Festival der Holzblasinstrumente in Kronach
Autor: Heike Schülein
Kronach, Montag, 07. Oktober 2013
In der Stadtpfarrkirche Kronach erinnerten Musiker an den verstorbenen Holzblasinstrumentenbauer Guntram Wolf. Zu seinem Gedenken musizierten verschiedene Holzbläserensembles aus dem In- und Ausland.
Es waren bewegende Augenblicke, als die jungen Holzbläser des auf der Festung Rosenberg stattfindenden Frühinstrumental-Symposiums "Große Harmonie für kleine Leute" in der Stadtpfarrkirche ihren großen Auftritt hatten. Ganz versunken brachten die jüngsten Mitwirkenden des Abends "Berno Bär", "Die Forelle" und "Trauriger Maler" von Felix Holler zum Klingen - nicht ganz fehlerfrei, aber hinreißend schön.
Guntram Wolf hätte seine helle Freude daran gehabt, lag ihm doch - so Gerhard Spörl, der durch das Programm führte - die Musikvermittlung für Kinder besonders am Herzen. Anfangs als "Spielzeug" belächelt, entwickelte er ein komplettes Kinderprogramm der Orchesterinstrumente Oboe - Klarinette - Fagott, das schnell einen festen Platz in der musikalischen Erziehung fand.
Guntram Wolf schuf natürlich aber nicht nur spezielle Instrumente für Kinder.
Hohes Ansehen
Wie hoch das Ansehen des im Februar dieses Jahres verstorbenen Instrumentenbauers und Spezialisten für die Restaurierung historischer Holzblasinstrumente war, zeigte die große Anzahl der - teilweise für das Harmoniesymposium angereisten - Musiker. "Ihnen allen war es eine Herzensangelegenheit", betonte Spörl, "am Konzert als kleiner Umriss aus Wolfs Schaffen mitzuwirken." Die schönste Sprache aber sprächen die Instrumente. Und damit hatte er zweifelsohne recht.
Unter dem Motto "Vielfalt der Harmonie" vergegenwärtigten die verschiedenen Ensembles - bestehend beispielsweise aus Pädagogen und Teilnehmern des Symposiums, Berufsmusikern oder Freunden des Verstorbenen - das anspruchsvolle Konzertprogramm äußerst präzise und bestens aufeinander abgestimmt. Sie musizierten sensibel, durchdacht, mit sehr schönem, ausgefeiltem, warmem und beseeltem Ton und technisch sicher. Dabei begeisterten sie mit einem Gesamtklang, der sich über die Tonschönheit des einzelnen Spielers hinaus zu einem ausgewogenen Ganzen verband. Die Intensität ihres Spiels beeindruckte. Jede Note wurde zu einem tief empfundenen Gefühl und zu einem musikalischen Geben und Nehmen. Es war Musik zum Eintauchen und zur völligen Loslösung von der Hast des Tages, die durch die wunderbare Akustik der Stadtpfarrkirche vollends zur Geltung kam. Der Bogen, den sie den vielen Zuhörern kredenzten, war epochal weit gespannt. Zu hören waren beispielsweise Werke von Georg Philipp Telemann, Edvard Grieg, Carolo, Giovanni Pierluigi Palestrina und Johann Sebastian Bach.
Aus dem an Höhepunkt reichen Konzert sollte man keinen Beitrag herausheben. Unbedingt erwähnt werden muss aber der Auftritt von Marion Walker aus Kristiansand, die mit ihren "Oboenkindern" aus Norwegen "Morgenstimmung aus Peer Gynt" von Edvard Grieg zum Besten gab. Mit dem tief berührenden Stabat Mater für Fagottquartett und große Orgel von Palestrina, bearbeitet von Stefan Pantzier, fand das Konzert seinen ergreifenden Abschluss. Am Ende war das Publikum völlig begeistert von der unglaublichen Musizierlust.
Guntram Wolf
Vita Guntram Wolf studierte nach dem Abitur an der Universität München altorientalische Archäologie und wechselte dann in den Lehrerberuf. Der Realschullehrer für Geschichte, Englisch und Biologie wirkte im Schulorchester als Oboist.
Hobby In seiner Freizeit beschäftigte sich Wolf, der seit seiner Jugend Fagottspieler war, mit der Entwicklung der Blasinstrumente und dem Nachbau historischer Holzblasinstrumente. Nachdem ihm die Herstellung einer Argul - eine doppelrohrigen ägyptischen Flöte - gelungen war, begann er mit der nebenberuflichen Instrumentenfertigung. An der Musikhochschule Düsseldorf lehrte Guntram Wolf Blasinstrumentenakustik und Instrumentenkunde.
Beruf Nachdem er 1992 eine Fortbildung zum Holzblasinstrumentenbaumeister abgeschlossen hatte, eröffnete Guntram Wolf in Kronach eine Werkstatt - zunächst ein Ein-Mann-Betrieb.
Entwicklung Seitdem wuchs das Unternehmen auf etwa 20 Mitarbeiter an. Dabei liegen Schwerpunkte im Nachbau historischer Instrumente, der Fertigung von Quint- und Quartfagotten wie Musikinstrumenten für Kinder sowie dem allgemeinen Holzblasinstrumentenbau. (Quelle: www.guntramwolf.de)