", betont Leistner, der für die neuen Festspiele alles Gute wünscht, um am Ende doch noch einen kleinen Seitenhieb loszuwerden: "Die Faust-Festspiele waren viel, viel mehr wert, als es die Leute begriffen haben."