In Küps umzingeln zwei ehemalige Bahnhöfe die alte Post
Autor: Andreas Schmitt
Küps, Mittwoch, 26. Dezember 2018
Der Haltepunkt der zweitgrößten Kommune des Kreises ist heute ein ferngesteuerter Standardzustieg. Lange Zeit war das ganz anders. Kuriosum: In Küps stehen zwei ehemalige Bahnhofsgebäude nebeneinander.
Vier Stockwerke ist es hoch - und leuchtet in grüner Farbe. Ins Auge fällt die Vielzahl an Giebeln und Erkern im Dachgeschoss. In einigen der einfachen, rechteckigen und gleichmäßig angeordneten Fenster leuchtet Mitte Dezember Weihnachtsschmuck. Hört sich an wie die Beschreibung eines durchschnittlichen Wohngebäudes.
Vorsicht, Zug kommt: Als in Oberlangenstadt noch gekurbelt wurde
Stimmt, ist aber nur die halbe Geschichte des Hauses, das nicht immer grün war. "Den alten Bahnhof haben sie in den letzten Jahren neu gestrichen", sagt Rolf Schierer, der seit 1996 nebenan wohnt und schon seit den 1980er Jahren als Hobbyfotograf von Zügen unterwegs ist. "Sonst sieht das Haus aber von außen noch wie in den 1930ern aus."
Und damit wie zu jener Zeit, in der sich seine Funktion änderte. Aus dem Bahnhof der Marktgemeinde wurde ein Wohnhaus, dessen Wohnungen die Bahn vor allem in den Anfangsjahren oft an ihre Mitarbeiter vermietete.
Neuer Bahnhof kleiner
Den Grund für den Bau des neuen, deutlich kleineren Bahnhofs wenige Meter neben dem alten erläutert Rudolf Mayer: "Als die Strecke 1936 generalsaniert wurde, baute man den neuen Bahnhof näher an den Bahnübergang heran, um den Schrankenwärter einzusparen", erinnert sich Mayer, der von 1956 bis 1967 Aufsichtsbeamter und Fahrdienstleiter in Küps war. "Das erledigte dann der Aufsichtsbeamte mit." Heute fahren Autos unabhängig von den Zügen durch eine Unterführung. Bis 1999 war das anders: Die Straße verlief oberirdisch und der Verkehr zwischen Ortsmitte und Tüschnitz stockte, wenn ein Zug kam.
Das raubte Zeit, war aber typisch für den Bahnhof, der sich erst mit der Zeit zum ferngesteuerten Halt von heute entwickelte. Nicht nur der Bahnübergang ist Geschichte, auch die Gebäude werden anders genutzt: Der "neue" Bahnhof steht leer, in der früheren Post sind Wohn- und Geschäftsräume. Wo früher die Güterhalle mit eigenem Ladegleis war, befindet sich der örtliche Teil des elektronischen Stellwerks. Rolf Schierer: "Hier wurde alles geladen, was es in Küps gab - vor allem Waren der Korbhändler und der Porzellanfabrik."
15 Personen in Lohn und Brot
"Täglich wurden bis zu fünf Wagen mit Stückgut empfangen und versendet", erinnert sich Rudolf Mayer. Bis zu 15 Personen standen am Bahnhof in Lohn und Brot - Aufsichtsbeamte, Fahrdienstleiter, Schalteristen. Und Küps war als Bahnhof vielen Bahnangestellten ein Begriff. Hier stand das einzige mechanisierte Einheitsstellwerk der Region, welches oft zu Ausbildungszwecken genutzt wurde.