Druckartikel: Falten tief wie Gletscherspalten

Falten tief wie Gletscherspalten


Autor: Heike Schülein

Steinberg, Sonntag, 07. Februar 2016

Ein Feuerwerk der guten Laune entzündeten die beiden Büttenabende in Steinberg. Veranstalter war auch in diesem Jahr die Vereinsgemeinschaft Steinberg.
Die Bauarbeiter (Christian Engelhardt und Sebastian Baierlipp) bringen ihren Capo (Ralf Eidloth) an den Rand des Wahnsinns. Fotos: Heike Schülein


Wie heißt es immer so schön? Das Beste kommt zum Schluss. Wenn es dieses Sprichwort nicht schon geben würde, müsste man es angesichts des furiosen närrischen Spektakels am Wochenende in der Faschingshochburg Steinberg glatt erfinden. Am letzten Faschingswochenende lief dort Staaberchs närrische Elite zu absoluter Topform auf. Mehr als fünf Stunden lang ging es in der Kronachtalhalle bei den Büttenabenden am Freitag und Samstag Schlag auf Schlag.

Die vielen Gäste durften sich über zahlreiche Neuerungen freuen - allen voran über ein neues Bühnenbild, das eine Burg mit allerhand lustigen Gesellen ziert. Entworfen wurde es von Grafiker Tobias Öhring, der auch den diesjährigen Faschings-Orden mit dem Baustellen-Motiv gestaltete. Und da wären wir schon beim Thema, denn wie nicht anders zu erwarten, zogen sich die vielen Baustellen in und um Steinberg wie ein roter Faden durch viele Programmpunkte.

Aus "Solidarität" hatten auch die Elferräte um Präsident Wolfgang Förtsch heuer auf Narrenkappe, Fliege und Glitzerweste verzichtet und verfolgten dafür in Warnwesten und Bauhelmen den Abend. Seinen Auftakt nahm dieser mit einer waschechten Premiere: Solotanzmariechen Gina Wagner aus der Schäferei verzauberte ihr Publikum mit einer gekonnt vorgetragenen Kür, der eine Zugabe folgte.

Weiter ging es mit der Gallionsfigur der "Staaberche Fousanocht". Der "Heiligenschrubbe" (Christian Eidloth) hatte einmal mehr Schwerstarbeit zu verrichten, um die vielen Scheinheiligen im Landkreis und insbesondere in der Gemeinde "rein zu waschen". Steilvorlagen gab es wieder jede Menge. Die Kostenexplosion bei der Sanierung des Kreiskulturraums, die Baustelle Richtung Eibenberg, die Sperrung der Kreisstraße Richtung Gifting, die ungewisse Frage nach dem Radweg, das Finanzloch der Frankenwaldgruppe. Dies alles bot reichlich Stoff für seinen gnadenlosen Verbalumschlag. Damit war er an diesem Tag keinesfalls der Einzige, feierte doch auch die erste Eibenberger Feuerwehrkapelle eine denkwürdige Premiere. Nach dem Vorbild der Altneuhauser Feuerwehrkapell'n zogen die acht Gestelle über ihre Staaberche Nachbarn her. Und das hörte sich beispielsweise so an: "Wir sind die Eibenberger Feuerwehrkapellen, die bloß Verrückte sich bestellen. Da sind wir ja in Steinberg richtig, denn Verrückte gibt's hier tüchtig."


Zündstoff

Für Zündstoff sorgten auch die Fousanochts-Paparazzis der Fotofreunde Steinberg. Mit "Beim Gongschlag ist es 20 Uhr" läuteten diese ihre Weltnachrichten ein. "Mister Tagesschau" Thomas Stadelmann präsentierte, was den "Fousanochts-Paparazzis" das ganze Jahr über vor die Linse gekommen war. In sich hatte es auch der Auftritt von Pater Waldemar, der nach einigen Jahren Pause heuer wieder mit dabei war. Erfreulicherweise hatte er Gerd Vogler aus Wildenberg mitgebracht, der mit seinen musikalischen Dialektspielereien das Publikum zum Ausrasten brachte. Auch die "Alte Garde" präsentierte sich musikalisch; Thema? Natürlich die Baustellen!

Zu den absoluten Top-Acts zählen seit vielen Jahren die legendären Auftritte der Bauarbeiter (Christian Engelhardt und Sebastian Baierlipp), die auch heuer wieder ihren Capo (Ralf Eidloth) an den Rande des Wahnsinns brachten. Ebenfalls Kultstatus besitzen die Darbietungen der Feuerwehr Steinberg. Die Herren der Schöpfung zeigten ihre ganz eigene Version des Märchens Rotkäppchen und verrieten, was sich damals im Wald wirklich zugetragen hatte. Die fleißigen Kameraden waren auch in einem Sketch zu sehen, bei dem ein Anwohner am Anrufbeantworter der Feuerwehr verzweifelt.


Tränensäcke wie Teebeutel

Die Feuerwehr-Damen bezauberten als Schlumpfinen. Mitreißende Tänze zeigten auch die kleine und große Prinzengarde sowie die Dschungel-Girls der Showtanzgruppe. "Teuflisch gut" war der Auftritt der TSV-Kindertanzgruppe. "A widde dou" war die "bildhübsche" Tusnelda (Silke Mattes), die sich mächtig aufgebrezelt hatte, damit man ihre Falten so tief wie Gletscherspalten und ihre Tränensäcke so groß wie Teebeutel nicht sieht. Natürlich hatten sich wieder hochkarätige Stargäste angesagt wie das bekannte Duo "Fantasy". Die beiden Schlagerstars (Marcus Reißig und Michael Schülein) rissen mit ihren Tophits das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Das gilt auch für den Abschluss des offiziellen Teils, der heuer den Trommlern von Adam Michnik oblag. Bei ihrer Version von "Ein Hoch auf uns" bewiesen sie Rhythmus.

Die Moderation übernahmen Carina und Alex Jakob sowie Dietmar Schneider. Das Geleiten der Akteure zur Bühne oblag Tambourmajor Sebastian Scherbel. Für ihr großes Engagement für die "Staaberche Fousanocht" wurden Nadine Buckreus und Heidi Beez mit dem Orden des fränkischen Fastnachtsverbands ausgezeichnet. Diese wurde von Marco Anderlik, Vize-Präsident des Fastnacht-Verband-Franken, beim Büttenabend am Freitag persönlich übergeben. Für die musikalische Umrahmung des offiziellen Teils sorgte der Musikverein Steinberg.