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Fähnrich hat glückliches Händchen


Autor: Michael Wunder

Wallenfels, Freitag, 05. Juni 2015

Tradition bei der Prozession in Wallenfels hat das Fahnenschwenken auf der Schwedenbrücke. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Sven Hofmann gelegt.
Der jüngste Stadtrat Sven Hofmann beim traditionellen Fahnenschwenken auf der Schwedenbrücke.  Fotos: Michael Wunder


Bereits in aller Frühe ist an Fronleichnam, dem besonderen Fest in der Flößerstadt, vieles in Bewegung. Die Altäre werden vorbereitet und prachtvoll mit Blumen geschmückt und die Böllerschützen bereiten sich am Leutenberg vor. Es werden die Gewehre an die Soldaten ausgeteilt und anschließend werden nach dem Antreten auch schon der Bürgermeister, der Schwedenfähnrich sowie der Schwedenleutnant zu Hause abgeholt.

"Es ist im Wesentlichen immer der gleiche Ablauf", verrät Günther Stöcker. Er selbst ist Kammerwart und hat sowohl die Gewehre als auch die Uniformen unter sich. Hinter einer doppelten Stahltür in einem Raum im Kulturzentrum sind die Gewehre, deren Verschluss zugeschweißt ist, sauber aufgereiht.

Diese werden, mit einigen Ausnahmen, eigentlich nur an Fronleichnam ausgegeben und anschließend wieder eingesperrt.

Während die rund 100 teilnehmenden Soldaten bereits den Bürgermeister abholen, ist der Kammerwart schon bei seiner nächsten Aufgabe. Er richtet alles für die Ehrungen (siehe Info Box), welche der Hauptmann Christopher Zeuß noch vor Beginn der Kirchenparade und Prozession durchführt, vor.

Wenig später lässt der Hauptmann auch schon lautstark das erste Kommando erschallen: "Präsentiert die Gewehre! Augen nach links!" Im selben Augenblick bewegt sich der Schwedenfähnrich Sven Hofmann mit seiner Mannschaft, die vorher "in Reih und Glied aufgestellt war", mit der Schwedenfahne aus dem Rathaus und begrüßt nach jahrhundertealtem Brauch alle anderen Fahnenträger. Dabei werden die Fahnen gekreuzt.

Im Gleichschritt begibt man sich unter den Klängen des Musikvereins bei der Kirchenparade zum Gotteshaus St. Thomas. Dort wird Christus, in der Brotgestalt des heiligen Altarsakraments in der Monstranz, abgeholt. Pater Jan Poja trägt das Allerheiligste bei der Prozession durch die Straßen der Flößerstadt. Mit dabei sind auch wieder die Statue des Heiligen Sebastian und die Muttergottesstatue, welche von sechs jungen Mädchen in weißen Kleidern getragen wird.

Nach drei Altären, zwei davon wurden nach Auskunft von Ortsheimatpfleger und Vorbeter Franz Behrschmidt neu restauriert, begibt man sich zur Schwedenbrücke, wo als Höhepunkt die Schwedenparade stattfindet.
Dort beginnt Fähnrich Sven Hofmann die Schwedenfahne zu schwingen. Und die darf sich bloß nicht verheddern. Denn eine Legende besagt, dass ansonsten Gefahr für den Frieden besteht. Der junge Stadtrat zeigt sich jedoch auch bei seinem zweiten Einsatz von den vielen hunderten Zuschauern unbeeindruckt und schwenkt die Fahne souverän.

Anschließend wird Pater Jan Poja mit der Monstranz durch den Hauptmann auf die Schwedenbrücke geleitet und erteilt dort den Segen in alle vier Himmelsrichtungen. Mit dem Wallenfelser Heimatlied, welches 1949 von Johannes Baptist Eichhorn verfasst wurde, endet die Zeremonie auf der Brücke. Anschließend feiert man auf dem Platz unterhalb des Rathauses bei idealen Wetterbedingungen einen Gottesdienst unter freien Himmel.
Doch nicht nur die Fronleichnamsprozession ist in Wallenfels einzigartig, vielmehr folgt am morgigen Sonntag noch ein Flurumgang.

Ritual und Ehrungen

Tradition Das Ritual mit der Schwedenfahne geht auf eine jahrhundertealte Legende zurück. So soll ein Fahnenträger aus Wallenfels während des Dreißigjährigen Kriegs die Schwedenfahne versteckt haben. Der Mann fiel im Krieg, doch seine Frau hatte die Fahne vorsorglich versteckt - der Legende nach unter der Schwedenbrücke. Und in Erinnerung an den tapferen Soldaten, der sein Leben ließ, und an die unerschrockene Gattin, wird alljährlich zu Fronleichnam die Prozession mit der Schwedenfahne gestaltet. Seit über 350 Jahren schwenkt deshalb der jüngste Stadtrat die Fahne auf der Schwedenbrücke. Wichtig ist, dass sich diese nicht verheddert. Denn dies würde Gefahr für den Frieden bedeuten.
Ehrungen Hauptmann Christopher Zeuß zeichnete vor der Kirchenparade längjährige aktive Soldaten aus. Es nehmen an der Fronleichnamsprozession teil: Thomas Fischer (zehn Jahre), Stefan Müller und Manfred Werner (beide 25 Jahre), Harald Schneider (30 Jahre) sowie Georg Heibl (40 Jahre). Neu in die Infanterie aufgenommen wurde Lars Bindemann.