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Faust-Festspiele in Kronach: "War's das jetzt schon?"


Autor: Corinna Igler

Kronach, Mittwoch, 24. Juni 2015

Im Gegenteil: Jetzt geht es erst los. Die Faust-Festspielsaison 2015 startet in knapp einer Woche. Und zwar diesmal gleich mit zwei Komödien. Wir durften vorab bei einer Probe zu "Der zerbrochene Krug" dabei sein.
Richter Adam (links) soll aufklären, wer Frau Marthes (rechts) Krug zerbrochen hat.


Der Richter trägt Jeans, sein Schreiberling Flip Flops und Sonnenbrille und immer wieder klingelt ein Handy.
"Der zerbrochene Krug" in einer modernen Fassung? Nein, sondern lediglich eine Probe vor der Premiere von Kleists Lustspiel bei den diesjährigen Faust-Festspielen.

Die Kostüme sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz fertig, für manch einen muss die Hose auch noch etwas weiter gemacht werden. Doch die Probe läuft auch ohne Kostüme schon so gut, dass es für den Zuschauer fast schon wie eine eigene Aufführung wirkt. Wären da nicht die Handwerker, die immer mal wieder über die Wiese huschen. Sie gehören nicht zum Bühnenbild, sondern nehmen die letzten Arbeiten an Bühne und Technik vor.
Aber wirklich stören können sie nicht, dafür sind die Schauspieler mit ihrer Mimik und Gestik zu fesselnd - auch in Jeans und Flip Flops, das Stück zu flott, als dass man etwas verpassen wollte.

Einsatz verpasst
Die Schauspieler brauchen keinen Text mehr, um vielleicht ab und an hineinspitzen zu können. Denn Hänger haben sie allesamt nicht mehr.

Es läuft wie am Schnürchen, nur selten muss Regisseur Daniel Leistner eingreifen. Einmal ganz am Anfang. Schreiberling Licht (Julia Knauer) betritt die gepflasterte Fläche rund um die Linde und klingelt mit einem Glöckchen. Da kommt ein "War's das jetzt schon?" aus dem Holzverschlag einige Meter weiter hinten. - "Ja, das wäre es gewesen", antwortet Leistner mit einem Lächeln auf den Lippen. Rainer Gräbner hat seinen Einsatz verpasst. Also nochmal von Anfang an. Wenige Sekunden später schleppt er sich als Richter Adam hinkend und keuchend heraus auf die Wiese. Dann stockt er, dreht sich geschwind um in Richtung Zuschauertribüne und blickt fragend zu Regisseur Daniel Leistner: "Was sollt' ich da noch machen?"

Der steht auf von dem Zuschauerstuhl, aus dem er das Geschehen kurz zuvor noch beobachtet hat. Auch er schleppt sich hinkend, keuchend, mit noch lauteren, eklig klingenden Geräuschen als kurz zuvor Gräbner auf die Freilichtfläche. Reckt und streckt sich, spuckt aufs Gras. "Ah ja", Gräbner probiert's nochmal, dann geht's weiter. Und zwar ziemlich direkt: "Jetzt in diesem Augenblick seht Ihr abscheulich aus", sagt der Schreiberling dem Richter offen und ehrlich ins Gesicht. Und man kommt nicht umhin zu lachen - wie das bei einer Komödie eben auch sein soll. Und zwar nicht nur an dieser Stelle, sondern beispielsweise auch dann, wenn sich der Richter über den Tisch lehnt, laut furzt und der Schreiberling dem Gerichtsrat (Heidemarie Wellmann) erklärt, dass man kein Fenster öffnen kann, weil man eben schon im Freien ist. Oder wenn Oda Gräbner als Frau Marthe, um deren zerbrochenen Krug sich die Gerichtsverhandlung dreht, sämtliche Geschichten und Erinnerungen rund um diesen Krug zum Besten gibt.

Unterhaltsam
Die etwa eineinhalb Stunden sind ratzfatz rum und am Ende hat der Zuschauer ein Lächeln im Gesicht. Dass Daniel Leistner, Heidemarie Wellmann und Ida Engelhardt da kurz vor Schluss noch mehrere Anläufe in einer Szene brauchen, weil unklar ist, wer wie stehen sollte - vielleicht stört auch das klingelnde Handy in einer der abgestellten Taschen die Konzentration -, fällt da kaum noch auf. Zu unterhaltsam ist die Komödie einfach.




Der zerbrochene Krug



Faust I



Der Florentinerhut