Festspiel-Leitung in Kronach: "Es sind viele Kapazitäten da"
Autor: Corinna Igler
Kronach, Montag, 02. November 2015
Heidemarie Wellmann ist die neue künstlerische Leiterin der Festspiele in Kronach. Deren Name ist zwar weiterhin offen, Wellmann hingegen hat schon konkrete Pläne, was die Stücke und Schauspieler der kommenden Saison angeht. Sie sieht viel künstlerisches Potenzial.
Heidemarie Wellmann atmet einmal tief durch. Sie weiß, dass viele darauf warten, dass sie sich äußert. Sie, die neue künstlerische Leiterin der Festspiele in Kronach. Seit bekannt wurde, dass die Stadt den Vertrag mit dem bisherigen Intendanten Daniel Leistner nicht verlängert, wollen die Kronacher eins wissen: Wie geht es weiter mit den Festspielen? Mit den Festspielen, die einst Faust-Festspiele hießen und deren neuer Name noch nicht endgültig feststeht. Vieles hat die Stadt bereits mitgeteilt, eben was den Namen betrifft, oder auch, dass die Festspiele um zwei Wochen verkürzt werden sollen, dass es ein Kinderstück geben wird und mehr Profi-Schauspieler engagiert werden sollen.
Doch viel wichtiger: Was passiert künstlerisch? Darüber haben wir nun mit Heidemarie Wellmann gesprochen.
Frau Wellmann, Sie gehören von Anfang an zu den Festspielen. Jetzt haben Sie nach 20 Jahren eine neue Aufgabe. Wie ist das für Sie?
Heidemarie Wellmann: Ja, das war ein sehr stressiger Sommer. Dass es Spannungen zwischen Daniel Leistner und der Stadt gab, wusste ich natürlich. Als ich dann aus einem Kurzurlaub wieder gekommen bin, wurde ich sozusagen mit den Neuigkeiten überfallen. Die Stadt hat mir die künstlerische Leitung angetragen.
Was hat Sie denn gereizt, die Aufgabe zu übernehmen?
Ich möchte die Festspiele gerne weiterführen, weil es sich lohnt und ich glaube, dass da noch mehr geht. Die Gegebenheiten sind gut - es ist ein wunderschöner Ort da oben auf der Festung, ein magischer Platz. Die Statisten lieben es, sind gerne dabei. Ich bin überzeugt, es sind noch Kapazitäten da - auch finanziell. Das kann künstlerisch ganz gut werden. Ich will auch nicht, eben weil ich von Anfang an dabei bin, dass es nun so endet.
Wie ist denn ihr Verhältnis zu Daniel Leistner seit dem Umbruch? Immerhin haben sie beide 20 Jahre zusammengearbeitet und Sie haben in den letzten Jahren auch schon mit Regie geführt.
Gut. Er sieht das Ganze nicht als Verrat von meiner Seite und weiß, denke ich auch, was ich kann. Er selbst hätte diese Veränderungen so einfach nie mittragen können und wollen.
Für viel Aufregung hat die neue Namensgebung gesorgt. Aus den Faust-Festspielen sollen die Rosenberg-Festspiele werden. Wobei der Bürgermeister jüngst erklärte, dass dies noch nicht in Stein gemeißelt sei. Welchen Titel favorisieren Sie?
Ich habe keinen Favoriten. Ich freue mich aber über die Diskussion. Denn das zeigt, dass sich die Kronacher mit ihren Festspielen verbunden fühlen. Und das ist doch eine gute Basis.
Was gibt es aktuell zu tun in Sachen Festspiele für Sie?
Im Moment läuft alles gleichzeitig. Sonst gab es natürlich immer einen genauen Zeitplan, durch die Veränderungen kommt jetzt natürlich alles zusammen. Ich musste eine neue Stückauswahl treffen, die Stücke bearbeiten, dementsprechend neue Schauspieler suchen, die auf die jeweiligen Rollen passen.
Wie weit steht das Ensemble denn schon?
Ich bin, was die Besetzung der jeweiligen Rollen angeht, schon ziemlich weit, fünf Profi-Schauspieler haben schon zugesagt. Das freut mich sehr.
Verraten Sie, wer dabei sein wird?
Noch nicht.Wenn der Name und das Logo für die Festspiele fertig sind, werde ich auch mehr Informationen zur Besetzung geben.
Wie sind Sie denn an diese Schauspieler gekommen?
Einige kenne ich natürlich und die kennen wiederum auch andere.
Inwiefern können Sie auf das bisherige Ensemble bauen?
Ich freue mich besonders, dass die Statisten so eine große Loyalität zeigen. Natürlich werden einige gehen, aber ich hoffe, dass die meisten bleiben.
Wie haben Sie denn die Stückauswahl getroffen?
"Der Widerspenstigen Zähmung" stand ja bereits fest. Und "Der Besuch der alten Dame" - das habe ich als Buch schon seit zwei Jahren in meiner Bücherkiste und das ist ein Stück, das nach Kronach passt. Das Stück hat mit einer Kleinstadt zu tun, die am Rande ihrer Möglichkeiten ist. Wir haben es noch nie gespielt. Ich bin gespannt, wie die Kronacher darauf reagieren. Und mit der "Kleinen Hexe" haben wir erstmals ein Kinderstück im Programm. Das finde ich eine gute Idee und weiß, dass es funktionieren kann. Da tut sich eine neue Bandbreite an Möglichkeiten auf.
Jetzt führen Sie heuer bei zwei Stücken Regie, haben die künstlerische Leitung. Spielen Sie da auch noch selbst bei einem Stück mit?
Da wir die Möglichkeiten, die wir haben, ausschöpfen müssen, spiele ich auch mit. Und schließlich bin ich nach wie vor Schauspielerin mit Leib und Seele.
Welche Rolle werden Sie spielen?
Ich werde u.a. die Rolle der Kate in "Der Widerspenstigen Zähmung" übernehmen.
Sind Sie zufrieden mit dem Zeitplan?
Was meinen künstlerischen Part betrifft auf jeden Fall. Ich denke, dafür, dass alles neu aufzubauen ist, liege ich ganz gut in der Zeit.
Welche Ziele haben Sie für die Zukunft der Festspiele?
Ich habe festgestellt, dass in Kronach eine gewisse Festpiel-Müdigkeit eingesetzt hat. Ich bin mit Leib und Seele Theatermensch und es kränkt schon sehr, wenn man hört "Naja ich schau' es mir schon an, aber so recht ist's irgendwie nimmer". Ich hätte gerne, dass die Kronacher ihre Festspiele neu entdecken, wieder stolz darauf sind und wieder gerne hin gehen.
Das Gespräch führte Corinna Igler